Mit Leib und Seele

EHRANG. Ein Besuch bei Hans-Dieter Römer und seiner Ehefrau Theresia kann durchaus ein nasses Erlebnis werden. Dann nämlich, wenn Boxerrüde Luca, der gerade geräuschvoll den Wassernapf geleert hat, anschließend ausdauernd und liebevoll das bekleidete Knie der Besucherin ableckt. "Ist nur Wasser", meint Römer, Schützenbrudermeister des 526 Jahre alten Ehranger Schützenvereins.

Der Hund, gerade von einer Herzmuskelentzündung genesen, ist eines der Hobbys von Römer. "Der ist schussfest und gehört dazu", sagt er - und findet damit sogleich den Einstieg zur Beschreibung seiner Hauptbeschäftigung, des Ehranger Schützenvereins. Römer ist Ehranger kraft Geburt und seit 48 Jahren Mitglied in der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Ehrang. Schütze also mit Leib und Seele. Vor 60 Jahren wird er in der Kyllstraße geboren: "Ich kann mich noch erinnern, wie 1948 das Hochwasser bis zum Schützenhof stieg". 1957 folgte der Eintritt in die Schützenbruderschaft, etwas später die Wahl in den Vorstand. Zehn Jahre später zieht der gelernte Großhandelskaufmann aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf. Ein schwerer familiärer Schicksalsschlag führt ihn 1981 zurück an die Mosel. "Der Reiz am Schießen ist für mich die Konzentration und die Selbstbeherrschung", findet Römer. "Es macht Spaß, die zehn zu treffen. Bei der acht oder neun ärgert man sich schon." Als Römer 1987 zum Vorsitzenden als erster Brudermeister gewählt wird, ist der Verein in schwierigen Zeiten. Interne Querelen, finanzielle Probleme, Massenaustritte: Römer muss "den Karren aus dem Dreck zu ziehen." Er organisiert Feste, steckt "jeden Pfennig" in den Ausbau. Das gesamte Vereinsheim im Wallenbachtal wird - auch mit viel Eigenleistung - saniert und ausgebaut. Heute habe die St. Sebastianus Schützenbruderschaft die modernste, elektronische Kleinkaliberanlage im Kreis, sagt Römer. Dass es mit dem Verein wieder aufwärts geht (1981: 80 Mitglieder, heute 300), hat viel mit Römers Engagement zu tun. Er organisiert Spendenaktionen, bemüht sich um Zuschüsse und Sponsoren und führt neue Veranstaltungen ein: das Ortspokalschießen etwa, Ortsbeiräte- und Parteienschießen, Preisschießen oder Neujahrsempfänge. Trotz wenig Zeit fürs Training hat der Vereinsaktive mit der Mannschaft gerade den ersten Preis gemacht und ist in die Landesoberliga aufgestiegen. Stichwort Preis: Zahlreiche Verdienstorden nennt Römer sein Eigen. "Darunter welche, die nicht jeder kriegt", sagt er, ohne dick aufzutragen. Römer, in etlichen Ehranger Vereinen aktiv, hat das nächste Ziel schon anvisiert: Die erste Deutsche Meisterschaft für Senioren in Dortmund im Herbst. Doch zunächst steht das alljährliche Ostereierschießen auf dem Programm, zum ersten Mal mit einem "elektronischen Gewehr", das schon Kinder ab sechs Jahren mittels eines Lichtimpulses bedienen können. Eine gefährliche Annäherung an Gewalt? "Absoluter Quatsch", findet Römer, "durch den Schießsport werden Kinder ruhiger und konzentrierter. Es ist ein wunderbarer Ausgleich." Das scheint sich auch auf Luca auszuwirken, der mittlerweile auf den Couchkissen ein entspanntes Schläfchen eingelegt hat.

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