Mönch Martin Luther kontra Kaiser Konstantin

Trier · Soll ein Teil des Konstantinplatzes in Martin-Luther-Platz umbenannt werden? Der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld hat dem Wunsch der evangelischen Kirchengemeinde eine klare Absage erteilt. Und seine Entscheidung gibt bei der Umwidmung von Straßen und Plätzen den Ausschlag.

 Die Fläche vor der Basilika heißt bisher Konstantinplatz. Links im Hintergrund der Rote Turm mit dem Geläut der Basilika. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Die Fläche vor der Basilika heißt bisher Konstantinplatz. Links im Hintergrund der Rote Turm mit dem Geläut der Basilika. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier. Kaum war die Katze aus dem Sack, begann die öffentliche Diskussion: Gemeinsam hatten Triers Oberbürgermister Wolfram Leibe, Baudezernent Andreas Ludwig und Pfarrer Reinhard Müller von der evangelischen Kirchengemeinde vorgeschlagen, einen Teils des Konstantinplatzes in Martin-Luther-Platz umzubenennen (der TV berichtete am 23. Januar).
Laut Pfarrer Müller ist angesichts zweier großer Jubiläen im Jahr 2017 - 500 Jahre Reformation und 200 Jahre evangelische Gemeinde in Trier - die Idee entstanden. Von der Stadt angedacht wurde daher eine Teilumbenennung des Platzes. Demnach soll der in den 80er Jahren durch den Star-Architekten Oswald Mathias Ungers umgestaltete und durch einen Treppenring abgegrenzte Bereich unmittelbar vor der "Kirche zum Erlöser" - im Volksmund Konstantin-Basilika - zum Martin-Luther-Platz werden.
Ob es dazu kommt, ist mehr als zweifelhaft. In seiner Sitzung am Donnerstagabend hat der Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld die gewünschte Umbenennung in der vorgeschlagenen Form mit einem Votum von zehn Nein-Stimmen bei einer Ja-Stimme abgelehnt. Überraschend fanden sich nur wenige Zuhörer dazu im SPD-Fraktionsraum des Rathauses ein.
Kritische Anmerkungen


Die aber erlebten eine intensive Diskussion über die Umbenennung von Straßen und Plätzen im Allgemeinen und über die gewünschte Aufteilung des Platzes an der Basilika im Besonderen. Mit am Tisch saßen der Trierer Baudezernent Andreas Ludwig und Ralf Artkamp vom Amt für Bodenmanagement. Die hörten gleich zu Beginn kritische Anmerkungen über das Vorgehen des Stadtvorstands, der ohne den zuständigen Ortsbeirat einzubeziehen mit den Umbenennungsplänen an die Öffentlichkeit getreten war. So sei hinsichtlich des anstehenden Lutherjahrs unnötiger Zeitdruck entstanden.
In der Aussprache zeichnete sich sofort eine fraktionsübergreifende Mehrheit gegen ein Nebeneinander von Konstantin- und Martin-Luther-Platz ab. Regina Bruhn (Grüne): "Wir müssen die Bedeutung Konstantins für Trier bedenken. Sollen wir ihm nur noch einen Parkplatz widmen?" Udo Fleck (CDU): "Wir sind eine Römerstadt." Sein Vorschlag: Warum nicht die Arkaden am Platz in Martin-Luther-Arkaden umbenennen? Hinweis von Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Grüne): "Das ist kein öffentlicher Raum, da können wir gar nichts benennen."
Grundsätzlich sprach sich auch Heinrich gegen den Martin-Luther-Platz an dieser Stelle aus: "Ich habe was gegen das Aufsplitten von Plätzen." Ein Platz definiere sich durch seine bauliche Umgrenzung und nicht durch verschiedene Schilder. Heinrichs Vorschlag: Einen noch namenlosen Platz - etwa in einem Baugebiet - nach Luther benennen.
Dorothee Bohr (CDU): "Das Umbenennen von Straßen und Plätzen ist ein Übel. Das darf nur bei dringender Erfordernis geschehen." Fazit der Diskussion: Grundsätzlich solle Trier einen Martin-Luther-Platz oder eine Straße dieses Namens erhalten, aber nicht durch Zerstückelung dieser historischen Örtlichkeit.
Schließlich zog Baudezernent Ludwig ("Ich setze mich nun vielleicht zwischen alle Stühle") folgenden Kompromissvorschlag aus dem Ärmel: Gewidmet werden könnte die Fläche vor dem Haupteingang zur Basilika und der dort folgende Treppendurchgang zum Palastgarten. Der Vorschlag wurde als Kompromiss erwogen, allerdings mit Skepsis.
Dorothee Bohr: "Das ist doch nur ein Plätzchen. Entspricht das der Bedeutung Martin Luthers?" Es sei daher zu überlegen, so der Tenor im Rat, ob man dafür eine andere Bezeichnung statt "Platz" finden könnte - etwa "Martin-Luther-Passage". Mit knapper Mehrheit von einer Stimme wurde die Stadt beauftragt, den Kompromiss zu prüfen. Alternativ folgte die Bitte an die Verwaltung, an einer anderen Stelle der Stadt einen Platz oder eine Straße Martin Luther zu widmen.
Mit Erleichterung nahm Zuhörer Gilbert Haufs-Brusberg die Entscheidung auf. Der Trierer Rechtsanwalt sagte: "Historische Plätze in der Trierer Innenstadt sind sensible Orte, die grundsätzlich nicht umbenannt werden dürfen. Uns Trierer verbindet mit diesem Platz der Wiederaufbau der Basilika im 19. Jahrhundert und das Andenken an Kaiser Konstantin." Die Entscheidung des Rates richte sich nicht gegen die Person Martin Luther. Haufs-Brusberg: "Nach der Gestaltung durch Architekt Ungers ist dieser Platz den Trierern besonders ans Herz gewachsen. Für uns wird er immer der Konstantinplatz bleiben."

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