Meine Hilfe zählt Er will armen Kindern ein Mittagessen geben

Trier · Meine Hilfe zählt: Weil immer mehr Eltern 3,70 Euro für eine warme Mahlzeit nicht zahlen können, bittet der gemeinnützige Verein Jugendzentrum Mergener Hof um Spenden.

 Kai Wichmann, Leiter des Trierer Jugendzentrums Mergener Hof, hofft, das die Einrichtung bald ärmeren Kindern ihr Mittagessen so weit bezuschussen kann, dass die Eltern sie nicht mehr davon abmelden müssen. Spenden der TV-Leser sollen dies ermöglichen.

Kai Wichmann, Leiter des Trierer Jugendzentrums Mergener Hof, hofft, das die Einrichtung bald ärmeren Kindern ihr Mittagessen so weit bezuschussen kann, dass die Eltern sie nicht mehr davon abmelden müssen. Spenden der TV-Leser sollen dies ermöglichen.

Foto: TV/Katja Bernardy

An diesem Montagmorgen war Miriam Schmitt (Name geändert) in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett gekrochen. Um fünf Uhr hatte der Wecker geklingelt, um halb sechs saß sie im Bus auf dem Weg zur Arbeit. Gegen Mittag hat sie schon sechs Stunden geputzt, auch dort, wo Familien, die es sich leisten können, schöne Stunden verbringen. Etwa im Trierer Stadtbad. Ab dem frühem Nachmittag wird sie wieder Böden reinigen, Fensterbänke abwischen, Müll rausbringen – bis zu ihrem Feierabend um 23 Uhr. Schmitt ist alleinerziehend, arbeitet Vollzeit und ist Mutter mehrerer Kinder. „Drei wohnen noch zu Hause“, sagt sie.  Auch die Jüngsten, Zwillinge, 12 Jahre alt, ein Junge und ein Mädchen. Kürzlich hat sie ihre Tochter vom Mittagstisch abgemeldet. Das Geld dazu fehlt.

Armut kommt oft versteckt daher. Abmeldungen vom Mittagstisch häufen sich oder dass Eltern, die Vollzeit arbeiten und dennoch nur schwer über die Runden kommen, ihre Rechnung nicht begleichen können. Das sagt Kai Wichmann, Leiter des Jugendzentrums MJC. Diese Abkürzung stand ursprünglich für Marianische Jünglings-Congregation, heute steht das J für Jugend, Trierer sprechen von der „Miez“. Zwischen 13 und 14.30 Uhr kommen zurzeit 45 Kinder von der Förderschule bis zum Gymnasium nach Schulschluss ins Jugendzentrum.

Wichmann erinnert sich an eine Unterhaltung: „Ein Junge hatte ein neues I-Phone. Der andere sagte dann: ’So viel wie das I-Phone gekostet hat, haben wir im ganzen Monat zur Verfügung’.“

Die Kinder sind zwischen sechs und 18 Jahren alt und die MJC legt Wert darauf, Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Schichten zusammenzubringen, auch um Ängste und Vorurteile abzubauen.

An diesem Montag hat ein Caterer Salat, Püree und Schnitzel mit Soße für die Fleischessenden gebracht, für die Vegetarier gibt es ein anderes Essen. 3,70 Euro kostet ein Essen. Mal zwanzig, das sind 74 Euro pro Monat, pro Kind. Sechs Kinder seien zurzeit vom Mittagstisch abgemeldet, sagt Wichmann. Früher sei das hin und wieder bei einem Kind vorgekommen.

Miriam Schmitt ist keine, die laut ist und nach mehr Gerechtigkeit schreit. Dabei hätte sie allen Grund dazu. Sie arbeitet häufig mehr als 40 Stunden die Woche und erhält keine staatliche Unterstützung. Etwa um Wohngeld zu erhalten, liegt sie 6,50 Euro über der maßgeblichen Grenze, wie sie sagt. Sorgen bereitet ihr auch eine anstehende Klassenfahrt. Kosten: 330 Euro. Über die Abmeldung vom Mittagstisch habe sich die Tochter nicht beschwert, sie nehme nun immer etwas von zu Hause mit, aber auf die Klassenfahrt möchte sie nicht verzichten. „Ich gucke, dass ich es irgendwie hinbekomme“, sagt die Alleinerziehende. Sie könne den Kopf nicht hängenlassen, irgendwie gehe es immer weiter. Auch der Umzug in eine kleinere Wohnung steht an. Damit mehr Geld in der Haushaltskasse bleibt.

Damit im Jugendzentrum in der Trierer Rindertanzstraße wieder alle am Tisch sitzen und nach dem Büffeln in der Schule gemeinsam essen können, hat die MJC das Meine-Hilfe-zählt-Projekt „Warmer Mittagstisch für bedürftige Kinder“ auf der Spendenplattform des Trierischen Volksfreunds eingestellt (www.meine-hilfe-zaehlt.de). Auch weil Wichmann und seine Kollegin Petra Heib-Kremer beobachten, welche „fatale Folgen“ es bei  Kindern hat, die billige mitgebrachte Fertiggerichte aufwärmen und essen. „Die  Konzentration der Kinder nimmt ab, es kommt zu  Mangelerscheinungen“, sagt Wichmann. „Wir können nicht tatenlos zusehen.“ Die MJC-Mitarbeiter bemühten sich, auch diese Kinder „ganz im Sinne einer christlichen und solidarischen Gemeinschaft“ mittags zu verpflegen. Allerdings seien die Mittel als gemeinnütziger Verein begrenzt.

Nach Schätzungen des Kinderschutzbundes gilt in Deutschland jedes fünfte Kind als arm. Zahlreiche Studien belegen, was Wichmann und Heib-Kremer täglich beobachten: dass Armut schwerwiegende Folgen für die Entwicklung der Kinder hat. Laut Kinderschutzbund sinken die Chancen auf einen guten Bildungsabschluss, Gesundheit und körperliche Entwicklung leiden, die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben bleibt oftmals verwehrt.

 MHZ_Spendenstand_2611

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Foto: TV/Schramm, Johannes
  Ein Mittagessen im  Mergener Hof kostet die Kinder 3,70 Euro. Steht ein Fleischgericht auf dem Speiseplan, gibt es immer auch eine vegetarische Alternative.

Ein Mittagessen im  Mergener Hof kostet die Kinder 3,70 Euro. Steht ein Fleischgericht auf dem Speiseplan, gibt es immer auch eine vegetarische Alternative.

Foto: TV/Katja Bernardy

TV-Leser können unter der Projektnummer 72586 dazu beitragen, dass bei der „Miez“ alle Schüler gemeinsam zu Mittag essen können. Betroffene Eltern zahlen dann künftig nur noch einen Euro, mit Hilfe der Spenden sollen die dann fehlenden 2,70 Euro finanziert werden.

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