Mit dem Nachtwächter durch Trier

Trier · In einer Stadtführung der etwas anderen Art hat Rudi Maurer in der Rolle des Nachtwächters Nikolaus Röder 35 Bürger durch die Straßen Triers des Jahres 1835 geführt. Neben zahlreichen Fakten gehören auch humorvolle Interaktionen mit ahnungslosen Passanten zum Handwerk des 56-jährigen Historikers.

 In der Rolle des Nachtwächters Nikolaus Röder, führt Rudi Maurer Bürger durch das Trier im Jahr 1835. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

In der Rolle des Nachtwächters Nikolaus Röder, führt Rudi Maurer Bürger durch das Trier im Jahr 1835. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

Trier. Mit Horn, Laterne und Hellebarde bewaffnet zieht Rudi Maurer in der Rolle des Nachtwächters Nikolaus Röder durch die Gassen des nächtlichen Triers. Wir schreiben das Jahr 1835. Eine Zeit, in der Trier schon seit 20 Jahren unter der Besetzung der Preußen leidet. Etwa 81 Prozent der Bevölkerung lebt an der Armutsgrenze.
Mit diesem Umstand ist der raubeinige Nachtwächter Röder natürlich gar nicht zufrieden, bietet Armut doch einen hervorragenden Nährboden für jegliches Gesindel samt ihren Gaunereien.
Auf der anderen Seite ist dies jedoch sein täglich Brot. Sollte es mal rauer zugehen, habe er noch die Möglichkeit, die Stadtwache zur Hilfe zu rufen. Dafür führe er stets ein Horn mit sich, erklärt der Nachtwächter, bevor er seine Gefolgschaft von der hohen Lautstärke des selbigen durch kräftiges Blasen überzeugt. Im Ernstfall hätte die Methode wohl funktioniert. Zumindest die komplette Aufmerksamkeit aller Passanten auf dem Trierer Hauptmarkt hat er sich dadurch gesichert.
In der 80-minütigen Stadtführung im Rahmen der Reihe Trier für Treverer erfahren Bürger auf mal scherzhafte und mal ernste Weise allerlei Wissenswertes über die damaligen Lebensumstände.
"Bitte schauen Sie nach rechts. Nicht, dass eine Droschke unseren Weg kreuzt", ruft Röder seiner 35-köpfigen Gefolgschaft zu. Es herrsche schließlich Linksverkehr.
Auch zu Gebäuden, die das Trierer Stadtbild prägen, hat Röder Wissenswertes parat. Der Frankenturm (1835 noch als Heidenturm bekannt) sei aus den Steinen abgerissener römischer Gebäuden erbaut worden. Der auf dem Kopf stehende römische Grabstein über der Eingangstür solle böse Geister fernhalten, erklärt Röder.
Zum Ausklang der 80-minütigen Führung kehrt die Gruppe in Triers ältestem Gasthaus Zur Glocke ein. Beim Genuss der einen oder anderen Porz Viez legt Maurer sein Alter Ego wieder ab. Bis zur nächsten Führung. sek
Weitere Informationen zu den Führungen Trier für Treverer gibt es auf den Seiten der Tourist-Information Trier, www.trier-info.de

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