Mit leisen Tönen an die Spitze

Trier · Udo Köhler ist der Bauexperte der CDU Trier und seit einem Doppelschlag 2015 auch ihr Vorsitzender sowohl in der Ratsfraktion als auch im Kreisverband. Jetzt will der 52-jährige Architekt in den Landtag einziehen.

 Hausbesuche, Wahlplakate, Auftritte: CDU-Spitzenkandidat Udo Köhler (52) in Aktion. TV-Foto: Albert Follmann

Hausbesuche, Wahlplakate, Auftritte: CDU-Spitzenkandidat Udo Köhler (52) in Aktion. TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_st )

Trier. Wahlkampf ist ein sehr hartes Geschäft, davon kann Udo Köhler zurzeit mehr als nur ein Lied singen. Mitten im Endspurt vor der Landtagswahl am 13. März hat ihn eine schwere Erkältung erwischt. Der Christdemokrat begegnet der Situation mit Fatalismus. "Was soll mann da machen?", sagt er. Der Wahlkampfkalender bietet eben keinen Raum für längere Erholungsphasen, vor allem nicht für Spitzenkandidaten.Kampf um den Vorsitz


Dem Architekten gelang 2015 der Aufstieg zum unangefochtenen Spitzenmann der Trierer Christdemokraten. Zuerst setzte er sich im Kampf um den Vorsitz der CDU Trier gegen seine Konkurrentin Jutta Albrecht klar durch, dann wurde er jeweils einstimmig sowohl zum Chef der Stadtratsfraktion als auch zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt.
Zweifellos ein gutes Jahr, doch die bevorstehende Landtagswahl ist ein anderes Kaliber. Seine Mitbewerberin um das Direktmandat im Wahlkreis Trier ist Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Zweifellos eine Herausforderung, aber seine Position auf der CDU-Landesliste - Platz 38 - dürfte auch im Fall einer Niederlage gegen Dreyer für einen Einzug in den Landtag genügen.Landtagswahl 2016


Auf dieses Sicherheitsnetz will Köhler jedoch nicht bauen. "Das Direktmandat muss es sein", sagt er. "Ich werde alles daransetzen, zu gewinnen, und Wahlkampf bis zur letzten Sekunde machen."
Aggressive Ansagen wie diese sind keine Spezialität des Bauexperten, der seit Jahren ruhig und ausgleichend auf Triers politischer Bühne agiert. Auch im Stadtrat überlässt der Fraktionssprecher für Bauen und Stadtplanung die lauten Töne lieber anderen. Doch wenn es um die Wahl am 13. März geht, wird die erkältungsgeschwächte Stimme wieder stärker. "Trier muss in Mainz vertreten sein", sagt er und meint damit: Die CDU Trier muss im Landtag Rheinland-Pfalz vertreten sein. Das ist nicht mehr der Fall, seit Berti Adams 2011 nach einer vergessenen Wahlurne in Mainz tragisch und in letzter Sekunde verlor. Der Schrecker dieser Wahlnacht sitzt immer noch tief bei den Trierer Christdemokraten.

Wer sich Udo Köhlers Vita ansieht, findet Ehrenämter aller Größen und Ebenen. Klassensprecher seit der Grundschulzeit, Ende der 70er Stadtschülersprecher der berufsbildenden Schulen, schließlich Eintritt in die Junge Union und 1980 Wahl in deren Kreisvorstand - die Grundlage einer politischen Laufbahn, die ihn an die Spitze der CDU Trier führte.
Doch die Liste der Köhlerschen Ehrenämter geht noch weiter. Seit drei Jahrzehnten ist er Vorstandsmitglied im Verein Trierisch und seit fast elf Jahren Senator in Triers ältester Karnevalsgesellschaft Heuschreck.Kein Plan B


"Die Arbeit auf Vereinsebene und das politische Engagement haben viele Parallelen, man kann es nicht trennen", sagt er. "Viele Leistungsträger in der Kommunalpolitik sind in dieser Weise auf vielen Ebenen aktiv."
Sollte ihm der Sprung in den Landtag gelingen, wird er seine Arbeit als Architekt nicht einstellen, "aber wohl einschränken". An eine mögliche Niederlage am 13. März denkt er nicht. "Ich habe keinen Plan B", sagt er dazu. "Ich denke nur an mein Ziel, und das heißt Landtag."Extra

Udo Köhler ist 52 Jahre alt und verheiratet. Er arbeitet in Trier als freier Architekt im eigenen Büro Köhler und Köhler. 2015 musste er sich im Trierer Rathaus einer Überprüfung stellen. Der Grund: Es bestanden Zweifel daran, ob Köhler zum Zeitpunkt der Kommunalwahl 2014 seinen Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt tatsächlich in Trier hatte und nicht in Igel, wo sein Architekturbüro steht. Köhler bestand die Prüfung, die Stadt Trier urteilte: Die Voraussetzungen für seine Wahl in den Trierer Stadtrat waren unter melderechtlichen Gesichtspunkten erfüllt. jp

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