Mit der Bimmelbahn durch die Kaserne

Die ehemalige französische Kaserne Castelnau in Trier-Feyen soll in ein neues Stadtviertel verwandelt werden (der TV berichtete). Wie stark die Konversion den Stadtteil verändern wird, haben Hunderte Bürger bei einer Rundfahrt über das Gelände erfahren.

 Besichtigung der besonderen Art: An Bord des „Römer-Express'“ machen sich Bürger aus Feyen und Weismark ein Bild vom neuen Stadtviertel innerhalb der ehemaligen Kaserne Castelnau. TV-Foto: Marcel Wollscheid

Besichtigung der besonderen Art: An Bord des „Römer-Express'“ machen sich Bürger aus Feyen und Weismark ein Bild vom neuen Stadtviertel innerhalb der ehemaligen Kaserne Castelnau. TV-Foto: Marcel Wollscheid

Trier-Feyen. Der "Römer-Express" transportiert normalerweise Touristen zum Sightseeing durch die Trierer Innenstadt. Am Wochenende ist das gelb-rote Lokomotivfahrzeug jedoch auf besonderer Mission in Trier-Feyen unterwegs gewesen. Die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg (EGP) hatte zusammen mit dem Ortsbeirat Feyen-Weismark zu einer Rundfahrt über das ehemalige Kasernengelände Castelnau geladen, auf dem in den kommenden Jahren ein neues Stadtviertel entstehen soll. Die Bürger sollen sich hautnah ein Bild davon machen können, wie das 78 Hektar große Gelände in Zukunft zum Wohnquartier umgewandelt wird.

Diese Chance nehmen die Anwohner aus Feyen und Weismark mit regem Interesse wahr. Mehr als 100 Bürger drängen sich in die beiden Züge des "Römer-Express'" und erwarten stehend oder sitzend die Führung durch die Kaserne. Über die Lautsprecher des Zugs meldet sich EGP-Geschäftsführer Jan Eitel zu Wort und kommentiert die Fahrt über das Gelände. Zunächst geht es auf die steilen Straßen der Hangterrassen. Hier sollen später einmal Einfamilienhäuser mit Blick auf die Mosel stehen, erklärt Jan Eitel, und viele Menschen im Zug nicken zustimmend mit dem Kopf. Gebannt blicken die Passagiere auf die vorbeiziehenden Kasernentrakte.

Die meisten der Teilnehmer leben seit vielen Jahren in Nachbarschaft des Geländes und bekommen während der Rundfahrt erstmals ein genaues Bild der Konversionspläne. Für viele ist es schwer vorstellbar, dass dort in wenigen Jahren ein blühendes Stadtviertel entstehen soll: Die Gebäude sind mit Graffiti-Aufschriften beschmiert, Fensterscheiben sind eingeschlagen, der Putz bröckelt von den Wänden.

Der Zug braust mit Schwung den Berg hinunter auf den ehemaligen Exerzierplatz. Der Trie rer Kornmarkt würde vier Mal auf dieses Areal passen, sagt EGP-Geschäftsführer Eitel zum Erstaunen der Zuhörer. Wo früher französische Soldaten aufmarschierten, sollen in Zukunft moderne Wohnhäuser und barrierefreie öffentliche Plätze entstehen.

"Man bekommt einen guten Eindruck vom Ausmaß des ganzen Projekts", meint Jessica Wolf aus Feyen, während der Zug die sogenannte Dreiecksfläche unterhalb des Exerzierplatzes passiert, auf der künftig ein Supermarkt und ein Discounter stehen sollen.

Nach knapp einer Stunde kommt der Zug auf dem Hochplateau des Geländes wieder zum Stehen. Die Passagiere steigen aus dem "Römer-Express" und diskutieren angeregt über ihre Impressionen der Rundfahrt. "Man braucht schon viel Fantasie, um sich das Gelände in Zukunft vorzustellen", findet Roland Streit, der in unmittelbarer Nähe der Castelnau-Kaserne wohnt. "Jedenfalls ist es gut, dass die Bürger in das Projekt einbezogen werden. Ich hoffe aber, dass es nicht nur reine Info-Veranstaltungen werden, sondern die Bürger aktiv partizipieren können." Die ersten konkreten städtebaulichen Konzepte für die Castelnau-Konversion sollen im Mai vorgestellt werden.

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