Gesundheit Mit Humor und Kreativität zu mehr Selbstvertrauen

Trier · Clownsprojekt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Trierer Mutterhauses: Dieses und weitere Angebote in den Ferien sollen junge Leute stark machen.

 „Kunst am Werk – ich zeig was!“ war das Motto der bereits zweiten offenen Baustelle im Innenhof der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Trierer Mutterhauses. Mit den Jugendlichen haben gearbeitet (von links): Ergotherapie-Praktikant Pascal Vogt, Kunsttherapeutin Paula May, Ergotherapeutin Marie Hoffmann-Schulz, Dorothee Straub, Anna-Lena Schönhofen und der Konzeptkünstler Laas Koehler.

„Kunst am Werk – ich zeig was!“ war das Motto der bereits zweiten offenen Baustelle im Innenhof der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Trierer Mutterhauses. Mit den Jugendlichen haben gearbeitet (von links): Ergotherapie-Praktikant Pascal Vogt, Kunsttherapeutin Paula May, Ergotherapeutin Marie Hoffmann-Schulz, Dorothee Straub, Anna-Lena Schönhofen und der Konzeptkünstler Laas Koehler.

Foto: Mutterhaus Trier

Endlich Sommerferien, Zeit zum Kraft tanken –  auch für die Kinder und Jugendlichen im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen, die psychiatrisch und psychotherapeutisch begleitet werden. In zwei ganz unterschiedlichen Projekten haben die Kinder mit viel Kreativität gespielt und gestaltet. Das Selbstvertrauen zu stärken und dabei den eigenen Charakter und Fähigkeiten einzubringen, war das Ziel der Clownsprojekte und einer Bildhauerwerkstatt.

Eine Woche voller Höhen und Tiefen liegt hinter den Kindern und Jugendlichen der psychiatrischen Tagesklinik und Station E3 im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen. Unter Anleitung der professionellen Klinikclowns Lolek und Tilotamma haben sie gelernt, wie man sich als Clown verhält, zaubert oder kleine Kunststücke vorführt. All das, um am Ende der Woche eine kleine Show für ihre Eltern auf die Bühne zu bringen. Was zunächst wie ein normales Ferienangebot klingt, stellt für die Kinder und Jugendlichen der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine echte Herausforderung dar, weiß Clown Lolek, der ein Zirkusprogramm mit den Kindern der Station E3 eingeübt hat: „Am Anfang feiern die Kinder schnell Erfolge. Sobald die Tricks ein wenig mehr Übung bedürfen, fallen sie in ein Loch und wollen aufgeben. Trotz Hürden weiterzumachen, daran haben wir nun eine Woche gemeinsam gearbeitet.“ Und das mit vollem Erfolg. Der Applaus nach jedem Stück ist tosend laut und der Boden bebt. Nicht nur die Kinder sind stolz, sondern auch für die Eltern ist dies ein ganz besonderer Moment. Voller Stolz loben sie ihre Kinder und vergessen für kurze Zeit die Sorgen um ihr Kind. „Unsere jungen Patienten können durch ihre Erkrankungen keinen normalen Alltag mehr bewältigen, sie gehen nicht mehr zur Schule. Dank der Reh-Stiftung, die unsere Clownsprojekte finanziert, konnten wir den Kindern zeigen, dass sie etwas aus eigener Kraft erreichen können. Eine essentielle Erfahrung, die sie so schnell nicht vergessen werden und an die wir nun in unserer weiteren Therapie anknüpfen können“, so der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Günther Stratmann.

„Kunst am Werk – ich zeig was!“ lautete  das Motto der bereits zweiten offenen Baustelle im Innenhof der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Still und konzentriert sind die neun Jugendlichen am Werk. Sie stehen um zwei große Arbeitstische, ein Junge arbeitet auf dem Boden. Zu hören sind alleine Handsägen, Feilen, Hammer und Meißel. Die Konzentration ist vonnöten, denn der Werkstoff Yton hat es in sich. Die großen weißen Blöcke müssen behutsam bearbeitet werden, denn das Material ist spröde und weich zugleich, es verzeiht keine zu grobe Handhabung. „In der Bildhauerei mit Yton schlagen, sägen oder meißeln die Jugendlichen etwas weg, um eine Form zu entwickeln“, erläutert Konzeptkünstler Laas Koehler, der das Co-Therapeuten-Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie die ganze Woche lang begleitet und unterstützt. „Das ist ein ganz anderes Arbeiten als beispielsweise mit Ton, bei dem Material hinzugefügt werden kann. Hier müssen die Kinder schnell Entscheidungen treffen: Was mache ich, wenn zu viel abgeschlagen worden ist? Wie kann ich Alternativen finden? Wie gehe ich mit Frust um?“

Die Jugendlichen gehen ganz unterschiedlich mit dem Material um. Während ein Mädchen mit Hammer und Meißel ganz temperamentvoll grobe Formen herausschlägt, ist ein Junge dabei, filigrane Muster mit der Feile einzuarbeiten. Allen gemeinsam ist, dass die Jugendlichen ganz für sich arbeiten, es wird wenig geredet, jeder ist ganz bei sich und seinem Werkstück. Die Arbeit selbst sei das Ziel des Projekts, nicht die perfekte Fertigstellung eines Kunstwerks, so Ergotherapeutin Marie Hoffmann-Schulz, die die Werkstatt zusammen mit vier Kollegen betreut. Und dennoch sind am Ende der Woche acht Kunstwerke ausgestellt worden, die zeigen, dass die Kinder mit Elan an ihren Projekten gearbeitet haben. „Unsere Jugendlichen sind immer auch in einer schweren Phase“, so Marie Hoffmann-Schulz. „Ich bin sehr froh, dass sie sich auf die Arbeit eingelassen haben, das ist wirklich ein Geschenk und hilft ihnen, Selbstbewusstsein zu entwickeln oder auch, sich zu präsentieren.“

Die Werke sind so individuell wie die Jugendlichen. Ein kleines feingeschliffenes Herz ist ebenso zu entdecken wir ein martialisches Gesicht einer japanischen Animefigur. Was genau gestaltet wurde, war ganz den jungen Künstlern überlassen.

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