Mit dem Steppenpferd durchs Kylltal

TRIER/DAUFENBACH. Es zischte, schnaufte und beglückte: Eisenbahnromantik unter Volldampf erlebten die Fahrgäste zwischen Mosel und Eifel am vierten Adventssonntag. Der Arbeitskreis Eifelbahn Eisenbahntouristik hatte zu vier Sonderfahrten mit einer 80 Jahre alten Dampflok eingeladen.

"Sie kommt!" Fotoapparate werden gezückt, die Gesichter der Wartenden auf dem Bahnsteig erhellen sich. Mächtig schnaufend rollt die schwarze alte Dampflok in den Trierer Hauptbahnhof ein, um noch einmal zur Sonderfahrt von Trier nach Daufenbach aufzubrechen. "Die Nostalgie fährt hier mit", schwärmt Ewald Roos aus Kordel. Gemeinsam mit seiner Frau und Enkel Michael Stein (5) nimmt er, wie tausend weitere Fahrgäste, an dem Dampfspektakel teil. Während die Mitfahrenden in der historischen Zuggarnitur die weihnachtlich verzauberte Landschaft zwischen Mosel und der Eifel bei Kaffee und Glühwein genießen, haben Lokführer Christoph Mayer, Heizer Herbert Neuendorf und "Heizer-Azubi" Uwe Schaller alle Hände voll zu tun, das "Steppenpferd" - so der Spitzname der Lokomotive - "bei Laune zu halten". Dampfschwaden und der kalte Dezemberwind wehen ihnen in der teilweise offenen Lok um die Nase. Allein der glühende Heizkessel spendet Wärme. Kohle- und Ölgeruch liegen in der Luft. Immer wieder schaufelt Neuendorf Steinkohle und legt nach. "Wir haben sechs Tonnen geladen. Heute verbrauchen wir etwa die Hälfte", sagt er. Christoph Mayer steht am Steuer, sein Gesicht und die Hände sind kohlegeschwärzt. "Das gehört dazu." Eine große Marienfigur wacht über dem Führerstand. "Das ist unser Maskottchen. So lange die beiden da sind, ist der Kessel auch noch auf der Lok", sagt er mit einem Schmunzeln. Morgen lenkt er wieder eine Diesel- und eine E-Lok. "Das hier ist Hobby." Der Lokführer und seine Heizer sind Mitglieder des Vereins Eifelbahn und fasziniert von der kohlebefeuerten Schlepptenderdampflok der Baureihe "24009", die 1928 ihren Dienst aufnahm. Feuer und Wasser bringen 93 Tonnen auf der 17 Kilometer langen Strecke in Fahrt. "Hier wird die ursprüngliche Kraft der Elemente spürbar", schwärmt Uwe Schaller, während er die Schienen im Blick behält. Begeistert sind auch die Mitreisenden in den wohlig warmen Waggons. Für einen Tag ist Axel Heidmann in die Rolle des Kontrolleurs geschlüpft und berichtet von einer durchweg guten Stimmung im Zug. Franz Decker aus Morbach und Erwin Lieser aus Kordel sind mit Enkel Jan Lucas (3) unterwegs und bester Laune. Während der Fahrt packen die Großväter manche Anekdote aus. "In den 50er-Jahren bin ich jeden Tag mit einer Dampflok von Kordel nach Trier zur Schule gefahren", erinnert sich Erwin Lieser. Und daran, dass die Jungs im Tunnel mit dem Sechskantschlüssel das Licht ausgemacht haben, "um die Mädchen zu drücken". In Kordel ist für Jan-Lucas, seine beiden Opas und auch für Michael und seine Großeltern Endstation. Auf dem Bahnsteig warten sie, bis sich das tonnenschwere Liebhaberstück wieder in Bewegung setzt. "Ich wünsche mir eine Dampflok vom Christkind" sagt der kleine Michael zu seiner Oma. "Ich glaube, das Christkind wird sich danach umschauen", sagt Elfriede Roos, während die letzten Geräusche des Steppenpferds verklingen.

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