Mit Filmen, Liedern und Plakaten gegen rechts

Trier · Vielfalt und Toleranz sind das Motto einer Projektwoche der vier Berufsbildenden Schulen in Trier. In Beiträgen setzen sich die Schüler mit Rechtsextremismus und Gewalt auseinander. Das Ergebnis ist bewegend und ermutigend.

Trier. Der 18-jährige Schüler Tobias schnürt sich seine Springerstiefel und streift eine Jacke der Marke Lonsdale über. Er ist an seiner Schule bekannt als Anhänger der rechtsextremen Szene, der es auf ausländische Mitschüler wie Aleksej abgesehen hat. Doch trotz seiner rechten Gesinnung entscheiden sich seine Klassenkameraden dagegen, Tobias auszuschließen - mit Erfolg, der Schüler distanziert sich von der Szene. In ihrem Filmbeitrag zeigen Schüler des Balthasar-Neumann-Technikums (BNT) ihren Ansatz zum Umgang mit Rechtsradikalen. Die Videobotschaft ist im Rahmen der Projekttage der Berufsbildenden Schulen (BBS) Triers entstanden, "Für Vielfalt, Fairness und Toleranz" lautet das Motto. Die Schüler des BNT nahmen die Produktion des Films selbst in die Hand, schrieben die Kurzgeschichte, entwickelten das Drehbuch und agierten vor der Kamera als Schauspieler. "Es war interessant, in eine Rolle zu schlüpfen, die man sonst nicht spielen möchte", erzählt der 19-jährige Philipp Hahn, der den Part des rechtsextremen Tobias übernahm.Kinderrechte und Gewalt

Die Ergebnisse der Projektwoche stellen die BBS-Schüler im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais\' vor. Neben dem Thema Rechtsextremismus, das im Mittelpunkt steht, setzen sich die jungen Menschen auch mit Kinderrechten, Alkohol, Gewaltprävention oder HIV auseinander. Um die komplexen Inhalte zu veranschaulichen, entwickelten die Schüler Theaterszenen, Umfragen, musikalische Beiträge und Internetseiten. Die Kernaussagen sind auf bunt gestalteten Plakaten zusammengefasst.Bei den 250 Schülern im Saal kommen die Beiträge gut an, immer wieder gibt es lauten Applaus - aber auch einige stille Momente. So bei einer Videointerpretation des Gedichts "Die Todesfuge" des NS-Verfolgten Paul Celan. Zu den Zeilen "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" laufen schwarz-weiß Bilder des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert. Die Schüler der BBS Gewerbe und Technik (GuT) haben die Gedenkstätte besucht und ihre Eindrücke festgehalten. "Ich hatte ein grobes Bild aus dem Geschichtsunterricht, aber dass es so krass war, wurde mir erst dort klar", schildert Maximilian Gerhards (18) seine Erfahrungen."Die Präsentationen haben mich mehr als beeindruckt. Ich war ergriffen von einigen Beiträgen", sagt Polizeipräsident Lothar Schömann. Der von ihm geleitete Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus des Kriminalpräventiven Rats hat die Projekttage organisiert. Schömann verspricht sich von der Aktion, "dass die Schüler für sich eine tolerante Haltung beziehen".Extra

Philipp Hahn, 19, Schüler am BNT: "Ich finde es cool, dass unsere Schule das macht und ein Statement abgibt. Mir persönlich hat es viel Spaß gemacht. Ich war schon vorher gegen rechts und unterstütze solche Kampagnen."Extra

Melanie Dallevedove, 32, Auszubildende an der EHS: "Die verschiedenen Schulformen hatten bei der Ideenfindung und Gestaltung freie Hand. Es ist auch ein persönlicher Prozess, wenn man sich intensiver mit den Themen auseinandersetzt."Extra

Maximilian Gerhards, 18, Schüler der GuT: "Wir denken jetzt über bestimmte Themen anders als vorher. Das kommt sonst in der Schule zu kurz, man sollte das generell in den Unterrichtsplan einfügen." (MAF)/TV-Fotos (3): Marie Fromm

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