Mogelpackungen

Aufruf der Verbraucherschutzorganisationen: Prüfen Sie vor jedem Einkauf genau das Kleingedruckte auf der Packung, besonders bei Fertiggerichten. Nur so können Sie - jedenfalls meistens - feststellen, ob drin ist, was draufsteht, ob etwa die Pizza tatsächlich mit Käse überbacken wird, der Schinkenbelag wirklich etwas mit Schinken zu tun hat oder die bekannte Packung auch die vermutete Menge eines Produktes enthält.



Im Bereich von Finanzgeschäften ist die Furcht vor Mogelpackungen seit Beginn der Finanzkrise deutlich gewachsen. Trotzdem gelingt es Betrügern immer wieder, Menschen mit frei erfundenen Gewinnversprechen ihr schwer verdientes Geld abzuschwatzen.

Ich ärgere mich über Mogelpackungen und darüber, dass ich zum Einkauf die Lesebrille mitnehmen muss, damit ich am Ende dann die gewünschte Menge und Qualität der Produkte zu Hause habe. Ich ärgere mich aber auch über die Gedankenlosigkeit vieler Menschen, die erwarten zu Billigstpreisen höchste Qualität erwerben zu können. Das hat nichts damit zu tun, sparsam zu haushalten oder Sonderangebote vernünftig zu nutzen. Aber manchmal kommt es mir so vor, als ob unsere gesamte Gesellschaft auf Mogelpackungen beruht. Wahlversprechen in der Politik, die nach der Wahl nichts mehr wert sind, Arbeitsplatzgarantien, die nur so lange gelten, wie Subventionen fließen, aber auch die angeberisch blendende Selbstdarstellung von Menschen, die eigentlich nicht viel zu bieten haben, sind nur drei Beispiele dafür. Und es hat den Anschein, dass diese Verkäufer von Mogelpackungen auch noch die Gewinner sind.

Gelegentlich frage ich mich sogar, ob Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit überhaupt noch wertgeschätzt werden.

Ingrid Müller, Pastoralreferentin in Trier fan/jöl

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