Messerstecher gesteht vor Gericht

Trier · Ein 29-Jähriger aus Köln hat im Januar in Trier eine junge Griechin bewusstlos geschlagen und einen Studenten mit einem Messer schwer verletzt. Am ersten Tag seiner Verhandlung vor dem Landgericht Trier gesteht er die Taten und zeigt Reue: "Ich war in beiden Fällen extrem alkoholisiert. Es tut mir unendlich leid."

Trier. "Wir würden Sie gerne kennenlernen", sagt Armin Hardt. Der Vorsitzende Richter der dritten großen Strafkammer beginnt seine Verhandlungen oft mit diesem Satz. Hardt will ergründen, wie der Tatverdächtige gelebt hat, wo er herkommt und wie er tickt. "Ich werde reden", sagt der Mann auf der Anklagebank. Sowohl über sein Leben als auch über die Taten, die man ihm vorwirft.
So kommt der 29-Jährige am Beginn seines Prozesses am Donnerstagmorgen in eine Situation, in der er offenbar noch nicht oft war. Er soll einfach erzählen. Kurz und abgehackt, in Satzfragmenten und manchmal mühsam herausgepressten einzelnen Worten antwortet er auf die Fragen des Vorsitzenden und skizziert ein trauriges Bild.
Trennung der Eltern, Ärger mit der Mutter, Heimaufenthalte, die erste Jugendstrafe mit 15 wegen Sachbeschädigung und Beihilfe zum Einbruch. Danach folgen weitere Haftstrafen wegen bewaffneten Raubes und Körperverletzung. Insgesamt zehn seiner 29 Jahre hat er in der Justizvollzugsanstalt Wittlich verbracht. Er hat keinen Schulabschluss, abgesehen von einer Ausbildung hinter Gittern zum Schlosser fand ein Berufsleben bisher nicht statt. Im Dezember 2012 ist er aus der Haft entlassen worden und kam in einer Trierer Einrichtung für Wohnungslose unter.
Ebenso kurz und trocken wie über sein bisheriges Leben spricht der Angeklagte über die Vorwürfe, die Staatsanwalt Wolfgang Barrot vorträgt. Zwei Angriffe, zwei Opfer, zweimal gefährliche Körperverletzung. Am 3. Januar griff der 29-Jährige eine junge Griechin an, als er - wie er selbst sagt - "betrunken durch die Stadt lief". Der Alkohol sei ein großes Problem. "Am Wochenende hatte ich dann schon mal eine Flasche Whisky oder Wodka pro Tag." Sein Streifzug führte ihn durch die Nordallee, wo er die Griechin traf, die gerade per Handy mit ihrer Mutter telefonierte. Er versetzte ihr einen Stoß in den Rücken. Als sie sich umdrehte, schlug er ihr mit der Faust ins Gesicht, so dass sie bewusstlos zu Boden stürzte. Seine Begründung vor Gericht: "Im Suff dachte ich halt, sie habe sich über mich lustig gemacht."
Der Dolmetscher richtet der jungen Frau die Entschuldigung des Angeklagten aus. Sie nimmt sie kommentarlos zur Kenntnis und verlässt nach ihrer Vernehmung sofort den Sitzungssaal.
Am 7. Januar war der 29-Jährige wieder in Trier unterwegs, wieder war er betrunken. "Aus Frust über meine Lebenssituation", sagt er vor Gericht. Dieser Frust habe ihn dann auch animiert, geparkte Autos in der Deutschherrenstraße mit einem Messer - "hab ich mir mal zum Schutz gekauft" - zu zerkratzen und Außenspiegel abzutreten. Das hörte ein 23-jähriger Maschinenbau-Student. Er verließ seine Wohnung, um den Randalierer zu stellen.
Es kam zum Kampf. Der Angeklagte gibt zu, sein Messer eingesetzt zu haben. "Ich habe die Übersicht verloren und in Panik gehandelt", sagt er vor Gericht. Der Student erlitt tiefe Stiche in die Schulter und den Nacken sowie Schnitte im Gesicht. Er musste notoperiert werden. Der Angeklagte lief weg und versteckte sich. Einige Tage später wurde er verhaftet.
"Es tut mir unendlich leid", sagt der Täter vor Gericht. Das Opfer antwortet nur leise: "Alles klar, danke."
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt - unter anderem mit dem Gutachten der Psychiaterin Silvia Leupold.

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