Mit dem Drachen "Zacki" auf Wirbelsuche

OLEWIG. Schon Grundschüler verbringen täglich neun Stunden im Sitzen. Um sich über Bewegung in Schule und Alltag zu informieren, gab es einen Schulaktionstag "Rückenschule in der Schule" für Schüler, Eltern und Lehrer in der Grundschule Olewig.

 Bewegte Schule: Physiotherapeutin Margret Adams zeigt den Olewigern Schulkindern, wie beweglich die Wirbelsäule ist.Foto: Gabriela Böhm

Bewegte Schule: Physiotherapeutin Margret Adams zeigt den Olewigern Schulkindern, wie beweglich die Wirbelsäule ist.Foto: Gabriela Böhm

Der Informationstag war Bestandteil des zweiwöchigen Schulprojekts "Ernährung und Bewegung" und wurde vom Wiesbadener Institut für Haltungs- und Bewegungserziehung und dem Partner des TV -Projekts Klasse!, der Rheinland-Pfälzischen Innungskrankenkasse, veranstaltet. Neben einem Elternabend und einer Lehrerfortbildung wurde auf spielerische Art den Kindern vermittelt, was sie selbst für einen gesunden Rücken tun können. Denn Rückenerkrankungen sind die Volkskrankheit Nummer eins, die therapeutische und medizinische Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Zu den Ursachen zählen die zunehmend sitzende Lern- und Arbeitswelt sowie unpassendes Schulmobilar oder zu schwere Ranzen. Margret Adams, freie Instituts-Mitarbeiterin und Physiotherapeutin, ging in ihrem Unterricht auf die Anatomie der Wirbelsäule und richtige Sitzhaltungen ein. Denn Kinder bewegen sich infolge Computer, Fernseher und Schule immer weniger und verbringen schon im Grundschulalter durchschnittlich neun Stunden am Tag im Sitzen, wie eine Studie der Universität Karlsruhe ergab. Bewegungsmangel und Dauersitzen trifft sie so zu einem Zeitpunkt, wo entscheidende wachstumsbedingte Veränderungen ihre Reifung und Entwicklung zum Erwachsenen prägen. Dadurch werden ihnen wichtige Bewegungsreize vorenthalten, die für eine harmonische körperliche, geistige und seelische Entwicklung grundlegend sind. "Bewegung und Lernen sind nicht zwei paar Schuhe", meinte Adams und forderte, dass im Unterricht mehr Bewegungspausen eingebaut werden. "Viele Lerninhalte können bewegt vermittelt werden", sagte sie und führte als Beispiel das Rechnen beim Joggen auf der Stelle im Klassenzimmer an - beim richtigen Ergebnis wird "still gestanden". Oder im Deutschunterricht: Bei Verben machen sich die Kinder klein und gehen in die Hocke, bei Nomen springen sie in die Höhe. Das Ermahnen zum Stillsitzen müsse der Vergangenheit angehören. Wie beim Drachen "Zacki" erspürten die Kinder ihre eigenen "Zacken" respektive Wirbel, um sich dann mit einer künstlichen Wirbelsäule ihrer Anatomie zuzuwenden. "Was könnt ihr tun, damit euer Rücken nicht weh tut?", fragte Adams die Zweitklässler. Leonie wusste weiter: "Der Ranzen darf nicht zu schwer sein!" Der sofortige Schulranzen-Check zeigte den Minis, dass viele Ranzen zu tief hängen und zu Erkrankungen führen können. Auf den Einwand einer Schülerin, dass die Jugendlichen doch alle so ihre Rucksäcke trügen, konterte Adams: "Es ist wichtiger, dass der Rücken nicht krank wird als cool auszusehen." Sie motivierte die Kinder, sich viel zu bewegen, Fang- oder Ballspiele zu machen und mit Fahrrädern oder Inlinern zu fahren. Denn bei Untersuchungen zeigen bereits 40 Prozent der Kinder Haltungsprobleme, bis zu 30 Prozent Übergewicht und nahezu jedes zweite Kind Bewegungsauffälligkeiten. Dazu kommt, dass koordinationsschwache Kinder viel häufiger in Unfälle verwickelt sind und Lernstörungen haben. "Eltern sollten sich mit ihren Kindern mehr bewegen", forderte Adams und monierte, dass Kindern die Freude an Bewegung regelrecht "aberzogen" würde.

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