Mit 200-Meter-Riesen ins Windstromgeschäft

Riol · Auch Riol will künftig im Windstromgeschäft mitmischen und hatte den Windkraftentwickler und -betreiber Juwi mit einer Machbarkeitsplanung beauftragt. Das Ergebnis hat Juwi nun in einer Bürgerversammlung präsentiert.

Riol. Werden sich Ende 2013 fünf 200 Meter hohe Riesenwindmühlen auf der Höhe über Riol drehen? Ortsbürgermeister Arnold Schmitt hofft das, und Markus Behr, Projektmanager bei der Wörrstadter Regenerativenergie-Firma, sieht keine Probleme. Bei einer Bürgerversammlung am Mittwoch im Gemeindehaus, zu der etwa 40 Rioler erschienen waren, stellte Behr das Projekt und seine Auswirkungen auf Umwelt, Landschaft und Anrainer vor.
Möglicher Standort vorhanden


In seinem Einleitungswort erinnerte Ortsbürgermeister Schmitt an das "Mammutwerk Energiewende in Deutschland", für dessen Umsetzung man ganz neue Voraussetzungen geschaffen habe - etwa auch Windkraftstandorte mitten in Wadgebieten. Schmitt: "Vor ein paar Jahren noch undenkbar." Nach erster Prüfung aller Ausschlusskriterien gebe es auf Rioler Gemarkung einen Standort für fünf Großanlagen: im Gemeindewald auf der Rioler Höhe hinter der A 1. Ein Angebot von Juwi für einen Windpark dort liege vor. Abschließend malte Schmitt noch die finanziellen Vorteile für die Gemeindekasse und für die Bürger aus. Nicht allein Pachteinnahmen seien denkbar, sondern Beteiligungsmodelle für jedermann. Juwi-Vertreter Behr erläuterte zunächst Standort und Windradtyp. Laut Behr sollen die Maschinen so auf der Höhe platziert werden, das die Juwi-Norm von 1000 Metern Distanz zum nächsten Wohnort eingehalten wird - sowohl in Richtung Riol als auch in Richtung Fell. Vorgesehen sind fünf Windräder des Hamburger Herstellers Repower mit folgenden Daten: Maximalleistung 3,2 Megawatt, Nabenhöhe 143 Meter, Rotordurchmesser 114 Meter, Gesamthöhe (höchster Rotorstand) 200 Meter. Die Gesamtinvestition für fünf Anlagen liegt bei rund 30 Millionen Euro, jährlich soll der Windpark bis zu 8,5 Millionen Kilowattstunden liefern.
Wie werden sich die Anlagen auf das Landschaftsbild auswirken? Was kriegen die Menschen in Riol (und auch Fell) davon mit? Was ist mit Schattenwurf und der Geräuschimmission? Die Fragen der Zuhörer zu Behrs Erläuterungen zeugten von Skepsis.
Kritische Reaktionen


Sehr krititisch betrachtet wurde beispielsweise ein Foto, das den Blick über den Ort hinüber zum Rioler Höhenzug zeigt. Behr zufolge würden von Riol aus nur die Spitzen zweier Rotoren über dem bewaldeten Bergkamm sichtbar werden. Tatsächlich waren auf dem Demonstrationsfoto die künstlich eingeblendeten Rotorspitzen kaum erkennbar. "Das ist ein extremes Weitwinkelfoto, das den Vordergrund vergrößert und den Hintergrund klein macht", kam der Einwand aus dem Publikum. Ganz ausräumen konnte der Juwivertreter die Zweifel der Anwesenden nicht. Dies galt auch bei den Themen Schattenwurf und Schallentwicklung, die laut Behr aus einem Kilometer Entfernung nur noch einem menschlichen Flüstern (35 Dezibel) gleichkomme.
Der Gemeinderat werde zu entscheiden haben, erklärte Ortsbürgermeister Schmitt. Die Anwesenden waren zwiegespalten: Bei vielen hatten die angekündigten Windkraftriesen Stirnrunzeln erzeugt, doch spürbar groß war auch das Interesse an den abschließenden Ausführungen über Beteiligungen und Rendite.Extra

Bestrebungen zum Ausbau der Windstromerzeugung gibt es auch in anderen Gemeinden: Der Rioler Nachbarort Fell plant den Bau von vier Großanlagen. Auch der Windpark auf der Mehringer Höhe (Gemeinde Mehring) soll noch um zwei Anlagen der neuen Generation erweitert werden. Die Hochwaldgemeinde Osburg (Verbandsgemeinde Ruwer) will bis zu acht Großwindmühlen in den gemeindeeigenen Wald stellen. Im kleineren Rahmen plant die Nachbargemeinde Farschweiler, ebenfalls im Gemeindewald. Ein Privatunternehmer aus dem Kreis Trier-Saarburg hatte schon vor elf Jahren einen der ersten Windparks mit sechs Anlagen an der B 52 oberhalb von Waldrach errichtet. Die kleineren Maschinen wurden inzwischen mit vier Großanlagen der neuen Generation ergänzt. Dieselben Großanlagen sollen auch den Windpark bei Gusterath (eine weitere Windmühle) und auf dem Hungerberg bei Trierweiler in der VG Trier-Land (drei neue Anlagen) erweitern. f.k.

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