Mit Geld vom Bund den Landarzt retten

Schweich · In ein paar Jahren gibt es nur noch wenig Hausärzte auf dem flachen Land. Im Hochwald wird es deshalb ein Modellprojekt zur hausärztlichen Versorgung geben. Auch andere Regionen im Landkreis sollen von den neuen Versorgungszentren profitieren.

Schweich. In den vergangenen Monaten haben Fachleute, Kommunalpolitiker und interessierte Bürger an einer Regionalstrategie Daseinsvorsorge gearbeitet. Dies ist im Rahmen des bundesweiten Forschungsprogramms "Modellvorhaben der Raumordnung" (Moro) geschehen.
Ein Aspekt der Strategie ist die hausärztliche Versorgung. Bei den Untersuchungen zum Thema ist herausgekommen, dass in der Verbandsgemeinde (VG) Kell die Hälfte der jetzt praktizierenden Hausärzte bis zum Jahr 2015 in den Ruhestand gehen wird. Im Raum Hermeskeil ist das bis 2019 der Fall, in der VG Trier-Land und im Bereich Saarburg bis 2021.
Diese Erkenntnis dürfte für viele Menschen beunruhigend sein. Denn weniger Ärzte bedeuten längere Fahr- und Wartezeiten. Sie ist jedoch erst einmal nur Teil der Ergebnisse, die in der Regionalstrategie festgehalten worden sind (der TV berichtete).
Bei der Würdigung der in die Strategie investierten Arbeit wäre es geblieben, hätte nicht Michael Zarth vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung so etwas wie ein Überraschungsgeschenk mitgebracht. Er verkündet nämlich, dass sich der Bund an einem Modellprojekt zur ärztlichen Versorgung im Hochwald beteiligen will.
Wie das aussehen kann und warum das vonnöten ist, skizziert Landrat Günther Schartz. Er spricht von einer medizinischen Einrichtung, die in Kell beheimatet sein und mit Hilfe der Krankenhäuser Hermeskeil und Saarburg betrieben werden soll. In solch einem medizinischen Versorgungszentrum würden zugelassene Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten, was in den herkömmlichen Arztpraxen nur sehr eingeschränkt erlaubt ist. Mit dieser Einrichtung komme man den Wünschen vieler junger Ärzte nach, die lieber angestellt sein wollen, als eine eigene Praxis zu führen.
Wie genau dieses Versorgungszentrum aussehen soll, kann der Landrat derzeit noch nicht sagen. Das gilt auch für die Höhe der Bundesförderung. Denn noch liegt der entsprechende Bescheid aus dem Bundesministerium nicht vor.
Dass Kell kein Einzelfall bleiben muss, steht für Schartz schon heute fest. Falls die neue medizinische Versorgungsstruktur funktioniert, könnte beispielsweise in Konz ebenfalls eine solche Einrichtung entstehen, sagt der Landrat.
Die Regionalstrategie kann auf der Seite www.trier-saarburg.de heruntergeladen werden.Meinung

Moro-Macher unter Erfolgsdruck
Sicher. Viele Engagierte haben mit viel Herzblut an der Entwicklung einer Regionalstrategie gearbeitet. Doch diese Strategie ist für den normalen Bürger nicht mehr als ein gut 100 Seiten langes Konzept, das das normale Leben nicht weiter beeinflusst. Denn die in der Strategie beschriebenen Folgen der Demografie kommen eher schleichend daher. Noch läuft alles mehr oder weniger rund. Wenn es nun gelingt, in einem Modellprojekt die hausärztliche Versorgung im Hochwald ein Stück weit sicherzustellen, haben sich die Bemühungen der Mitarbeiter am Moro-Prozess gelohnt. Verbunden mit dieser Chance ist auch ein großer Erfolgsdruck. Denn wenn das Projekt scheitert, bleibt am Ende vom Engagement für die Regionalstrategie nicht mehr als ein gut 100 Seiten starkes Konzept übrig. h.jansen@volksfreund.de

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