Mit Sternchen und Blümchen

TRIER-SÜD. (rm.) Wie lebt es sich in Trier-Süd? "Richtig quant", meint Joachim "Joa" Rother. Der Gitarrist der Leiendecker-Bloas, der am 25. September seinen 50. Geburtstag feiert, verfasste folgenden Gastbeitrag zum Auftakt der neuen TV -Stadtteilserie über Trier-Süd.

Als wir 1982 heirateten, war uns klar, dass wir im Trierer Süden bleiben wollten. Sylke, aufgewachsen auf Mariahof, und ich, Am Herrenbrünnchen groß geworden, fanden die passende Wohnung in der Hohenzollernstraße 13, damals noch mit einer Filiale der Fleischerei Werland im Erdgeschoss. Nach der Geburt unserer Kinder Johannes (1988), Lena (kam 1990 in der Hohenzollernstraße zur Welt) und Marie (1995) erwies sich die vormals große Wohnung als fast zu klein, bietet aber immer noch Platz genug auch für unsere beiden Katzen Blümchen (in Anlehnung als Sylkes Spitznamen) und Sternchen.Gute Geister für Brillen und Frisuren

Die Infrastruktur in unserem Stadtteil lässt kaum Wünsche offen. Die Bushaltestelle fast vor der Haustür, ein noch nicht wegrationalisierter Bahnhof mit vorgelagertem Taxistand, zwei Minuten bis zum Strand (der Mosel), und wenn es den Eurener Flugplatz noch gäbe... Selbst zu Fuß ist die Innenstadt in Kürze zu erreichen - "Aomaol in der Woch, da giehn eich an de Pochda" - nur für Radfahrer ist die Situation nicht so günstig, abgesehen vom Moselradweg. Selbst an den Durchgangsverkehr kann man sich gewöhnen. Hier erweist sich der kleine Garten hinter unserem Haus als Kleinod. Dort konnten sich die Kinder gefahrlos austoben. Und wenn die Welt zu klein wurde, ging es ab in den Neuerburg-Park. Auch was das tägliche Leben betrifft, können wir uns nicht beklagen. Mehrere Einkaufsmärkte (wir wohnen mit Küchenblick auf einen davon, der für uns immer noch Verma heißt, und dessen nächtlichen Anlieferverkehr wir nicht mehr missen möchten), Bäckereien, Fachgeschäfte für alle Lebenslagen, Gastronomie, Geldinstitute. Gäbe es noch eine Postfiliale, es wäre perfekt. Dafür gibt es Ärzte für alle Wehwehchen (Gruß an Harald), Annette im Erdgeschoss kümmert sich um unsere Brillen und die Friseurinnen in St. Matthias um unsere Haare. Für die Kinder ist auch gesorgt. Kindergärten sowie Schulen sind vorhanden, und wer will, kann sich in etlichen Vereinen oder in den Pfarreien betätigen. So singt unsere Tochter Marie in der Kinderschola von St. Matthias, Johannes spielt Schlagzeug bei "The Valerians" in Feyen, Lena half zeitweise in der Pfarrbücherei aus, und Sylke begleitete mehrere Jahre lang als Katechetin Mattheiser Kinder auf ihrem Weg zur Erstkommunion. Bis vor einigen Jahren lebten auch Helmut und Manni von der Bloas in Trier-Süd, da konnten wir uns noch spontan in der "Weinhexe" zum Skat treffen. Und wenn heute der Helmut mit großem Erfolg mit dem Kleinen Volkstheater auftritt, dann rocke ich mit der SpVgg Trier-Süd im Probekeller in der Saarstraße ab, es sei denn meine geliebte Eintracht spielt. Auch unsere Arbeitsstellen lagen günstig. So arbeitete Sylke bis 1998 20 Jahre lang als Nachtschwester im Herz-Jesu-Krankenhaus, und die Pasucha Architekten GmbH, für die ich tätig bin, hatte ihre Büroräume bis zu ihrem Umzug ins Alleen-Center in der Lavenstraße. Als unsere Vermieterin 2002 überraschend das Haus verkaufte, machten wir aus der Miet- eine Eigentumswohnung. Damit ist klar, dass wir Trier-Süder bleiben, denn das Leben hier ist lebenswert und auch nicht anonym. Man kennt viele Nachbarn, hält hier und da mal ein Schwätzchen und spürt einen sympathischen Gemeinsinn, auch ohne Straßen- oder Stadtteilfest. Hier wollen wir nicht mehr weg. Am Montag: Was vom Gerberviertel übrig blieb - die Lederfabrik Rendenbach.

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