Weinwirtschaft Messe „Pro Wein“: Winzer aus der Region Trier zieht es im Mai nach Düsseldorf – doch manche bleiben fern

Trier/Düsseldorf · Vom 15. bis zum 17. Mai lockt die Messe „ProWein“ ein internationales Publikum nach Düsseldorf. Auch Winzer aus der Region Trier werden dabei sein – doch längst nicht alle. Dafür gibt es Gründe.

Messe „Pro Wein“ lockt im Mai auch Winzer aus der Region Trier nach Düsseldorf
Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Egal, ob normaler Genießer, Winzer oder Großkellerei-Inhaber – sie alle und noch mehr Menschen blicken gen Düsseldorf, wenn vom 15. bis zum 17. Mai die Messe ein internationales Publikum zur „ProWein“ in die NRW-Landeshauptstadt lockt. Mit einem großen Gemeinschaftsstand ist auch der Moselwein e.V, aus Trier dabei. 45 Betriebe von Mosel, Saar und Ruwer präsentieren hier ihre Weine, darunter auch Neulinge wie Lex-Ambré aus Leiwen, Gindorf aus Lieser und Meurer aus Reil.

Der Grad der Zustimmung der Winzer und Abfüller, die nach der Corona-Zeit erstmals wieder in die NRW-Landeshauptstadt anreisen, fällt dabei unterschiedlich stark aus. So macht Martin Kerpen, Inhaber eines Acht-Hektar-Betriebes in Wehlen (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Vorstandsvorsitzender des Bernkasteler Rings, geltend: „Eigentlich kommt die vom März in den Mai verlegte ProWein ungelegen“ – wegen des Termindrucks für den Winzer durch Proben, Arbeiten im Wingert und weil der Handel sein Programm für das laufende Jahr schon komplettiert. Trotzdem sind Vater Martin und Sohn Matthias Kerpen in Messehalle 13 am Stand der Moselwein mit dabei, denn: „Da haben wir über die Jahre immer wieder neue Kunden gewonnen.“

Kerpens Kollege Johannes Selbach nimmt ebenfalls noch teil, will aber nach Ablauf der ProWein entscheiden, ob die 2022er für ihn die letzte war. Die Gründe sind für den international orientierten Winzer, der sich in Halle 1 am Stand C 69 präsentiert, unterschiedlich. Vor allem: „Die Messe wird immer größer und unübersichtlicher und der Fokus und damit auch viele unserer potentiellen Kontakte, gehen in diesem Gedränge und riesigen Areal buchstäblich verloren.“ Außerdem: „Die Messe wird immer teurer und verlangt stets mehr Aufwand, um daran teilzunehmen. Selbst die eigenen Eintrittskarten und Parkausweise müssen jetzt aufwendig online besorgt werden.“

In diesem Jahr nicht mit dabei ist einer der profiliertesten Saarwinzer, Florian Lauer aus Ayl. Den Grund haben Erfahrungen aus der Lockdown-Zeit geliefert: „Es hat sich in den Corona-Jahren gezeigt, dass wir dank Internet und Online-Meetings unsere Kunden auf der ganzen Welt auch ohne diese Messe mittlerweile ganz gut erreichen und mit ihnen kommunizieren können.“

Den Kontakten auf der Messe mangele es zudem an Tiefe: „Die Verkostungsqualität an einem Messestand ist zudem nicht vergleichbar mit einem persönlichen Besuch auf dem Weingut bzw. der individuellen Probe zu Hause.“ Dem gegenüber setzt Grit Schedlinski von Günther Jauchs Weingut Von Othegraven in Kanzem ganz auf die ProWein. Der Grund: „Die ProWein als Weltleitmesse der Wein- und Spirituosenbranche bietet uns aber auch die ideale Plattform für Networking und die Möglichkeit, internationales Publikum (Kunden, Lieferanten und Interessenten) zu treffen sowie neue Trends aufzuspüren.“

Ansgar Schmitz, Geschäftsführer und Pressesprecher des Moselwein e.V., betont vor allem den Nutzen der Messe für die Teilnehmer. Trotzdem kann er die Beweggründe der „Verweigerer“ gut nachvollziehen: Zum Beispiel: „Durch Corona haben viele Weingüter ihre Kommunikation digitalisiert, auch in Hinblick auf Fachkunden, vor allem im Ausland. Das hat bei vielen wohl sehr gut funktioniert, so dass sie nun den teuren Messeauftritt sparen und weiter auf Online-Verkostungen mit Händlern und Importeuren setzen. Ein renommierter Winzer sagte mir, dass er statt Messe dann lieber mal zu wichtigen Kunden im Ausland reist.“ Und noch etwas: „2021 hat bei vielen Betrieben infolge von Peronospora (falscher Mehltau) eine recht kleine Erntemenge gebracht. Sie haben schlicht nicht genug Wein um auf der Messe aufzuschlagen.“

Ganz bewusst hat sich Peter Kriechel, in Tateinheit Winzer in Ahrweiler und Vorsitzender der Gebietsweinwerbung Ahrwein, für die Teilnahme entschieden – und blickt dabei auf die Folgen der Flutkatastrophe im Juli 2021: „Wir wollen zeigen: Wir sind noch da.“ Spezieller: „Es gibt noch Wein, den Ihr trinken könnt.“ Seine Kompetenz in Sachen Riesling, Spät- und Frühburgunder will Kriechel am Ahrwein-Gemeinschaftsstand zusammen mit den Kollegen von der Genossenschaft Dagernova aus Dernau und der Maibachfarm darstellen. Zudem sei noch die Genossenschaft aus Mayschoß mit einem eigenen Stand am Start. Kriechel schätzt die Messe auch als Ort des gepflegten Austauschs: „Das ist wie bei einem Klassentreffen.“

Einen relativ radikalen Ansatz verfolgt Andreas Göpfert vom Haus des Frankenweins in Würzburg: „Wir Franken träumen von einer neuen Weinmesse mit Winzern und einem Publikum aus dem deutschsprachigen Raum.“ Das Land der Silvaner und Bocksbeutel ist darum zum ersten Mal nicht mit einem eigenen Gebietsstand. Über den Stand des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) seien aber bekannte Güter wie Wirsching und May dann doch in Düsseldorf vertreten.

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