Mit Licht und Farbe

BICKENDORF/TRIER. Mehrfach ausgezeichnet wurden die Werke von Glasmaler-Meisterin Esther Diedrich bereits. Zuletzt von der Handwerkskammer Trier, die der Bickendorferin kürzlich den Denkmalpflegepreis für eine kunstvolle Jugendstil-Verglasung im Weingut van Volxem in Wiltingen verlieh (der TV berichtete).

Aus einer Trierer Großfamilie stammt die Kunsthandwerkerin Esther Diedrich, die - heute selber Mutter von zwei Kindern - zusammen mit ihrem Mann in Bickendorf eine Werkstatt für Glasgestaltung betreibt. Ihr Onkel hatte sich bereits als Glasmaler in Amerika selbständig gemacht."Ich hatte das Glück, mit meiner Großmutter dorthin reisen zu dürfen. Dadurch kam ich in Kontakt mit dem Beruf", erzählt sie, "und wusste sofort, dass ich dieses Handwerk auch lernen möchte." Nach dem Abitur ging sie bei der Trierer Firma Binsfeld in die Lehre. Mit ihrem Gesellenstück wurde sie 1987 Bundessiegerin im Glasmaler-Handwerk, genau wie 25 Jahre zuvor der mittlerweile in Amerika lebende Onkel. Als Gesellin wurde Esther Diedrich von der Firma Kaschenbach übernommen. Schon während der Lehrzeit hatte sie ihren zukünftigen Mann, einen Kunstglaser, kennen gelernt. Mit ihm zusammen machte sie ein sechsmonatiges Praktikum in den USA, bevor sie, beseelt vom Wunsch nach einer eigenen Existenz, die Meisterprüfung ablegte.Mit ihrem Meisterstück, einem Paravent aus Edelstahl, Holz und Glas, bewies sie neben hohem handwerklichen und ästhetischen auch anspruchsvolles inhaltliches Niveau. "Die dort gezeigte Auseinandersetzung mit dem Zwiespalt zwischen natürlich entstandenem und künstlich aus der Retorte gestaltetem menschlichen Leben traf nicht überall auf Zustimmung", erzählt sie. Anerkennung erntete ihre Arbeit erst als Beitrag zu einem international ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb in Japan. Sie schaffte es, unter Tausenden von Werken in eine der Endrunden zu kommen.1994 machten die Eheleute Diedrich schließlich ihren Traum wahr und eröffneten eine eigene Werkstatt in Bickendorf, wo sie Fenster- und Türverglasungen, Schmuck und vieles mehr anfertigten. Dann jedoch der Rückschlag: "Gerade als wir einen großen Auftrag bekommen und uns etabliert hatten, brannte die Werkstatt ab."Das war am 18. Juli 2002. Als Ursache ermittelte die Kriminalpolizei einen durch Marderbisse verursachten Kabelbrand. Noch heute zeigt sich tiefer Kummer auf dem Gesicht der natürlichen, sympathischen Frau, die trotz ihrer Fertigkeiten und ihres umfassenden Wissens sehr bescheiden ist.Auf Knien auf der Suche nach Scherben

"Ich war kurz davor, aufzugeben", blickt sie zurück, "es war, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen." Nicht nur die Vernichtung der Werkstatt selber, sondern auch der unwiederbringliche Verlust ideeller Werte traf die Familie hart. Ausgerechnet zum Zeitpunkt des Unglücks lagerten die restaurierungsbedürftigen Fenster der Bickendorfer Kirche im Atelier."Wir sind nach dem Brand auf Knien durch den Raum gekrochen, um Scherben und Splitter aufzusammeln, damit wir Anhaltspunkte für die Wiederherstellung hatten", erzählt Esther Diedrich. In einer provisorischen Werkstatt werden die Fenster gegenwärtig restauriert. Leuchtende Augen bekommt die Künstlerin, wenn sie erklärt und zeigt, wie sie nach traditioneller Art arbeitet. Jeder ihrer Handgriffe sitzt. Inzwischen steht der Rohbau für das neue Atelier, das voraussichtlich nächstes Jahr eröffnet wird. "Dann fangen wir wieder von vorne an", ist sie überzeugt und wirkt dabei entschlossen.

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