Mit reichlich Theater

TRIER. Bälle – einst glanzvolle gesellschaftliche Ereignisse. Heute sind sie eher Auslaufmodelle, so scheint es wenigstens. Die Macher des Juristenballs am 18. November im Robert-Schuman-Haus kämpfen wacker gegen dieses Image an und versprechen ein Ereignis "von Juristen, aber nicht nur für Juristen".

Ältere Trierer bekommen glänzende Augen, wenn sie an die "guten, alten Ball-Zeiten" denken. Ein halbes Dutzend solcher gesellschaftlicher Großereignisse gehörten in der Nachkriegszeit zu den tragenden Säulen des jährlichen Veranstaltungskalenders. Man traf sich in der Treveris, im Bischof-Korum-Haus, im Astoria, man schwofte, vergnügte sich, fand womöglich den Partner fürs Leben. Ebenfalls wichtig: Sehen und gesehen werden. Der bekannte Akademiker, der sich Anfang der 60er-Jahre erdreistete, in hellgrauem Anzug und braunen Schuhen beim Theaterball aufzukreuzen, sorgte noch tagelang für Gesprächsstoff (ob der Smoking-Verzicht auf provokativer Absicht oder Schusseligkeit beruhte, ist leider nicht überliefert). Und heute? "Es herrscht Ballmüdigkeit. Bei Publikum und Organisatoren", glaubt Christa Jacobi (64), Inhaberin der Drogerie Jacobi, die schon viele tausend Eintrittskarten für Bälle verkauft hat - "aber von Jahr zu Jahr weniger". Auch die Ball-Klassiker wurden immer weniger. Die verbliebenen haben es schwer. Der Ball der Polizei Mitte Oktober lockte gerade einmal 100 Gäste in die Europahalle. Am Programm lag es nicht. Eher an einem verbreiteten Missverständnis. Ein Polizeiball ist nicht nur für Polizisten. "Auch unser Ball ist öffentlich. Von Juristen organisiert, aber nicht nur für Juristen , betonen Martina Werwie-Haas (43) und Stefan Schatz (45), Macher der Veranstaltung am Samstag, 18. November, im Robert-Schuman-Haus (Katholische Akademie, Auf der Jüngt). Die Richterin und der Rechtsanwalt widersprechen der Auffassung, da wolle eine elitäre Berufsgruppe unter sich bleiben: "Das ist absolut nicht der Fall. Wer unsere bisherigen sechs Bälle erlebt hat, weiß, dass wir sehr gesellig sind." Und überaus lustig: 1994 etwa legten einige Richter und Anwälte um Mitternacht gemeinsam einen Tanz aufs Parkett - in rosa Strumpfhosen und Ballettröcken. Am 18. November - parallel übrigens zum Gala-Herbstball des Tanzsportclubs Schwarz-Silber in der Europahalle (Infos: www.tsc-schwarz-silber.de) - geht es ebenfalls hoch her: Die Juristen bieten neben Sektempfang, Tanzvergnügen, Kulinarischem und Sponso-ren-Präsenten ein Stadttheater-Ensemble auf. Vera Wenkert, Annette Johannsson, Evelyn Czesla, Gor Arsenian, Peter Koppelmann, Andreas Scheel, Thomas Schobert, Michael Ophelders und GMD Istvan Dénes (Leitung und Klavier) präsentieren "Musikalische Tatbestände" wie Belästigung, Hochstapelei und Eheversprechen aus Opern und Operetten. Gut möglich, dass aus der erstmaligen Kooperation mit dem Theater eine dauerhafte wird. "Wir können uns einen gemeinsamen Ball, eine Art Opernball, vorstellen", sagt Martina Werwie-Haas, "Wir wollen Triers Ball-Szene gerne dauerhaft erhalten bleiben." Informationen und Kartenbestellung unter www.juristenball-trier.de.

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