Soziales Friedensbotschafterin bittet um Hilfe

Trier/Wittlich · „Meine Hilfe zählt”: Volksfreund-Leser haben schon mehr als 100 000 Euro für Wittlicher Menschenrechtsorganisation gespendet. Katrin Bornmüller bittet weiter um Mithilfe.

 Im vergangenen Dezember wurde Katrin Bornmüller für ihr Engagement geehrt.

Im vergangenen Dezember wurde Katrin Bornmüller für ihr Engagement geehrt.

Foto: TV/IGFM

Friedensbotschafterin darf sich Katrin Bornmüller seit vergangenem Jahr nennen. Während einer Zeremonie in Albanien war ihr der Ehrentitel verliehen worden (der TV berichtete). Weil sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für Menschenrechte einsetzt, gefolterten, verfolgten und in Armut lebenden Menschen hilft. Dabei ist sie schon 78 Jahre alt.

„O Graus“, kommentiert die Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) Wittlich ihr Alter. Und sie sagt, dass sie für ihre Arbeit gerne 20 Jahre jünger wäre, aber noch viel Elan habe und den ganzen Tag arbeite. „Heute ging der 463. Transport raus“, sagt Bornmüller. Von Wittlich nach Bosnien-Herzegowina. Gemeinsam mit ihrem Mann, der vor genau fünf Jahren verstorben ist, hatte sie die IGFM in der Säubrennerstadt aufgebaut. „Mich fasziniert bis zum heutigen Tag, dass wir wirklich helfen.“ Und viele Menschen unterstützen die Ehrenamtlerin. TV-Leserinnen und -Leser haben seit dem Start der Spendenplattform des Trierischen Volksfreunds „Meine Hilfe zählt“ im Jahr 2010 rund 115 000 Euro für Projekte der IGFM gespendet – und damit vielen Menschen geholfen.

Die Wittlicherin ist zig Hilfsbedürftigen, die ein schweres Schicksal erlitten haben, seitdem persönlich begegnet: Etwa dem jungen Mann, 32, der vor dem Überfall durch den Islamischen Staat (IS) mit seinem Auto, das manipuliert worden war, schwer verunglückte. Als Katrin Bornmüller ihn besuchte, lag er in einem von der IGFM gespendeten Krankenbett. Oder die Menschenrechtsorganisation finanziert Näh- und Alphabetisierungskurse. „Welch eine Freude, schreiben lernen zu dürfen“, beschreibt Bornmüller, was sie beobachtet hat. Oder die IGFM bewahrt vor Hunger und hilft Geflüchteten, um einige weitere Projekte zu nennen.

Viele Bilder hat Bornmüller im Kopf, „die mich nicht zur Ruhe kommen lassen.“ Sie denkt an den jungen Mann, dem der so genannte IS einen Arm abhackte, weil er nicht Kämpfer werden wollte. Sie denkt an das Mädchen, das drei Mal vergewaltigt, geschlagen und misshandelt worden war.

Rund 200 Gespräche hat sie nach eigenen Angaben bis heute mit Opfern der Terrororganisation IS geführt. „Ich lebe eigentlich in einer anderen Welt, seitdem ich in den Lagern war.“ Vieles habe für sie an Bedeutung verloren. Seit 2014 hilft die IGFM auch Flüchtlingen im Nordirak. Im Oktober 2018 war die Vereinsvorsitzende zuletzt dort, hat Flüchtlingslager besucht und schildert das Erlebte:

Für die meisten jesidischen und christlichen Flüchtlinge sei die Aussicht schlecht, in naher Zukunft in die Heimat zurückkehren zu können. Arabische und kurdische Clans hätten unmittelbar nach der Flucht das Eigentum der Geflüchteten besetzt, Politiker sähen teilnahmslos zu, Beamte bearbeiteten die Anträge auf Rückkehr schleppend. Korruption und Vetternwirtschaft erschwerten die Wiederherstellung einer angemessenen Infrastruktur für Flüchtlinge, die zurückkehren wollten. Hinzu komme, dass das internationale Interesse an der Lage der Flüchtlinge abnehme. Die Folge: Die Lage in den Flüchtlingslagern verschlechtere sich.

Bornmüller fasst ihren neunten Besuch im Nordirak mit vier Worten zusammen: „Es fehlt an allem!“ Besonders dramatisch sei die Lage der Frauen. Denn immer noch kämen zumeist Frauen und Kinder an, die sich aus den Fängen des IS selbst hätten befreien können oder von ihren Angehörigen freigekauft worden seien.

 Beschenkte Menschen in Albanien. Trotz der Schikanen am albanischen Zoll motivieren solche Bilder das Netzwerk zum Weitermachen.

Beschenkte Menschen in Albanien. Trotz der Schikanen am albanischen Zoll motivieren solche Bilder das Netzwerk zum Weitermachen.

Foto: m_wil <m_will@volksfreund.de>
 Zu den Aufgaben gehören auch Hilfstransporte nach Osteuropa.

Zu den Aufgaben gehören auch Hilfstransporte nach Osteuropa.

Foto: Kathrin Bornmüller

Die IGFM Wittlich benötigt 10.000 Euro für das „Meine Hilfe zählt“-Projekt „Hilfe für traumatisierte IS-Opfer und Flüchtlinge in Kurdistan Irak“. Das Foto zu diesem Projekt auf der Internetseite der Spendenplattform (www.meine-hilfe-zaehlt.de)zeigt die Wittlicherin inmitten zweier Frauen, eine hält ein kleines Kind auf dem Schoß, ihre Blicke sind leer. Die IGFM Wittlich möchte, sobald es geht, den nächsten Hilfsgütertransport mit Winterkleidung, Schuhen, Hygieneartikeln, Verbandszeug, Medikamenten, Nähmaschinen und Zubehör in den Irak entsenden. „Dafür erbitten wir Ihre Mithilfe“, appelliert Bornmüller an die Volksfreundleser. Sie können das mittlerweile 19. „Meine Hilfe zählt“- Projekt der IGFM Wittlich unter der Nummer 66638 unterstützen.

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