"Mit Bäderbau hat das wenig zu tun"

TRIER. Die städtischen Sanierungspläne für das Südbad geraten immer mehr unter Beschuss: Das Trierer Architekturbüro, das das Südbad vor 50 Jahren gebaut hat, übt fundamentale Kritik.

"Die Sanierungspläne für das Südbad zeugen nicht von fachlicher Ausgewogenheit - mit Bäderbau hat das nicht viel zu tun." Die Kritik, die eine Trierer Schwimmbadarchitektin an den Sanierungsplänen für das Südbad übt, ist hart. Das Büro, das sie leitet, hat vor 50 Jahren das Südbad geplant und realisiert und in den vergangenen Jahren rund 300 weitere Schwimmbäder gebaut und saniert. Zur Zeit renoviert das Büro Bäder in Manderscheid/Eifel und in Dillingen/Saar. Vor wenigen Jahren hatte das Trierer Team mit seinen Plänen den Architektenwettbewerb zur Generalsanierung des Hallenbades Niederolm (bei Mainz) gewonnen. Auch das Pirmasenser Freibad - ein 50-Meter-Schwimmbad wie das Südbad - wurde im vergangenen Jahr saniert. Das Architekten-Büro kennt das Südbad in- und auswendig. "Als die Sanierung vor zehn Jahren schon mal im Gespräch war, waren wir eingebunden." Bei den aktuellen Planungen ist auf die Detailkenntnisse und die Fachkompetenz des Trierer Büros verzichtet worden. Die Stadtwerke Trier (SWT) haben den Auftrag an das saarländische Consulting-Büro SIG vergeben. Das Trierer Architekten-Team kennt sowohl das Gutachten als auch die Pläne, die daraus entstanden sind. "Man hat sich nicht genug mit den Details beschäftigt. Zum Beispiel stimmt die skizzierte Überlauf-Rinne nicht mit der Örtlichkeit überein. Hätte man sich den Beckenaufbau vor Ort angesehen, hätte man zu einer anderen Lösung kommen müssen - bei der dann auch problemlos die 50-Meter-Bahnen erhalten bleiben könnten." In den SIG-Plänen verkürzen sich die Bahnlängen auf 49,70 Meter und sind damit nicht mehr wettkampftauglich. Auch der geplante, neue Technikraum - ein großer Turmbau - sei wenig sinnvoll. "Ein runder Turm ist die teuerste Lösung. Technikräume sollten rechtwinklig sein, Bogenrohre zu verlegen ist sehr teuer." Dazu käme, dass das hohe Gebäude das Gesamtbild der Anlage mit ihrer Ruhe und Weitläufigkeit empfindlich stören würde. Auch die Einrichtung von Strömungskanal und Wasserliegen würde die Kosten für die Badsanierung immens in die Höhe treiben. "Ein 70-Meter-Strömungskanal dürfte deutschlandweit einzig sein - eine gigantische, aber vom Energieaufwand zur Betreibung und vom Bau sehr teure Attraktion." Damit die geplanten Sonneninseln im Schwimmerbecken eingebaut werden können, müssten die Beckenwände teilweise eingerissen werden. "Das sind sehr kostspielige Umbauten - man muss genau überlegen, ob sich dieser Aufwand im Vergleich zu der Einsparung bei den Betriebskosten durch das verringerte Wasservolumen lohnt." In erster Linie sollen die Inseln die Wasseroberfläche verringern - eine Voraussetzung, damit Fördergelder des Landes fließen. "Das Land verlangt heutzutage bei Badsanierungen Verkleinerungen, das ist richtig. Aber die Verantwortlichen werden gewiss mit sich reden lassen, besonders, wenn die zur Verkleinerung notwendigen Umbauten so aufwändig und teuer sind, wie sie für das Südbad geplant sind", berichtet das Trierer Team aus seiner langjährigen Erfahrung. Günstiger und sinnvoller wäre es zum Beispiel, den Radius des runden Nichtschwimmerbeckens zu verringern. "Wegen der geringen Wassertiefe wäre der dadurch entstehende Randstreifen kostengünstig zu verfüllen. Setzt man den alten Rand farblich ab, dürfte die Denkmalpflege damit kein Problem haben." Das Fazit der Fachleute: "Das Südbad könnte deutlich günstiger saniert werden - und dabei auch noch seinen Charme behalten."

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