Milben schuld am Bienensterben

Die Zwischenbilanz einer landesweiten Umfrage unter Imkern ist bedenklich: Jedes vierte bis fünfte Bienenvolk in Rheinland-Pfalz und in der Region Trier hat den Winter 2009/2010 nicht überlebt - doppelt so viele wie normalerweise. Schuld daran ist nicht die lange kalte Jahreszeit, sondern vor allem die Varroamilbe.

 Weniger Bienen als üblich haben den vergangenen Winter überlebt: Die wichtige Bestäubungsleistung ist aber gewährleistet. TV-Foto: Katja Bernardy

Weniger Bienen als üblich haben den vergangenen Winter überlebt: Die wichtige Bestäubungsleistung ist aber gewährleistet. TV-Foto: Katja Bernardy

Trier/Mayen. Das ist zurzeit eher selten unter Imkern: Die Bienen von Werner Scherf aus Hinzenburg (Kreis Trier-Saarburg), dem Vorsitzenden des Trierer Imkervereins, haben den Winter gut überstanden. Doch von Kollegen aus der Region weiß er, dass sie mehr Verluste als üblich zu beklagen haben.

"Voraussichtlich 18 Prozent der Bienen in der Region Trier haben den Winter nicht überlebt", berichtet Christoph Otten vom rheinland-pfälzischen Fachzentrum Bienen & Imker in Mayen. Dies hat die Zwischenbilanz einer landesweiten Umfrage unter 1500 Imkern ergeben, die das Fachzentrum durchgeführt hat.

Landesweit sind mindestens 300 Millionen Insekten tot



Damit steht die Region Trier etwas besser da als Rheinland-Pfalz insgesamt: Im Schnitt sind nach vorläufigem Umfrage-Ergebnis 20 bis 25 Prozent der Bienen gestorben - also jedes vierte bis fünfte Bienenvolk. In Zahlen bedeutet das, dass von den 1,5 Milliarden Honigbienen im Land mindestens 300 Millionen dahingerafft wurden.

Üblich ist, dass etwa ein Zehntel der Bienenvölker den Winter nicht überlebt. Dass die Zahl der toten Bienen in diesem Jahr so hoch ist, ist allerdings nicht auf die lange kalte Jahreszeit zurückzuführen: "Die Kälte macht den Bienen nichts", betont Otten. Schuld sei vielmehr die Varroamilbe.

Ein wichtiges Mittel gegen weiteres überdurchschnittliches Bienensterben ist deshalb Otten zufolge "eine sehr gewissenhafte Bekämpfung der Parasiten".

Mit Ameisensäure könnten die Schädlinge in der Zeit, in der die fleißigen Insekten keinen Honig produzierten, bekämpft werden. "Denn Ameisensäure vertragen die Milben nicht, die Bienen schon." Die derzeitige Situation sei aber nicht dramatisch, meint Otten. Die verbleibenden Bienen könnten die unerlässliche Bestäubung der Pflanzen leisten.

Nach dem Rind und dem Schwein ist die Biene das drittwichtigste Nutztier in Deutschland: Der volkswirtschaftliche Nutzen durch ihre Bestäubungsleistung liegt landesweit je nach Schätzung zwischen 50 bis 150 Millionen Euro im Jahr.

Weniger Bienen bedeuten auch weniger Honig: "Etwa eine Million Gläser wird es in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr weniger geben", schätzt Otten. Der Experte erwartet aber keine Preissteigerung für das süße Produkt.

Ein großes Problem, mit dem die emsigen Insekten zu kämpfen haben, ist die Abnahme der Blütenvielfalt - vor allem durch den Rückgang von Wildpflanzen.

Dies sei ein längerfristiges Thema, das kritisch beäugt werde und bei dem die Imkerei und die Landwirtschaft kooperieren müssten, sagt Otten. Auch jeder einzelne Bürger könne etwas für die Bienen tun, indem er für ein breites Blütenangebot sorge.

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