Mit einem Kuhkopf gegen Missstände

Trier · Drei Aktivisten der Organisation Peta haben gestern mit einer Protestaktion in der Fleischstraße zum Nachdenken über den Fleischkonsum angeregt. In der Trierer Innenstadt stießen sie mit ihrem Anliegen auf Zustimmung.

Trier. Die Szene ist einem Stillleben nachempfunden: Drei Menschen sitzen an einer schwarz gedeckten Tafel. Auf dem Tisch ist Teller, Besteck und - auf einem Silbertablett - ein frisch gehäuteter Kuhkopf. Einer von ihnen hält sich den Mund zu, der nächste die Augen und der dritte die Ohren. Wie die drei Affen: nichts hören, nichts sagen und nichts sehen.
Die drei Aktivisten sind Mitglied der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland. Mit ihrem Stand vor der Trier-Galerie in der Fleischstraße wollen sie zum einen auf das Konsumverhalten der Deutschen, aber auch auf Missstände in Schlachthöfen und die Klimaproblematik hinweisen.
Marga Zenth, die einzige Frau im Trio, hat einen weiten Weg hinter sich. Die Studentin kommt aus Bremen. Dass sie weite Wegstrecken für Peta-Aktionen zurücklegen muss, nimmt sie gerne in Kauf: "Verbraucher sind es gewohnt, beim Kauf von Fleisch in Supermärkten Niedrigstpreise zu zahlen. Niemand macht sich in dem Moment Gedanken darüber, wie der Preis zustandekommt, dass die Tiere unglaublich viel Leid ertragen müssen." Patrique Robert-Noetzel, der an diesem Morgen aus Stuttgart gekommen ist, ergänzt: "Für den kurzen Genuss werden allein in Deutschland jedes Jahr mehrere Milliarden Tiere getötet. Die Tatsache, dass in der Fleischproduktion die Tiere häufig bei lebendigem Leibe gehäutet werden, wird von vielen Verbrauchern gänzlich ausgeblendet."
Der Dritte am Tisch ist Edgar Utschiek. Der Trierer hat aus dem Trierischen Volksfreund von der Aktion erfahren. "Da habe ich mir spontan gedacht, das musst du aktiv mit unterstützen", sagt er. Und weist auf die UN-Welternährungsorganisation hin. Die hat festgestellt, dass die Herstellung tierischer Produkte einer der Hauptverursacher der Klimaproblematik ist.
Eine Polizeistreife rollt heran und stoppt am Tisch. Zwei freundliche Beamte fürchten Übergriffe auf die drei Tierrechtler. Zur Sicherheit lassen sie die Telefonnummer der nächsten Wache da. Glücklicherweise wird diese aber nicht benötigt. Einige Passanten bleiben stehen, nachdenkliche Mienen und Gespräche untereinander bestimmen das Bild. Edgar Spell aus Butzweiler isst laut eigener Aussage sehr gerne Fleisch. Doch damit ist er zu Hause alleine auf weiter Flur: "Sowohl meine Tochter und ihre Familie sind überzeugte Vegetarier." Dennoch macht die Aktion für ihn Sinn: "Wir müssen unsere Ernährung und unser Fleischkonsum mehr hinterfragen."
Dem stimmt der Trierer Rolf Schreiner zu: "Ich lebe schon seit einiger Zeit fleischlos. Die grausamen Bilder aus den Schlachthöfen, die man im Fernsehen zu sehen bekommt, haben mir den Genuss an Fleischwaren genommen." Auch Edith Foltys hat diese Bilder gesehen: "Es kann doch nicht sein, dass Tiere nur aus Kostengründen lebend gehäutet werden und dass die Kosten für ein Kilo Fleisch bald geringer sind als für die gleiche Menge Kartoffeln, Gemüse oder Obst." Auch Josef Rößler stört sich an den Praktiken: "Ich esse gerne ein gutes Stück Fleisch. Doch alles in Maßen. Dass Tiere beim Schlachten leiden müssen, das dürfte nicht sein."
Eine halbe Stunde dauert die Aktion. Danach verstauen die Aktivisten ihr Material und fahren weiter nach Koblenz, um auch dort auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

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