Moderne Kunst unter einem Teflon-Dach

Seit 2010 hat das Centre Pompidou in Paris einen kleinen Bruder: das Centre Pompidou-Metz. Nur wenige Kilometer von der deutschen und luxemburgischen Grenze entfernt sind in diesem Kulturzentrum zeitgenössische Skulpturen, Gemälde und Installationen namhafter Künstler zu sehen.

Metz. Schon das Gebäude erscheint wie ein Kunstwerk: Das Centre Pompidou mit seinem weißen, geschwungenen Dach und dem sichtbaren Holzskelett sieht nicht wie ein typisches Museum aus; es erinnert vielmehr an ein großes, ruhiges Lebewesen. Der Innenraum ist weitläufig - auch von hier aus zieht es die Augen nach oben auf das Dach, das aus Glasfasern und einer Teflonbeschichtung besteht. Die Einrichtung ist schlicht und in Weiß gehalten. Es ist fast so, als wollten die Betreiber die Sinne der Besuche frei machen für die Kunstwerke, die sie gleich sehen werden.

Die Eröffnungsausstellung "Meisterwerke" ist offiziell seit Januar beendet, am 8. Mai soll die nächste große Ausstellung des zeitgenössischen Künstlers Daniel Buren beginnen. Trotzdem lohnt sich ein Besuch des Centre Pompidou auch zwischen den großen Ausstellungen - denn viele der in "Meisterwerke" gezeigten Objekte von namhaften Künstlern sind weiterhin im Museum zu sehen.

Im Erdgeschoss geht es auf der linken Seite zum ersten Ausstellungsraum, dem sogenannten Hauptschiff. Kaum hat man es betreten, ist man mittendrin in einem dunklen Raum, in dem einige Werke aus älteren Epochen gezeigt werden. Dazu gehört Ligier Richiers "Statue du tombeau de René de Chalon" aus dem 16. Jahrhundert, eine Statue, die sehr realistisch einen verwesenden Leichnam zeigt.

Auf Irrwegen



Die Ausstellung hält sich jedoch nicht lange mit älteren Werken auf. Schnell geht es zur Moderne, die optisch mit weiteren Fluren und viel mehr Licht unterstrichen wird. Hier finden sich Werke wie Francis Bacons "Study for a Portrait" (1978), meterhohe Reliefs mit abstrakten Kreisformen von Robert Delaunay (1937) und Camille Bombois' naives Kunstwerk "Athlète forain" (1930).

Den nächsten Ausstellungsraum muss man erst einmal finden: Eine Schwäche des Gebäudes ist, dass die Wege nicht ausgeschildert sind. Es kann daher vorkommen, dass man einige Minuten umherirrt oder das Personal fragen muss.

In der Galerie 1 im ersten Stockwerk wird zeitgenössische Kunst gezeigt - ein buntes Sammelsurium aus Gemälden, Installationen, Plastiken oder Film- und Tonvorführungen. Hier findet man unter anderem Pablo Picassos "La Muse" (1935) oder Salvador Dalis "La Vache Spectrale" (1928). Beim Gang durch diese Galerie hört der Besucher immer wieder Geräusche aus der Ferne von Filmen oder Tonaufnahmen. Poppig-bunte Installationen wie Martial Raysses "Raysse Beach" versetzen den Besucher in die 1950er Jahre zurück. Andy Warhols Schwarz-Weiß-Film "Sleep" (1963) besticht im Gegensatz dazu durch seine Einfachheit.

Im dritten Stockwerk sind weitere Kunstwerke zu sehen, die hier mit kurzer Vorstellung der Künstler und Fotos dieser Werke in anderen Ausstellungen versehen sind. Zu sehen ist unter anderem Fernand Légers "La Lecture", Alberto Giacomettis Bronzestatue "Grande Femme II" (1959-1960) sowie Joseph Kosuths Installation "One and Three Chairs" (1965). Bekannte Museen wie der Louvre in Paris sind ebenfalls ausgestellt - auch das Centre Pompidou-Metz, das ruhige Lebewesen, das hier als Miniatur noch in seinen Kinderschuhen steckt und auf sein Teflon-Dach wartet.

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