Mit Kunst Brücken bauen

Laas Koehler kam als freischaffender Konzeptkünstler aus Berlin und setzt sich jetzt in seiner Wahlheimat Trier als "Lokalpatriot" für kulturelle Vernetzung und ein frisches kulturelles Image der Stadt ein. In der TV-Serie "Mein Traum" erzählen Menschen aus der Region von Träumen, die zum Wegweiser ihres Handelns geworden sind.

Frischer Lokalpatriotismus für Trier: Laas Koehler setzt sich für ein zeitgenössisches Image der Kulturstadt Trier ein. TV-Foto: Anke Emmerling

Frischer Lokalpatriotismus für Trier: Laas Koehler setzt sich für ein zeitgenössisches Image der Kulturstadt Trier ein. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Mein Traum war immer, Kunst zu machen, davon zu leben und andere Menschen zur Kunst zu führen. Kunst ist für mich in unserer leistungs- und effizienzorientierten Gesellschaft der letzte freie Raum, in dem man Utopien realisieren und überprüfen, manifestierte Ansichten infrage stellen, etwas ausprobieren und auch scheitern kann. Vom Jahr 2000 an habe ich ihn nicht mehr nur geträumt. Der Tod meiner Mutter führte bei mir, damals 26, zum "Hallo-Wach-Moment": Was machst du eigentlich? Ich arbeitete mit behinderten Menschen, zwar leidenschaftlich, aber 60 Stunden in der Woche, meine Kunst lag brach. Ich habe wieder damit angefangen und meine anderen Jobs reduziert, bis der Drang so stark war, dass ich ins kalte Wasser gesprungen und von einem auf den anderen Tag Vollzeitkünstler geworden bin.

Am 1. September 2005 habe ich mir morgens den Wecker gestellt und von da an jeden Tag von 10 Uhr bis Feierabend um 18.30 Uhr fleißig und strukturiert gearbeitet. Meine Wohnung in Pankow wurde zur Galerie mit monatlich wechselnden Ausstellungen, gefehlt hat mir eigentlich nur die Natur.

Deswegen bin ich im Oktober 2007 gerne nach Mertesdorf umgezogen, als die Liebe es so wollte.

Trier hatte ich vorher nie gesehen, bin aber einfach losgegangen und habe es mir erobert, frech genug, an allen Türen zu rütteln. Schnell war mir klar, dass die Trierer Kunstszene viel zu bieten hat. Doch als Manko fiel mir auf, dass jeder alleine vor sich hin kocht, wo doch gemeinsam mehr zu erreichen wäre. Deshalb habe ich im November 2007 das Kunst-Kombinat-Trier (KKT) zur Vernetzung von Kunstinteressierten und Kunstschaffenden gegründet. Parallel begann mein Engagement in der Tufa, 2008 als "Schichtarbeiter" im Kultursommer-Programm, später als Organisator des Kunstsalons oder zuständig für Artothek-Umbau und Mail-Art-Ausstellung. Ich bin ein Mensch, der gerne Brücken baut, als Künstler, Gastgeber, Organisator und Vermittler. Durch das, was ich vorlebe, habe ich aber auch Fragezeichen und Kritik angebracht. Heute ist der Austausch, den ich anfangs vermisste, bereits spürbar geworden, und vielleicht habe ich einen kleinen Anteil daran.

Doch es gibt noch immer Potenzial für bessere Vernetzung und Außendarstellung. So lebe ich meinen Traum weiter, mit der Vision, dass Trier nicht nur für alte Steine und antike Geschichte, sondern auch für seine lebendige zeitgenössische Kunst bekannt wird, dass damit ein Anreiz für junge Menschen geschaffen wird, hierzubleiben und sich einzubringen. Kultur ist ein wichtiger Wirtschaftsbereich und Standortstabilisator, deshalb gehört zu meiner Vision auch, dass alle Kulturschaffenden daran einen materiellen Anteil bekommen, der sie ernährt und ihnen die Wertschätzung gibt, die sie verdienen.

Aufgezeichnet von Anke Emmerling.

Laas Koehler, geboren 1973 in Berlin, ist Autodidakt. 13 Jahre hat er im sonderpädagogischen Bereich gearbeitet, bevor er freischaffender Konzeptkünstler wurde.

In Trier hat er das Kunst-Kombinat-Trier gegründet und unterstützt als freier Mitarbeiter die Tufa. Die Stadt hat ihn jetzt als Kurator mit der Auswahl der Künstler für den Wettbewerb zum Robert-Schumann-Preis 2011 betraut.

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