Mit Wellenliege in die Lehre starten
Mehring · Die Zeiten der ehemaligen Schreinerei über der Mosel in Mehring sind vorbei. Vor drei Jahren ist die Regionalgeschäftsstelle der Lernen Fördern Trägergesellschaft mit fünf Mitarbeitern aus Trie r dorthin gezogen. Neues Projekt: In der Produktionsstätte, in der lernbeinträchtigte Schüler auf die Ausbildung vorbereitet werden, entstehen Holzliegen.
Mehring. Die blauen Schilder mit dem Schriftzug Lernen Fördern e. V. lotsen Beuscher durch Mehring. Das 7000 Quadratmeter große Areal der Trägergesellschaft Lernen Fördern liegt in der Achtwies umgeben von Weinbergen und Feldern, auf dem drei große Hallen und ein Wohnhaus stehen. Aus einer der Hallen dringen Klopf- und Sägegeräusche. "Fast wie früher", sagt Geschäftsleiter Winfried Siegismund. Er berichtet von den Fortschritten in der angehenden Produktionsschule des Lernen Fördern Trägergesellschaft Rheinland-Pfalz e. V. Vor gut einem Jahr haben hier Jugendliche der Schweicher Meulenwald-Förderschule mit dem Projekt Produktionslernen begonnen und in einer ersten Erprobungsphase Nistkästen und Insektenhotels hergestellt. "Nun gehen wir einen Schritt weiter", sagt Leiter Siegismund. "In unserer Produktionsschule, in der wir lernbeeinträchtigte Schüler fit für die Ausbildung und Lehre machen, wollen wir Holzliegen für den privaten Bereich, Sauna oder Garten herstellen."
Schreiner Uhland Kessler arbeitet an einem Prototyp aus Douglasienholz, perfekt für den Innen- und Außenbereich, schlicht in der Form. Das Modell ist geeignet, damit auch die Schüler daran arbeiten können, zum Beispiel Abschleifen und Wachsbeizen lernen. "Unsere Jugendlichen sollen das betriebsähnliche Arbeiten kennenlernen", sagt Heinz Wegmann, Schulleiter der Meulenwald-Schule und Vorsitzender der Lernen Fördern Trägergesellschaft Rheinland-Pfalz. Bei seinen Schülern lägen die Stärken vor allem im praktischen Bereich. Von der Möglichkeit, in Mehring unter fachlicher Anleitung Woche für Woche zu arbeiten, erhofft er sich, die Schüler dauerhaft zu motivieren und ihr Durchhaltevermögen für eine Ausbildung zu stärken. Vielleicht ja auch in einer Schreinerei.
Jetzt muss die Einrichtung nur noch Käufer für die Wellenliege finden, damit das Schulprojekt ein Erfolg auch mit ganz praktischem Nutzen wird. Geschäftsleiter Siegismund denkt dabei an Privatleute, aber auch an Behörden und Kommunen, "die so gesamtgesellschaftliche Verantwortung übernehmen und durch Folgeaufträge Jugendliche aus der Region in den Arbeitsmarkt integrieren könnten. Immerhin werde das Projekt auch durch die Stiftung "Zukunft im Landkreis Trier-Saarburg" unterstützt.
"Fit für den Job" heißt ein weiteres Programm der Trägergesellschaft, bei dem derzeit sechs Jugendliche aus Bitburg im Rahmen der Berufsorientierung geschult werden. Auch sie lernen den Umgang mit Holz, stellen Gebrauchsgegenstände her, zurzeit kleine Schmuckkästchen. Außerdem ist er bemüht, im Umfeld der Lernstätte Aufträge für seine Schützlinge zu akquirieren. "Wir können Wege frei räumen, landschaftspflegerisch arbeiten, Weinberge roden oder beim Aufräumen helfen. Damit wollen wir weder dem regionalen Gewerbe noch dem Handwerk in die Quere kommen. Wir übernehmen Aufträge, die von Art und Größe für Unternehmen nicht interessant sind, für die Qualifizierung unserer Jugendlichen aber ideal."
Extra
Der Lernen Fördern Trägergesellschaft Rheinland-Pfalz e. V. feiert Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Er fördert und organisiert Projekte als Lebenshilfe für lernbeeinträchtigte Menschen. Derzeit laufen 22 Projekte an 18 Standorten in Rheinland-Pfalz mit 73 festangestellten Mitarbeitern und 1000 Teilnehmern im Jahr. In der Region betreut Lernen fördern die Jugendwerkstatt Longuich-Kirsch, die vertiefte Berufsorientierung in Schweich und Reinsfeld, das Projekt "Fit für den Job" in Mehring und Bitburg, das Projekt Produktionslernen in Mehring und den Integrationsfachdienst in Bitburg und Bernkastel-Kues. sbn
