Mit Emotionen dem Mauerfall auf die Spur kommen

Trier · Die Berliner Mauer trennte fast drei Jahrzehnte Ost- und West-Berlin voneinander. Der 9. November 1989 beendete diese Teilung. Welche Emotionen haben die Menschen damals verspürt? Das wollen die elften Klassen der Berufsbildenden Schule Trier herausfinden.

Trier. Der 9. November 1989 ist ein Stück deutsche Geschichte. Für viele Jugendliche ist dieses Datum sehr weit weg. "Wenn man heute 16 ist, war der 9. November nur sechs Jahre vor der eigenen Geburt. So lange ist das gar nicht her", erklärt Reiner Marz, Lehrer an der Berufsbildenden Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialpflege. Deswegen hat er sich ein ganz besonderes Projekt überlegt. "Die Schüler sollen nicht mit Fakten überschüttet werden. Sie sollen sich emotional in das Geschehen von damals hineinversetzen."
In einem zweitägigen Projekt sollen die elften Klassen des gymnasialen Zweiges lernen, was es bedeutet, wenn man beispielsweise nach Italien reisen will, aber der eigene Staat es verbietet.
Das Thema Mauerfall wird kreativ erarbeitet und umgesetzt. "Verboten sind Power-Point-Präsentationen", sagt Projektleiter Marz. Er wünscht sich von seinen Schülern darstellendes Spiel und Plakate. Materialien stellt er zur Verfügung.
Am 9. November fand eine Präsentation statt. Diese war sowohl für die zwölften Klassen der gymnasialen Stufe wie die der Berufsfachschulen gedacht. Im Gesellschaftskundeunterricht wurden vorher die Fakten zum Mauerfall und zur Situation der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in Form von Texten ausgeteilt. Anschließend wurden verschiedene Themen wie Reisefreiheit, Konsummöglichkeiten und Meinungsfreiheit in Kleingruppen erarbeitet. "Ziel ist es, dass die Schüler verstehen, wie sich der Druck in der DDR aufgebaut hat", sagt Marz. Der Lehrer hegt die Hoffnung, dass die Schüler anschließend mehr mit diesem Datum anfangen können, wenn in Radio, Fernsehen oder Freundes- und Familienkreis darüber gesprochen wird.
Das Schwierigste an dem Projekt sei es, den Schülern die Angst zu nehmen, sich auf ihre eigene Fantasie einzulassen. "Oft kommen die Schüler auf Dinge, die ein studierter Erwachsener gar nicht gesehen hätte."
Im Jahr zuvor hatte Marz das Projekt schon in einer Berufsbildenden Schule in Cochem angeboten und war vom Ergebnis positiv überrascht.
Extra

Maximilian Richter, 18, aus Konz: "Der Mauerfall ist erst vor kurzem passiert, deswegen müssen wir uns damit beschäftigen." Lena Rader, 16, aus Wittlich: "Ich finde es gut, dass wir heute versuchen, uns in die Menschen von damals hineinzuversetzen." ass Louisa Klein, 17, aus Wittlich: "Oft habe ich was zum 9. November im Fernsehen gesehen und es gar nicht so richtig verstanden. Ich hoffe, das ändert sich mit dem Projekt." Sara Linn, 17, aus Bernkastel: "Es ist wichtig, dass alle informiert werden. Ich weiß schon einiges aus dem Fernsehen oder von meinen Großeltern."

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