Mit Gesang und Geduld die Sprache finden

Trier · Unter Aphasie bezeichnet man den Verlust der Sprache, beispielsweise nach einem Schlaganfall. Im Brüderkrankenhaus Trier ist durch Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages ein Aphasie-Regionalzentrum eröffnet worden.

 Dank an die Initiatorin: Marlene Scheid erhält vom Vorsitzenden des Landesverbandes Aphasie, Dr. Heiko Rodenwaldt, einen Blumenstrauß. TV-Foto: Karin Pütz

Dank an die Initiatorin: Marlene Scheid erhält vom Vorsitzenden des Landesverbandes Aphasie, Dr. Heiko Rodenwaldt, einen Blumenstrauß. TV-Foto: Karin Pütz

Trier. Allein im Kreis Trier-Saarburg leiden jährlich 150 neue Patienten nach Schlaganfall, Hirnblutung oder Schädel-Hirn-Trauma unter einer bleibenden Aphasie. Bislang gab es in ganz Rheinland-Pfalz nur drei zentrale Anlaufstellen für Erkrankte und deren Angehörige. Nun kommt neben Bad Kreuznach, Kaiserslautern und Speyer ein weiteres Regionalzentrum in Trier hinzu. Ziel ist es, die Möglichkeiten der Selbsthilfe bekannt zu machen, zu koordinieren und Angebote zur Bewältigung der veränderten Lebenssituation bereitzustellen.
Ins Leben gerufen wurde die Institution durch die Logopädin Marlene Scheid. Zur Eröffnungsfeier hieß sie 80 Interessierte willkommen.
"Wie kann ich als Angehöriger mit einem Partner zusammenleben, mit dem ich mich nicht mehr unterhalten kann?", ist nur eine der Fragen, die sich im Falle der Erkrankung stellen. Marlene Scheid lässt Betroffene auf dem Podium zu Wort kommen, die in eindrucksvoller Weise von ihren Wortfindungsstörungen berichten, bis hin zur Fähigkeit, wieder fast normal sprechen zu können.
"Es war ein langer, langer Weg und ich bin noch nicht da, wo ich hin wollte, aber es lohnt sich", sagt Karin Schneider, die 1997 nach einem Schlaganfall nur noch die Worte Ja und Nein herausbrachte. Werner Scheid, der kurz vor seinem 40. Geburtstag eine Hirnblutung erlitt, erzählt: "Die Behinderung offen zu zeigen fällt schwer." Nicken im Publikum, das zu einem großen Teil aus Betroffenen besteht. Dabei gelte für Aphasiker: Reden ist Gold. Neben den Kooperationspartnern Egon Waldstett, dem Vorsitzenden des Bundesverbandes, und Dr. Heiko Rodenwaldt (Vorsitzender des Landesverbandes) richtet auch Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz, das Wort an die Gäste und sichert finanzielle Unterstützung zu: "Sie können mich weiterhin an Ihrer Seite wissen."
Eine Gesangseinlage von betroffenen Patienten lockert die Veranstaltung auf. "Beim Singen können Aphasiker Worte finden, die beim Sprechen fehlen", erklärt Marlene Scheid und erwähnt, dass ein kompetenter Chorleiter gesucht wird. In den Fachvorträgen von Professor Matthias Maschke und Professor Sabine Corsten erfahren die Zuhörer einige Aspekte von der medizinisch-wissenschaftlichen Seite der Erkrankung.
Kontakt: Per E-Mail an
marlene.scheid@t-online.de
oder Telefon 0651/4360779.

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