Mit 17 Jahren in der Ardennen-Offensive

TRIER/ESENS. (red) An die Ardennenoffensive erinnert sich Joachim Roczniok aus dem ostfriesischen Esens. Er war bei Kriegsende Angehöriger einer Volksgrenadierdivision.

Es war Anfang November 1944, als unsere Einheit, das Regiment 423 der 212. Volksgrenadierdivision, verlegt wurde. Wir waren damals in Ostpreußen stationiert. Von Anis ging es mit dem Truppentransportzug nach Nirgendwo - denn keiner von uns normalen Landsern wusste, wohin die Reise ging, oder wir durften es aus "Geheimgründen" nicht erfahren. Viele von uns kamen von der Marine, wie ich, oder von der Luftwaffe - alles blutjunge Kerle. "Nur nicht an die Ostfront", war der allgemeine Tenor. So waren wir mehr als überrascht, als wir nach ein paar Tagen Bahnfahrt quer durchs Reich in einem Weinort an der Saar ausgeladen wurden. Es war nachts, eine unheimliche Stille steigerte unsere Nervosität. Doch nachdem wir ein Ortsschild am Bahnhof entdeckt hatten, stieg die Stimmung. Wir waren an der Westfront bei den Amis gelandet. Zur Begrüßung so zu sagen wurde die Stille der Nacht aus der Ferne durch Artillerieeinschläge gestört. Ein Gehöft war erst mal meine Unterkunft - genauer ein Stall. Erschöpft und hundemüde legte ich mich auf den Boden, der ein wenig mit Stroh ausgelegt war. Es muss gegen Morgen gewesen sein, als ich aus tiefem Schlaf hochschreckte. Schon sah ich vor mir das irdische Ende - doch statt der Gewehrmündung eines US-Soldaten war's die Zunge einer Kuh... Danach folgten Einsätze in den Ardennen (Luxemburg-Echternach) am 16. Dezember 1944 und die schlimmen Rückzugsgefechte an der Sauer: Bollendorf, Ferschweiler, Prümzulay, Eisenach, nur um einige Orte zu erwähnen, bis ich am 2. März 1945 von den Strapazen des Krieges in Schweich durch eine schwere Verwundung erlöst wurde. Danke! Seit dieser Zeit bin ich den Menschen dort verbunden geblieben, denn keine Region in Deutschland hat so wie die Menschen und das Vieh am Westwall über ein halbes Jahr unter der Kriegsfurie zu leiden gehabt. So bin ich des öfteren dort zu Besuchen. Joachim Roczniok, Esens, damals Soldat, 17 Jahre alt.

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