Mit Leib und Seele der Kunst verfallen

TRIER. Momentan lebt sie inmitten verworrener Gänge – Lilo Schaab hat sich für ihre Gemeinschaftsausstellung mit Bildhauer Franz Schönberger in der Tuchfabrik bewusst ein Thema gestellt. Neben der Serie der Labyrinthe widmet sie sich Fischstudien und Meeres-Impressionen. Seit Jahrzehnten hat sich Lilo Schaab der Kunst verschrieben und lebt ihre Vorliebe für starke Farben aus.

Angefangen hat es mit einem Petticoat. "Ich erinnere mich noch genau an dieses harte Plastikding", erzählt die Künstlerin und lächelt. "Damals" hat sie an einem Kinder-Malwettbewerb teilgenommen und "als Einzige aus dem Ort" einen Preis gewonnen. Ihre Kinderzeit in Süddeutschland schildert Lilo Schaab sehr lebendig. Seit dreißig Jahren ist sie nun in Trier. Ursprünglich aus beruflichen Gründen an die Mosel gelangt, ist sie mittlerweile mit "Haus, Hof und Familie" fest in der Region verwurzelt. Dass Trier kein leichtes Pflaster für künstlerisch Schaffende ist, hat auch sie immer wieder erfahren, aber Lilo Schaab schafft sich ihre kreativen Räume.Unkompliziert: Kinder und Kunst

So hat sie vor 15 Jahren im Kinderschutzbund eine Malgruppe eröffnet, seit 2001 bietet sie im Jugendkunstzentrums der Tuchfabrik Kurse für "freies Malen" an. Ihre Liebe zum Nachwuchs verbindet die gelernte Kinderkrankenschwester gerne mit der Kunst: "Es ist einfach herrlich zu sehen, wie frei Kinder damit umgehen." Sie erzählt aus ihrem Kursalltag, wie die Kleinen zum Pinsel greifen, während Erwachsene zögernd vor der Leinwand verharren. Ihre eigene Tochter ist indirekt in ihre künstlerischen Fußstapfen getreten: Sie arbeitet in der Planungsabteilung eines Architekturbüros - da waren die Gene des Vaters wohl dominanter. Der ist ebenfalls Architekt und kann auf die Unterstützung seiner rührigen Gattin zählen: Sie erledigt die Büroangelegenheiten für ihn. "Klar würde ich auch lieber den ganzen Tag hier sein können, aber man hat halt seine Verpflichtungen", sagt sie mitten in einer Fülle von acrylgetränkten Leinwänden sitzend. Seit 1998 hat sie ein eigenes Atelier. Mittlerweile residiert sie zusammen mit ihrer Kunst-Kollegin Gisela Hubert in großzügigen Räumen in der Salvianstraße. Denkt sie an ihre Anfänge zurück, fällt sofort ein Name, der sie sehr geprägt hat: "Mein bester und größter Lehrer war Guido Bidinger." Bei ihm begann sie im Keramikatelier. Als er dann einen Malkurs anbot, kam Lilo Schaab in die Bredouille: "Ich war wirklich in der Klemme und fragte mich was nun: Keramik oder Malerei?" Sie zog schließlich - auch aus pragmatischen Gründen - Leinwand und Pinsel dem Brennofen vor. Nach einer Experimentierphase, in der sie in verschiedene Techniken "reinschnupperte", kristallisierte sich ihr Faible für die freie Malerei heraus. "Siebdruck ist auch spannend, aber scheidet wegen zu viel Chemie für mich aus." Holzdruck macht sie hingegen heute noch. Ein besonderes Leuchten bekommen ihre Augen, wenn sie an ihre Auslandsreisen denkt: Im August war sie in Norwegen und kam bepackt mit Foto-Impressionen zurück, die sie zu Hause künstlerisch verarbeitet. An einen Kurs auf Mallorca denkt sie gerne zurück: "Es ist immer am besten, wenn man raus aus dem Alltag ist." Den Alltag vor der Tür lassen kann man gut im Atelier, das momentan von einer Bildermasse geflutet wird. Die Vorbereitung der Vernissage steht unmittelbar bevor, so dass Hängungen ausprobiert werden müssen. Von kreativem Chaos kann dennoch keine Rede sein, denn alles scheint seinen festen Platz zu haben. Immer wieder sind es Labyrinthe, die die Wände zieren. Lilo Schaab hat diese Irrwege in unterschiedlichen Formen auf Leinwände oder auch Linoleum gebannt, wobei sie stets auf starke Farben setzt: "Ich finde diese Form unheimlich spannend, und sie erinnert mich in all ihren Aus- und Irrwegen immer wieder an das Leben." Vernissage am 30. September um 20 Uhr, zweites Tufa-OG, Ausstellung bis 22. Oktober zu den Öffnungszeiten der Tufa: 10 bis 17 Uhr.

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