Mit Tüten gegen den Dreck

Trier · Das Müllproblem im Palastgarten und das geplante Grillverbot auf Triers großer Grünfläche erhitzen die Gemüter. Wie halten es eigentlich andere Städte mit dem Brutzeln im öffentlichen Raum? Quellen anderenorts auch die Mülleimer über? Der TV hat nachgefragt.

 Grüne Lunge in Triers Altstadt: der Palastgarten. Auch in anderen Städten sind die öffentlichen Grünflächen beliebt. TV-Foto: Roland Morgen

Grüne Lunge in Triers Altstadt: der Palastgarten. Auch in anderen Städten sind die öffentlichen Grünflächen beliebt. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Vor dem Hamburger Michel ist am Montag die deutschlandweit erste öffentliche Elektro-Grillstation eröffnet worden. Mit dem Pilotprojekt sollen Einweggrills und Müll von der Rasenfläche vor der St.-Michaelis-Kirche verschwinden. Das 10 000 Euro teure Projekt zeigt: Auch außerhalb von Trier gibt es Müllprobleme auf öffentlichen Flächen. Und jede Stadt versucht, dem Problem auf ihre eigene Weise auf die Schliche zu kommen.
Saarbrücken: Sauberkeitskampagne Auch im benachbarten Saarbrücken zieren bei schönem Wetter häufig Müllberge die Grünanlagen. Weil in diesem Jahr durch die vielen Schön-Wetter-Tage bereits unzählige Hinterlassenschaften von Besuchern der Grünanlagen entlang der Saar liegen geblieben sind, hat die Stadt 35 000 Euro zusätzlich für die Sonderreinigung und Müllbeseitigung investiert. Zusätzlich, das jährliche Budget sieht 50 000 Euro vor. "Aber wenn das Wetter so bleibt, werden wir diesen Betrag nach dem Sommer bei Weitem übersteigen", vermutet Carmen Dams vom Saarbrücker Grünflächenamt. Grillen ist in Saarbrücken nur auf offiziellen Grillflächen erlaubt. Wer dort sein Fleisch auf den Rost legen will, kann gegen eine Kaution die Plätze kostenlos nutzen. Um das Müllproblem zu lindern, hat die Stadt Saarbrücken 2007 die Kampagne "Sauber ist schöner" ins Leben gerufen. Dadurch sollen Parknutzer auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Der Erfolg sei allerdings eher verhalten, berichtet Dams. "Aber man weiß natürlich nicht, wie es ohne Kampagne aussehen würde."

Köln: Grill-Scouts
Die Stadt Köln setzt seit Mai dieses Jahres auf sogenannte Grill-Scouts. Dabei verwandeln sich Studenten in Ordnungshüter und verteilen an bestimmten Orten Tüten. Um die rund drei Hektar Grünflächen in der rheinischen Großstadt sauber zu halten, stellt die Stadt in den Sommermonaten einige zusätzliche Müllcontainer auf. Grillen auf Grünflächen ist in Köln grundsätzlich erlaubt. "Besonders an unserem Aachener Weiher ist bei schönem Wetter deshalb besonders viel los", berichtet Ralf Mayer, Leiter des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln. Dort seien unterirdische Müllbehälter eingerichtet worden für Asche und normalen Müll. Einweggrills sind Mayer ein Dorn im Auge. "Die hinterlassen rabenschwarze Rasenflächen."

Kaiserslautern: Grillverbot
Der Müll und die verkohlten Rasenflächen sind vielleicht mit ein Grund, warum in ganz Kaiserslautern gilt: Grillen verboten. "Bei uns kontrollieren Streifen vom Ordnungsamt regelmäßig, ob das auch eingehalten wird", erklärt Pressesprecherin Sandra Zehnle. Probleme mit Müllbergen und illegalen Grillfeiern habe die Stadt daher nicht.

Koblenz: Grillhütten
Auch in Koblenz gibt es in diesem Jahr keine Müllprobleme. "Vorletztes Jahr war das bei uns ein großes Thema. Aber in diesem Jahr zum Glück nicht", berichtet Thomas Knaak, Pressesprecher der Stadt Koblenz. Sieben Tage pro Woche seien die Mitarbeiter der Straßenreinigung im Einsatz, um für Ordnung zu sorgen. "Wir sind schließlich eine Fremdenverkehrsstadt", betont Knaak. Grillen sei in Koblenz laut Gefahrenabwehrverordnung grundsätzlich verboten. Wer trotzdem im öffentlichen Raum seine Würstchen brutzeln möchte, könne sich für eine Gebühr zwischen zehn und 100 Euro eine der städtischen Grillhütten mieten.
Das geplante Grillverbot ist in der Stadt Gesprächsthema. Neben zwei Protestaktionen der Jungen Liberalen und des Asta-Frauenreferats läuft eine Unterschriftensammlung der SPD Mitte-Gartenfeld (der TV berichtete) gegen die Grünflächensatzung. Wie reagieren die Stadtverwaltung und die Stadtratsfraktionen? Wird die Satzung am 16. Juni beschlossen oder der Beschluss in den Herbst verschoben? Wo könnten Grillzonen in Trier ausgewiesen werden? Gelegenheit, das im direkten Gespräch herauszufinden, gibt es am kommenden Sonntag, 5. Juni. Der TV lädt ab 11 Uhr zum öffentlichen Forum ein, bei dem über das Müllproblem und das Grillverbot im Palastgarten diskutiert werden kann. Mit dabei sind die städtischen Dezernenten Simone Kaes-Torchiani (CDU) und Thomas Egger (FDP), Vertreter der Jugendorganisationen der Parteien, der Stadtratsfraktionen und der Studenten in Trier. Musik und Unterhaltung sollen für eine lockere Frühschoppen-Atmosphäre sorgen. Ort der Veranstaltung ist die Fläche vor dem Kurfürstlichen Palais, bei schlechtem Wetter findet das Forum im Kurfürstlichen Palais statt. mic Öffentliche Elektrogrills: Die Idee, Elektrogrills auf öffentlichen Grünanlagen zu installieren, stammt ursprünglich aus Australien. In Europa wird das Konzept immer beliebter. Auch die Stadt Zürich hat in den Seeanlagen solche Grills installiert, die in den Sommermonaten zwischen 6 und 23 Uhr kostenlos benutzt werden können. as

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