Ortsbeirat Gartenfelder gegen weiteres Einkaufszentrum

Trier-Mitte-Gartenfeld · Die Vertreterinnen der Verwaltung haben keine leichte Mission im Ortsbeirat: Sie müssen die im Stadtteil unbeliebten Pläne für ein Einkaufszentrum vorstellen.

 Dank Nahkauf und anderen Geschäften fühlen sich die Gartenfelder nicht unterversorgt.

Dank Nahkauf und anderen Geschäften fühlen sich die Gartenfelder nicht unterversorgt.

Foto: Friedhelm Knopp

„Eine aufgezwungene Wohltat, von der das Gartenfeldviertel nur Nachteile hätte“ - das ist der Tenor im Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld bei der Diskussion über die geplante Entwicklung eines Nahversorgungszentrums (NVZ) zwischen Schönborn- und Güterstraße. Kein Wohlwollen ernteten die Vertreterinnen der Verwaltung, als sie in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats die Visionen für das Dreieck Güterstraße/Schönbornstraße und Bahngelände vorstellten.

Auf dem frei gewordenen Gelände des alten Güterbahnhofs soll mit Hilfe eines Privatinvestors großflächiger Einzelhandel angesiedelt werden. Von der Stadt bevorzugt würden ein Nahkauf/Rewe und ein Aldi-Markt mit insgesamt rund 2200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Damit, so die Argumentation der Stadt, könne die „nachgewiesene Unterversorgung der Stadtteile Gartenfeld und Alt-Kürenz behoben werden“. Die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans „Zwischen Kürenz und Güterstraße“ hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.


Während das Thema NVZ im Kürenzer Ortsbeirat weitgehend positiv gesehen wurde (der TV berichtete), ist die Haltung im Gartenfeld kontrovers. „Wo ist bei uns eine Unterversorgung?“, fragen viele Anwohner und verweisen auf die Gartenfeldstraße mit Nahkauf, Bank, mehreren anderen Geschäften und einer Bäckerei. So sehen es auch die Ortsbeiratsmitglieder, von denen nebst Ortsvorsteher Dominik Heinrich einige selbst Gartenfeldbewohner sind und die Verhältnisse kennen.
Für die Vertreterinnen des Stadtplanungsamtes und des Amtes für


Stadtentwicklung war es somit keine leichte Mission, die sie in der Sitzung im Café Momo an der Gartenfeldstraße zu erfüllen hatten. Anhand einer umfassenden Dokumentation erläuterten Christiane Schwarz, Julia Schäfer und Elke Dilzer die Verkehrsdaten, Bedarfsanalysen und Größenordnungen eines NVZ auf dem ehemaligen Bahngelände.


Die Zahlen verursachten beim Publikum Stirnrunzeln: etwa ein Plus an 1000 Fahrzeugen, das die Güterstraße dann frequentieren werde, darunter – so die Prognose – fast 40 schwere LKW. Dem sei jedoch der Einmündungsbereich Güter-/Gartenfeld rechnerisch gewachsen. Es werde dort nur zu den stadtüblichen Wartezeiten kommen. Fazit: „zehn Prozent mehr Verkehr in diesem Bereich“. Christiane Schwarz: „Einen Verkehrszusammenbruch halte ich dort für nicht wahrscheinlich.“ Dazu Rosemarie Wessel, stellvertretende Ortsvorsteherin: „Das sind vielleicht Ihre Prognosezahlen, aber wie sieht später die Wirklichkeit aus?“
Nicht akzeptiert wurde die Begründung der Stadt, dass Alt-Kürenz und Gartenfeld erheblich unterversorgt seien, und Bau eines NVZ sei das geeignete Mittel dagegen. Die örtliche Nahversorgung sei im Gegenteil sogar gut.

Dazu Ratsmitmitglied Richard Rosheck: „Man sollte dem NVZ nicht noch das Mäntelchen bessere Versorgung im Gartenfeld“ umhängen, weil es definitiv eine Verschlechterung für den Stadtteil bringen wird. Ähnlich sahen es die anderen Ratsmitglieder in der lebhaften Aussprache. „Mir macht das Angst, hängt man unser Gartenfeld ganz ab? Man muss doch auch an die Menschen denken“, meinte Edith Centner-Wommer. Ortsvorsteher Dominik Heinrich: „Ist das noch Nahversorgung angesichts der geplanten Dimensionen? Diese Berechnungen gehen am Lebensgefühl der Menschen hier vorbei.“ Wirklich eine Nahversorgung nötig hätten dagegen Kernscheid oder Olewig – da gebe es nämlich nichts. Heinrich wies auch darauf hin, dass der Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld das bestehende Einzelhandelskonzept der Stadt schon in der Vergangenheit nicht akzeptiert habe.


Kann der Ortsbeirat dieses NVZ verhindern? Die Frage wurde gestellt; eine Antwort war aber nicht möglich. Zunächst soll ein ausführliches Papier ausgearbeitet werden, auf dem der Beirat klar Position bezieht und seine Ablehnung formuliert und begründet.

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