Militärischer Naturschutz

TRIER/SPANGDAHLEM. Das Flora-Fauna-Habitat Mattheiser Wald profitiert vom Ausbau der Airbase in Spangdahlem. Schon bald sollen im Trierer Forst groß angelegte ökologische Ausgleichsmaßnahmen für die Erweiterung des amerikanischen Fliegerhorsts starten.

 Idyll im Mattheiser Wald: Neben dem Pfahlweiher werden in den nächsten Monaten neue Tümpel in Triers größtem Flora-Fauna-Habitat entstehen.Foto: TV-Archiv/Marcus Stölb

Idyll im Mattheiser Wald: Neben dem Pfahlweiher werden in den nächsten Monaten neue Tümpel in Triers größtem Flora-Fauna-Habitat entstehen.Foto: TV-Archiv/Marcus Stölb

Auf das Militär konnten sich Kammmolch und Gelbbauchunke schon immer verlassen: Jahrzehnte lang wähnten sich die seltenen Amphibien in Sicherheit, sorgten doch französische Streitkräfte dafür, dass kein "Unbefugter" den Mattheiser Wald betreten konnte. So entstanden inmitten von Panzerstraßen und Übungsgelände beruhigte Gebiete für Flora und Fauna. Doch auch in anderer Hinsicht leisteten die Franzosen Militärhilfe für die Natur - wenn auch eher unbewusst: Einschlaglöcher von Granaten entwickelten sich mit der Zeit zu Tümpeln und Trichtern, in denen später Vorkommen des höchst seltenen Kamm-Molchs nachgewiesen wurden. Und wo Panzer und schweres militärisches Gerät ihre Fahrspuren hinterlassen hatten, laichte die Gelbbauchunke. "Durch den militärischen Übungsbetrieb wurden Sekundärstrukturen geschaffen, die das Vorkommen von hochgradig gefährdeten Amphibien begünstigen", konstatierte denn auch vor wenigen Wochen die Zoologische Gesellschaft Frankfurt nach einer Exkursion in das Naturschutzgebiet Mattheiser Wald, das zwischenzeitlich auch als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen wurde (der TV berichtete). Nach den Franzosen werden Tier- und Pflanzenwelt des Forsts nun auch von den Amerikanern profitieren. Bei einer vom "Förderverein Mattheiser Wald" initiierten Begehung mit Fachvertretern von Bund, Land und Stadt wurde bekannt, dass ein Großteil der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für den Ausbau der Airbase in Spangdahlem dem Trierer FFH-Gebiet zugute kommen wird. Der Fliegerhorst in der Eifel wird in den kommenden Jahren um rund 200 Hektar erweitert, weil Teile der US-Streitkräfte von der Frankfurter Rhein-Main-Airbase nach Spangdahlem verlegt werden. Dieser ökologisch bedenkliche Flächenfraß soll zumindest teilweise kompensiert werden. Auf Anfrage des TV bestätigte Karl Koch vom Landesbetrieb Liegenschaft- und Baubetreuung (LLB) in Trier, dass schon bald umfangreiche Ausgleichmaßnahmen in Angriff genommen würden. Betroffen seien insgesamt vier Gebiete in der Region, doch steche der Mattheiser Wald aufgrund seiner ökologischen Wertigkeit hervor, so Koch. Ein Schwerpunkt der Maßnahmen soll im Entbuschen bestimmter Bereiche liegen. Auf diese Weise werde die Offenland-Haltung optimiert. Geplant seien außerdem Nachpflanzungen und auch zahlreiche neue Tümpel, die ausgehoben werden sollen. Eine Herausforderung könnte die Ausbesserung der lebenserhaltenden Fahrspuren werden: Da schwere Panzer wohl nicht zum Einsatz kommen, müssen dies andere Fahrzeuge bewerkstelligen. Ob das gut geht, wird sich zeigen.Wichtig für die Gelbbauchunke

Denn wichtig ist vor allem, dass die Spurensole nicht aufgelockert, sondern verdichtet wird. Ansonsten würde das für die Gelbbauchunke so wichtige, fischfreie Laichgewässer schnell versickern, warnt die Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Die Maßnahmen beruhten auf einem landespflegerischen Begleitplan und seien eng mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD-Nord) in Koblenz abgestimmt, berichtet derweil Koch. Viel Zeit wird dem LLB für die Maßnahmen nicht bleiben. Schließlich schreibt ein Landesgesetz vor, dass die Arbeiten nur in der vegetationsarmen Zeit durchgeführt werden, sprich von Herbst bis Anfang Frühjahr. Tier- und Pflanzenwelt sollen auf diese Weise weit gehend geschont werden. Wenn die Kröten zu wandern beginnen, sollten die Arbeiter denn auch das Weite gesucht haben.

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