Infrastruktur Trierer Messeparkhalle: Ausbau für Schulsport dreimal so teuer

Trier · Die Stadt müsste wohl zwei Millionen Euro ausgeben, um den Bau fit für Sportunterricht zu machen - deutlich mehr als bislang angenommen. Die Verwaltung hat bereits ihre Schlüsse gezogen.

 Die Idee schien einleuchtend: An 299 von 365 Tagen ist die Messeparkhalle laut Oberbürgermeister Wolfram Leibe nicht belegt. Doch die Umrüstung zur Teilzeit-Sporthalle ist wohl deutlich teurer, als die Stadt geschätzt hat. TV-Fotos (3): Benedikt Laubert

Die Idee schien einleuchtend: An 299 von 365 Tagen ist die Messeparkhalle laut Oberbürgermeister Wolfram Leibe nicht belegt. Doch die Umrüstung zur Teilzeit-Sporthalle ist wohl deutlich teurer, als die Stadt geschätzt hat. TV-Fotos (3): Benedikt Laubert

Foto: (h_st )

Der Ausbau der Messeparkhalle zur Teilzeit-Sporthalle kostet deutlich mehr, als Bau- und Sportdezernent Andreas Ludwig zunächst geschätzt hatte. Laut Machbarkeitsstudie eines externen Ingenieurbüros, deren Ergebnisse am heutigen Dienstag bekanntgegeben werden, müsste die Stadt allein an Baukosten 1,75 Millionen Euro zahlen. In dieser Rechnung sind allerdings noch keine Baunebenkosten - etwa für die Planung oder für die Versicherung - und nicht die Anschaffung von Sportgeräten berücksichtigt.

Auch der zusätzliche Busverkehr, der Schüler zum und vom Sportunterricht in der Halle bringen müsste, ist nicht in die Rechnung eingeflossen. Ludwig hatte noch im Januar verkündet, dass es geschätzt nur 500 000 Euro kosten würde, das Gebäude so herzurichten, dass Sport dort möglich sei (der TV berichtete).

Die Stadtspitze hatte im Frühling dafür plädiert, die Messeparkhalle zur Teilzeit-Sporthalle aufzurüsten, so dass sie als Übergangslösung zur Verfügung steht, wenn die Wolfsberghalle neu gebaut wird. An 299 von 365 Tagen ist die Messeparkhalle laut Oberbürgermeister Wolfram Leibe nicht belegt. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung im April, die Machbarkeit dieses Vorhabens noch einmal genauer zu prüfen. Die extern vergebene Studie stellte Dezernent Ludwig nun im Schulträgerausschuss vor. Die Verwaltung beurteilt die neu ermittelten Kosten als zu hoch, um das Projekt zu realisieren.

Laut Machbarkeitsstudie kosten alleine die Umkleiden in der Messeparkhalle 875 000 Euro. Ein Teil von ihnen müsste barrierefrei sein, weil die Halle auch von körperlich behinderten Schülern genutzt würde. Außerdem müssten weitere Gebäudeteile errichtet werden, in denen die Sportgeräte lagern - weitere 576 000 Euro. Auch die bereits eingebaute Lüftungsanlage müsste aufgerüstet werden. Damit Schüler in der Halle trainieren können, planten die Ingenieure, den großen Hallenteil mit Trennvorhängen zu dritteln. Die drei entstehenden Felder sollten auch für den Vereinssport im Trainings- und Spielbetrieb genutzt werden können. Etwa 240 000 Euro wären für die transportablen Sportböden angefallen, die während des Messebetriebs verräumt würden. Die Studie selbst hat 14 600 Euro gekostet.

Die Wolfsberghalle, für die die Messehalle ursprünglich als Ausweichmöglichkeit gedacht war, soll nach jetzigem Stand neu gebaut werden. Entscheiden muss das allerdings noch der Stadtrat. Laut Stadtsprecher Michael Schmitz prüft die Verwaltung nun, ob Trier dafür finanzielle Unterstützung des Bundes bekommen kann. Im besten Fall zahlt der Bund dann 90 Prozent der Kosten aus dem kommunalen Investitionsprogramm. Um an die Mittel zu kommen, muss die Stadt aber schon fertige Pläne für die neue Halle vorlegen - bis es so weit ist, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Solange die Halle noch steht, sollen die Trennvorhänge in der Halle repariert oder ausgetauscht werden, so dass dort Schulklassen wieder geregelt Schulsport betreiben können.

Es gibt noch keine Pläne, wohin nun die Schulklassen ausweichen sollen, wenn die Wolfsberghalle abgerissen und neu gebaut wird. Die Ergebnisse der Studie und die Konsequenzen daraus werden in den kommenden Monaten in verschiedenen Ausschüssen und im Stadtrat besprochen.Meinung

Um 250 Prozent verschätztMal ehrlich: Wie kann man sich um mindestens 250 Prozent verschätzen? Sicher - niemand kann die Baukosten auf den Cent genau nennen. Aber als Bau- und Sportdezernent Andreas Ludwig im Januar verkündete, der Ausbau der Messehalle würde rund 500 000 Euro kosten, lag er so sehr daneben, dass die Stadt nun 14 600 Euro für eine vielleicht unnötige Studie ausgegeben hat - und viel wichtiger: zehn Monate kostbare Zeit beim Thema Sporthallen verstrichen sind. b.laubert@volksfreund.deExtra: MARODE WOLFSBERGHALLE: SO FING ALLES AN

 Die Wolfsberghalle muss saniert oder neu gebaut werden.

Die Wolfsberghalle muss saniert oder neu gebaut werden.

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An der Halle der IGS scheint nichts intakt: Wasser dringt etwa ein und der Hallenboden wird instabil. Der Fall ist exemplarisch für weitere Hallen. Deshalb sucht die Stadt nach Ersatz. Ab Juli 2015 prüfte die Stadt selbst, ob die Messehalle dafür infrage kommt.

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