Mit ganzer Tatkraft für die Trierer Tafel

Trier · Anni Becker, 88 Jahre alt, engagiert sich seit mehr als zehn Jahren für die Trierer Tafel. Für ihren unermüdlichen Einsatz hat sie nun die Verdienstmedaille des Landes bekommen.

 „Über die Teilchen freuen sich unsere älteren Damen“, sagt Anni Becker. Seit mehr als zehn Jahren die gute Seele der Trierer Tafel, hat sie nun die Verdienstmedaille des Landes erhalten. TV-Foto: Dorothee Quaré

„Über die Teilchen freuen sich unsere älteren Damen“, sagt Anni Becker. Seit mehr als zehn Jahren die gute Seele der Trierer Tafel, hat sie nun die Verdienstmedaille des Landes erhalten. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Morgens, vor acht Uhr. Es ist noch ruhig in den Räumen der Trierer Tafel. Aber eine ist auch dann schon immer da: Anni Becker (88). Die agile Seniorin flitzt hin und her, sichtet die angekommenen Lebensmittel und plant den Tag. In einem der beiden Räume sind Kästen mit Brot, Brötchen und Teilchen, im anderen ist alles bunt gemischt: auf dem Boden eine Kiste mit Äpfeln, auf dem Tisch und den Regalen angedellte Konserven, Kuchen, Getränke, Ketchup, Backmischungen - und jede Menge Schaumkusspackungen.
Menschen ganz nah



"Die haben wir gestern bekommen, für die Kinder", freut sich die 88-Jährige. Denn die Tafel beliefert unter anderem mehrere Kindergärten, etwa mit Obst.
Im Lauf des Morgens schauen mehrere Fahrer vorbei, bevor sie mit den Autos der Trierer Tafel zu den zahlreichen Geschäften und Bäckereien fahren, die Lebensmittel abgeben. Ein Fahrer muss sein Privatfahrzeug nutzen: "Eines unserer drei Autos ist leider seit zwei Tagen kaputt", erklärt Anni Becker.
Mehr und mehr Frauen treffen ein, sie gehören zum Team des Tages. Dieses sortiert die angekommenen Waren und packt sie um. "Jedes Team ist wie eine Familie", sagt Anni Becker. Die Frauen unterhalten sich und scherzen, der Kaffee in der Küche duftet schon. "Frau Becker ist die Erste und die Letzte hier", erklärt eine Mitarbeiterin lachend. Heute gehen Lieferungen nach Ehrang und ins Schammatdorf zu älteren Menschen mit wenig Geld, morgen nach Heiligkreuz und in die Innenstadt.
Zweimal in der Woche ist Ausgabe, dann kommen bis zu 200 Bedürftige bei der Tafel vorbei. "Über unsere Kunden können wir uns wirklich nicht beklagen, sie sind alle dankbar", sagt Anni Becker und fügt hinzu: "Ich bin jetzt 28 Jahre beim Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), da kennt man die Leute schon ein bisschen."
Über sich selbst spricht die sympathische Seniorin nicht gern. Sie verrät, dass sie Pfalzelerin ist, jahrelang in Ruwer gelebt hat und seit mehr als 20 Jahren im Maarviertel wohnt. "Gearbeitet hab ich immer", sagt sie: 18 Jahre lang war die gelernte Bürokauffrau Buchhalterin beim SKF. Anschließend, im Oktober 2001, rief sie gemeinsam mit der Vorsitzenden, Annette Laux, die Trie rer Tafel ins Leben. "Wenn ihr mir das zutraut, hab ich damals gesagt", erinnert sich Anni Becker. Mittlerweile hat die Tafel, die sich ganz über Spenden finanzieren muss, 85 ehrenamtliche Helfer. Im Jahr 2010 wurden knapp 1400 Menschen unterstützt, darunter mehr als 400 Kinder.
Für ihren selbstlosen Einsatz erhielt Anni Becker 2001 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz und 2006 den Ehrenbrief der Stadt Trier. Nun hat sie die Verdienstmedaille des Landes verliehen bekommen. "Wenn\'s nicht mehr geht, geht\'s nicht mehr", stellt Anni Becker nur trocken fest. "Aber ich hoffe, ich kann noch ein bisschen bleiben!" DQ

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