Portrait Michael Frisch Organist, Lehrer, Landesparteivorsitzender

Trier · Michael Frisch ist Wahlkreiskandidat der AfD in Trier. Der studierte Mathematiker hofft bei der Landtagswahl auf „10 Prozent plus x, wobei x größer 1“ der Stimmen.

 Michael Frisch, Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Trier, in seinem Garten in Trier-Feyen.

Michael Frisch, Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Trier, in seinem Garten in Trier-Feyen.

Foto: Michael Frisch/privat

Ganz einfach ist es nicht, bei Michael Frisch einen Termin für ein Video-Gespräch zu bekommen. Schließlich ist der 63-Jährige nicht nur Landesvorsitzender der AfD, sondern auch deren Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, Landtagsabgeordneter, Kreisvorsitzender in Trier und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Dazu noch der Wahlkampf als Direktkandidat im Wahlkreis Trier. „Die Belastung ist schon sehr hoch“, räumt der 63-Jährige ein, der in Trier-Ost aufgewachsen ist, dort schon als Jugendlicher in St. Agritius die Orgel gespielt hat und heute mit seiner Familie in Feyen wohnt.

Nur fürs Studium – Mathematik und Theologie auf Lehramt an Gymnasien – hatte er seine Heimatstadt gen Mainz verlassen. Zumindest unter der Woche. „Am Wochenende verdiente ich mir Geld dazu als Organist in verschiedenen Kirchen in Trier“, erzählt er. 2013 wurde er Mitglied der AfD, 2016 zog er in den Landtag ein – und gab seinen Job als Lehrer an der Berufsbildenden Schule und am beruflichen Gymnasium in Trier auf.

Der Wahlkampf der Landespartei ist auf ihn gemünzt: „Frischer Wind statt heiße Luft“ lautet der Haupt­slogan. Frisch ist allerdings auch der Wind, der dem Spitzenkandidaten ins Gesicht bläst nach dem Bericht des ARD-Magazins „Report Mainz“, dass er 2019 in seinem Wahlkreisbüro Benjamin S. als Mitarbeiter beschäftigt habe – der zehn Jahre zuvor noch ein NPD-Parteibuch gehabt habe und vom Bundeskriminalamt als „Gewalttäter rechts“ geführt worden sei. Frisch sagt dazu: „Natürlich wusste ich, als wir Herrn S. eingestellt haben, von dessen ehemaliger NPD-Mitgliedschaft. Nach langen Gesprächen war ich allerdings überzeugt, dass er sich von dem rechtsextremistischen Gedankengut gelöst hatte.“ Nach nur zehn Wochen gab S. 2019 seinen AfD-Job schon wieder auf. Im September 2020 machte S. dann in Hermeskeil mit bei einem Infostand der „Identitären Bewegung“, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird.

Auch bei den Wahlplakaten wird der AfD Nähe zur NPD vorgeworfen: „Deutsche Frau kein Freiwild, kapiert“, lautet einer der plakatierten Sprüche. Dass die NPD eine ähnliche Wortwahl im Bundestagwahlkampf 2017 verwendete, habe er nicht gewusst, sagt Frisch. Und dass das Verb in dem Satz fehlt, sei vorrangig „Platzgründen“ geschuldet – und nicht etwa als Ausländer-Sprech gemeint.

An seiner Mehrfachbelastung durch Ämter und Mandate will Frisch übrigens im nächsten Jahr etwas ändern: „Im November wird der Landesvorstand neu gewählt. Da wird sich dann die Frage stellen, ob ich weitermache als Vorsitzender. Alle Positionen weiterhin parallel auszuüben, schließe ich jedenfalls aus – ob ich dann auf Landesebene kürzer trete oder hier in Trier, das weiß ich noch nicht.“

Der Corona-Lockdown habe allerdings auch ihm im vergangenen Jahr Gelegenheit zum Luftschnappen gegeben. „Ich bin zum Beispiel weniger oft zwischen Trier und Mainz hin und her gefahren, vieles lief über Videokonferenzen“, sagt er. Die kleinen Zeitfenster habe er genutzt, um den Garten auf  Vordermann zu bringen: Im Vorgarten wurden Rhododendren und Azaleen gepflanzt, und das alte Gartenhäuschen soll durch ein neues ersetzt werden. „Und eine Sache lasse ich trotz aller Termine nie weg: Drei bis viermal pro Woche gehe ich eine halbe Stunde joggen – meine Rückenschmerzen sind dadurch wie weggeblasen.“

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