Ihre Meinung Mit diesem Stadtlogo ist eine große Chance vertan

Stadtmarketing

Zum Leserbrief „Jede Menge Spielräume für Wertungen“ (TV vom 13. Oktober):

Der Leserbrief von Prof. Franz Kluge erinnert mich doch sehr an verbale Schützenhilfe, die manche Kunst-Kritiker einem umstrittenen Kunstwerk mit auf den Weg geben. Er reiht sich nämlich genau hier mit seiner Bewertung des neuen Trierer Stadtlogos ein, indem er es schön redet und dabei von den tollen Ergänzungen spricht, die dem Betrachter durch seine, aus meiner Sicht, gestalterischen Schwächen erst ermöglicht würden. Überzeugende Argumente sehen anders aus.

So sollte man bei der Erarbeitung einer Logo-Wirkung auf wichtige Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft und technische Hilfen nicht verzichten. Beispielsweise können mit einem Tachistoskop Betrachtern bildliche Vorlagen in extrem kurzer Projektionszeit gezeigt werden. Es lässt sich so ermitteln, wie schnell ein Logo erkannt wird. Für die praktische Anwendung bedeutet das, feststellen zu können, wie schnell und eindeutig ein Logo für den beabsichtigten Zweck wirken kann. Aber es wäre falsch, die Qualität eines Zeichens nur von einem einzigen Kriterium abhängig zu machen. Wenn die Identifizierung der Menschen mit dem Logo nicht erfolgt, wenn Unverwechselbarkeit und Wiedererkennungswert nicht vorhanden sind, wenn die Innovation fehlt, wenn die maßgeschneiderte Lösung nicht erreicht wird, dann nützt auch die schnellste Erkennbarkeit nichts.

Es hilft kein Schwarz/Weiß-Denken, indem man dem Beachten von Erfahrungswerten oder der innovativen Einstellung den Vorzug gibt. Jede Logo-Gestaltung verlangt nach einem Optimum aller adäquaten Bemühungen. Dass den Machern des neuen Logos Dank gebührt, steht außer Frage. Nur darf der Dank nicht das Auge trüben für das Ergebnis.

Und was den Vorwurf angeht, ich hätte die antike Säule als Ersatz für das mittig stehende „I“ im Wort TRIER vorgeschlagen, muss ich zurückweisen. Ich hatte als Beispiel für ein bildhaftes Element die Säule erwähnt, weil sie thematisch nicht ganz fremd, von ihrer Form her geeignet ist, dieses ,I’ zu ersetzen – besser jedenfalls als ein unpassender Buchstabe aus einer fremden Schrift. Mehr nicht. In dem neuen Logo stehen ein Bild und ein Wort nur teilnahmslos nebeneinander. Ein gutes Logo ist jedoch eine Symbiose – ein sinnhaftes Verschmelzen beider Elemente. Mit diesem alt und lahm wirkenden neuen Stadtlogo ist eine große Chance vertan.

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