Mörderischer Spaß auf Zuruf

TRIER. Beste Unterhaltung mit einem Feuerwerk an Situationskomik bot das Satiricon-Theater mit seinem improvisierten Kriminalstück "Bei Zuruf: Mord!" in der Tufa Trier. Aus Ideen der Zuschauer schufen die Schauspieler aberwitzige Charaktere und eine mörderisch gute Geschichte.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der kleine Saal in der Tufa Trier, und das war gut so, denn die Zuschauer hatten eine wichtige Rolle an diesem Theaterabend. Ihre Ideen spielten mit bei einem improvisierten Kriminalstück, von dem anfangs nichts weiter existierte als ein Kostümfundus und eine grobe Struktur. Bekannt sei lediglich, dass es ein Opfer, drei Verdächtige, einen Ermittler und dessen Assistenten gebe, führte Hannah Swoboda, Initiatorin der Improvisationstheatergruppe "SponTat" des Satiricon-Theaters in ihren ersten Auftritt in Trier ein. "Also, liefern Sie uns Ihre Ideen!" Das ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen. Zumal sie bereits am Eingang ihre Mordfantasien auf Zetteln hinterlassen hatten und durch vertrauensbildende Maßnahmen wie Schultermassage durch Nebenmann oder -frau bestens eingestimmt waren. Und so sprudelten lebhaft Vorschläge, bis die Krimicharaktere geboren waren: Rosalinde Kieper (Karin Nossem), Klofrau am Hauptmarkt und begeisterte Flamencotänzerin im Hippie-Gewand, per Zuschauer-Zettel zu einem Tod durch gleichzeitiges Vergiften und Erwürgen verdammt. Oder Frieda Roth-Kohl (Hannah Swoboda), extrem kurzsichtige Kommissarin mit dem Hobby Tontaubenschießen und der angelnden Assistentin Tina Papaya (Karin Jostock). Dazu die Verdächtigen Aisha Mützke (Indra Schaub), Rosalindes türkische Kollegin an der Bürste, der ins Opfer verliebte 78-jährige Schürzenjäger Dieter Ebersdorfer (Theo Winter) und die Eifeler Biobäuerin Birgit Müller (Elke Becker), verliebt in Rosalindes Stalker Günther. Aus diesen Vorgaben mixten die "Spontäter" eine turbulente, an Trierer Schauplätzen spielende Handlung mit allen Elementen des klassischen Krimis, vom Leichenfund über Beweissicherung und Ermittlung bis hin zur Überführung des Täters im Stil eines Agatha-Christie-Finales. Wichtigstes Mittel: Die Assoziation. So fiel Becker zu ihrer Figur Milch und dazu eine Lactose-Allergie ein, die Initialzündung zu einer im Reformhaus spielenden Szene war. Auch alle anderen zeigten viel Fantasie und spontanen Witz, aus dem sich nicht nur unbeschreiblich komische Situationen, sondern auch herrlich satirisch überzeichnete Klischees entwickelten. Ob beim alten Lüstling Ebersdorfer oder der Hüften schwingenden Klofrau Mützke, die das Zwerchfell der Zuschauer erschütterte: "Ich Aisha, du wissen schon, wie bekanntes Hit." Die Schauspieler glänzten durch große Einsatzfreude bei der Ausgestaltung ihrer Rollen. Insbesondere Karin Jostock fiel als vorwitzige Tina Papaya auf. Sie setzte augenblicklich jede Inspiration um, entweder in fast clowneskes Mienenspiel oder spitzfindige Sprachschöpfungen. Am Ende des Abends regierte das Motto "Selten so gelacht" - und dazu die Freude einiger Krimifans, die auf den richtigen Täter getippt und Preise gewonnen hatten. Neue spontane Krimiversionen am 15. und 17. September, jeweils 20 Uhr. Infos: www.satiricon-theater.de.

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