"Mit Tradition im Rücken in die Zukunft"

TRIER. Mit offenen Armen werden die Besucher auch dieses Wochenende in St. Paulin willkommen geheißen. Die Pfarrgemeinde feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Ein Anlass zu fragen, auf welche Wurzeln und welche Geschichte diese Gemeinde zurückblickt.

Spätestens auf dem Märtyrerfeld vor der Kirche begegnet einem die Geschichte von St. Paulin: die Statue ihres Schutzpatrons. Über den Gebeinen des Heiligen Paulinus ließ Bischof Felix 390 nach Christus eine erste Kirche auf dem Feld der Trierer Märtyrer errichten. Noch heute liegen die Gebeine Paulinus' an derselben Stelle wie vor mehr als 1600 Jahren - in der heutigen Krypta nämlich. Um das Jahr 346 wird Paulinus Nachfolger des Heiligen Maximin und somit Bischof von Trier. Er stand auf der Seite des Bischofs Athanasius von Alexandrien, der das Glaubens-Bekenntnis vertrat: "Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott". Auf der Synode von Arles unter Kaiser Konstantinus II. im Jahre 353 weigerte sich Paulinus als einziger der anwesenden Bischöfe, Athanasius zu verurteilen und sich zur Lehre des Arius zu bekennen, der das Gottsein Jesus' verleugnete. Daraufhin wurde er vom Kaiser nach Phrygien verbannt, das in der heutigen Türkei liegt. Dort starb Paulinus um 358. "Obwohl Paulinus kein Märtyrer war, wurde er aber immer als einer verehrt", weiß Josef Mettel, Pfarrer von St. Paulin. Schon seit der Frankenzeit befand sich in St. Paulin ein Stift. Nachdem die Kirche samt Stiftsgebäuden 1674 von den Franzosen zerstört worden war, hatte sich der Kurfürst und Erzbischof Franz Georg Schönborn um ein Wiederaufleben des Stifts bemüht. Er ließ 1730 die Barockkirche errichten, die noch heute steht. Er selbst war Probst des Stifts. Unter den Franzosen wurde das Stift 1802 aufgelöst. Viele Klöster ließ Napoleon zerstören - St. Paulin verschonte er. Dies, nachdem der Pfarrgottesdienst von der benachbarten Pfarrkirche St. Walburgis in die Stiftskirche verlegt worden war. Napoleon ließ die Pfarreien neu ordnen. Die Gemeinden St. Paulin, Kürenz, Maar und Zurlauben bildeten nun die Pfarrei St. Paulin. Am 10. März 1803 wurde die Stiftskirche St. Paulin von Bischof Carl Mannay zur Pfarrkirche benannt. Ihre sakrale Zukunft war gesichert. Erster Pastor der Pfarrei, von 1803 bis 1836, wurde der ehemalige Stiftsherr Bruno Schmitt. Sein Grab befindet sich in der Reihe am großen Friedhofskreuz. Ein großes Ereignis geschah im Jahr 1883, als Pastor Friedrich von Kloschinski das Paulinusgrab öffnen ließ. Auch er konnte auf eine lange Amtszeit (1865 bis 1905) zurückblicken. 1905 trennte er die Pfarrei St. Martin von der Pfarrei St. Paulin ab. "Mit dem Geld, das er zu seinem silbernen Priester-Jubiläum bekam, hat Pastor Friedrich von Kloschinski die finanzielle Grundlage für den Bau der Kirche St. Martin gelegt", erzählt Pastor Mettel. Kloschinski hat die Einweihung der Kirche nicht mehr erlebt, aber er fand dort seine letzte Ruhestätte. Auch Pfarrer Ernst Vierbuchen war gute 36 Jahre (1965 bis 2002) für seine Pfarrgemeinde da und hat Vieles bewirkt. Unter anderem ließ er die Kirche renovieren, und diese erstrahlte wieder in ihrem alten Glanze.Papst verleiht Kirche die Würde "basilica minor"

Am 23. Mai 1958 wurde St. Paulin durch Papst Pius XII. zur "basilica minor" erhoben. Eine besondere Ehre und Würdigung. Der Papst zeigte so seine Verbindung mit der Ortskirche. Zur gleichen Zeit, als Josef Mettel im März 2002 Pfarrer von St. Paulin wurde, wurden auch St. Paulin und St. Martin wieder zu einer Pfarrei. "Was früher mal zusammen gehörte, soll heute wieder zusammen sein", sagt Pfarrer Mettel lachend. Aber der eigentliche Grund für die Zusammenlegung der Pfarreien sei der Mangel an Priestern, erklärt er. Froh ist er mit seiner 2002 Katholiken umfassenden Pfarrgemeinde: "Die Gemeinde ist sehr aufgeschlossen. Wir haben keine festen Grenzen. Es kommen Menschen in unseren Gottesdienst von Saarburg bis Wittlich und von Hermeskeil bis Bitburg. Wir legen viel Wert auf einen guten Gottesdienst." Das Motto von Pfarrer Josef Mettel: "Mit der Tradition im Rücken in eine neue Zukunft." Bei derlei tatkräftigen Vorgängern kann die Zukunft nur Gutes versprechen.

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