Mit dem Stadtchef auf Entdeckungstour

Trier · Der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen hat im Rahmen der Reihe "Trier für Treverer" interessierte Bürger mit auf eine Erkundungsreise durch "sein Reich" genommen.

Trier. Wer aus dem Rathaus kommt, ist laut Volksmund klüger, als er es zum Zeitpunkt des Hineingehens war. Wenn diese Erkenntnis stimmt, dann wohl erst recht nach einem Besuch beim Stadthaus-Chef. Die Gelegenheit, sich das Trierer Rathaus vom ersten Bürger der Stadt zeigen und erklären zu lassen, einmal einen Blick hinter die Kulissen der Verwaltung werfen zu können, nutzten 14 Bürger aus Stadt und Landkreis im Rahmen der Reihe "Trier für Treverer". Neben dem Interesse an dem geschichtsträchtigen Gemäuer und selten zu sehenden Exponaten war den Teilnehmern der direkte, persönliche Kontakt mit OB Klaus Jensen ein wichtiges Anliegen. Inge Röhrig: "Ich finde das hier total spannend."
Wie er in Zeiten eines klammen Stadtsäckels seine Aufgabe überhaupt erfüllen könne, lautet die Gretchenfrage bei einer Fragerunde. Schnell zeigt sich in den Mienen seiner Zuhörer, dass wohl keiner seiner Gäste mit ihm tauschen wollte. In dem ehemaligen Augustinerkloster erinnert der OB daran, dass dieses auch schon mal als "Armenhaus" habe herhalten müssen. "Da hat sich dann nichts geändert bis heute", kann sich ein Besucher den Hinweis nicht verkneifen.
Protz und Prunk hatte keiner aus der Besuchergruppe erwartet, als Jensen sein Dienstzimmer öffnet. Die antiken Schränke seien Leihgaben des Stadtmuseums. Bis auf einen (schlichten) Besprechungstisch und ein Stehpult habe er alles von seinem Vorgänger übernommen, verrät Klaus Jensen. Auf der Etage "Stadtvorstand" macht der OB bei der Ahnengalerie auf seine Amtsvorgänger aufmerksam. "Da werde ich später dann auch hängen - in Form eines Bildes". Die Gäste lachen. Dorothe Richardt: "Unser OB hat feinen Humor."
Großes Staunen verursacht das Betrachten von Gästebüchern und Goldenem Buch der Stadt. Das erste Blatt von Letzterem beschrieb Reichspräsident Paul von Hindenburg am 11. Oktober 1930. Die Seite mit dem Eintrag von Adolf Hitler sei herausgerissen worden, beantwortet der OB eine Publikumsfrage, wie es auch richtig gewesen sei, dem Diktator die Ehrenbürgerwürde durch den Stadtrat abzuerkennen (2010). In den Gästebüchern der Geburtsstadt von Karl Marx sei wohl jeder wichtige Chinese verewigt - bis auf Mao, sagt Klaus Jensen schmunzelnd.
OB trägt Amtskette bei Prozession



Schließlich gab es für die Besucher die Amtskette des OB aus der Nähe zu bestaunen, die in einer aufgeklappten Schatulle in der Morgensonne golden glänzte. Nur zu speziellen Anlässen werde sie getragen. Ganz so schwer, wie sie aussehe, sei sie nicht, aber einmal im Jahr würde sie "ganz schön drücken", verrät der OB. Die Tradition wolle es, dass immer an Fronleichnam die Kette über mehrere Stunden getragen werde, angefangen vom Gottesdienst im Dom bis nach der Prozession durch die Stadt.
Besucher Norbert Thelen fühlt sich am Ende der Tour bestens informiert und findet es schön, dass der OB Zeit für die Bürger hatte.

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