Meinung Pro: Mit der Partnerschaft neue Perspektiven eröffnen

Man könnte mit der gleichen Berechtigung fragen: Wie sinnvoll ist es, dass die Universität Trier eine Beziehung mit der Universität Xiamen eingeht und ein Konfuzius-Institut gründet?

Oder dass das Land Rheinland-Pfalz eine Partnerschaft mit der Provinz Fujian unterhält? Anders gefragt: Sollte man nicht den ganzen zivilgesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Austausch mit China abbrechen? Warum nicht auch den Strom der chinesischen Touristen nach Trier unterbinden oder schwieriger gestalten - ebenso umgekehrt die Kooperation, die zum Beispiel die Handwerkskammer bereits sondiert? Dies wäre eine prinzipienfeste Einstellung.

Man könnte auch sagen, eine fundamentalistische - denn es gibt hinsichtlich der Menschenrechte (die bekanntlich eine quasi-religiöse Bedeutung angenommen haben) ebenso einen Fundamentalismus wie in den Religionen selbst.

Zum Glück agieren nicht alle so fundamentalistisch. So war im März zu lesen, Cem Özdemir und Antje Vollmer von den Grünen seien auf Einladung der KP Chinas nach Peking gereist, um dort an einer von der Heinrich-Böll-Stiftung organisierten Konferenz teilzunehmen. So sieht sinnvolles politisches Engagement aus. Denn um besser zu verstehen, was in China passiert, brauchen wir nicht die gesinnungsethisch motivierte Unterbindung von Kontakt, sondern genau das Gegenteil. Kennenlernen der Situation vor Ort und Zusammenarbeit eröffnen uns meist neue Dimensionen der Wahrnehmung und machen angemessenere Einschätzungen möglich.

Dies könnte auch zu einer ausgewogeneren Berichterstattung in den Medien führen, denn hierzulande ist das Chinabild in hohem Maße durch selektive Wahrnehmung und eigenkulturelle Präferenzen verzerrt. Wir werden die Verhältnisse dort von Trier aus nicht verändern können. Abgesehen von der Anmaßung, die darin läge, ist China dafür zu groß und besitzt eine zu lange eigene politische und kulturelle Tradition; auch hat China im 19 Jh. zu sehr unter westlicher Aggression gelitten.

Wir können uns aber bemühen, China besser zu verstehen. Und so könnte eine Partnerschaft mit Xiamen uns eine neue Perspektive eröffnen - nicht nur auf die Verhältnisse in China selbst, sondern auch auf die vielen willkommenen Gäste von dort, die Trier immer häufiger besuchen.

Professor Dr. Karl-Heinz Pohl lehrte von 1992 bis Mitte 2010 Sinologie (Chinakunde) an der Universität Trier.

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