Monte Carlo hinter der Porta Nigra

Das römische Trier bekommt wieder seinen Circus Maximus: Am 19. August wird erstmals eine Rallye-Prüfung rund um die Porta Nigra ausgetragen - zur Freude von Motorsport-Fans, Händlern und Gastronomie. Aber es gibt auch Kritik am lauten Kurzbesuch.

 Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb (kleines Foto) wird Gas geben: Am 19. August wird eine Wertungsprüfung in der Trierer Innenstadt ausgetragen. Die 1,5 Kilometer lange Strecke führt von der Porta Nigra bis kurz vor den Hauptbahnhof und zurück. Grafik: TV-Datenmanagement/TV-Foto: Archiv/Funkbild

Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb (kleines Foto) wird Gas geben: Am 19. August wird eine Wertungsprüfung in der Trierer Innenstadt ausgetragen. Die 1,5 Kilometer lange Strecke führt von der Porta Nigra bis kurz vor den Hauptbahnhof und zurück. Grafik: TV-Datenmanagement/TV-Foto: Archiv/Funkbild

Trier. Die Rallye-WM vor der Haustür. Diese Floskel bedeutet normalerweise: Ganz in der Nähe treten Motorsportler kräftig aufs Gas, heizen durch Weinberge, brettern über alte Militärstrecken. Am Sonntag, 19. August, ist das mit der Haustür aber wörtlich zu nehmen. Dann werden ab 11 Uhr die besten Rallye-Fahrer der Welt erstmals in der Trierer Innenstadt auf Bestzeit-Jagd gehen. Vom Simeonstiftplatz aus in Richtung Hauptbahnhof und zurück. Mit Abstechern durch Koch-, Sichel- und Deworastraße. Insgesamt drei Runden, jeweils knapp eineinhalb Kilometer.

Tempojäger als Hoffnungsträger

Wenn Chef-Organisator Manfred Kronenburg vom Racing Team Trier über den Circus Maximus spricht, über "das Filetstück der Rallye", glänzen seine Augen: "Das wird das deutsche Monte Carlo", schwärmt er. Sicherheitsbedenken räumt er gleich von der Piste: "Sicherheitsmängel kann sich der ADAC als Ausrichter gar nicht erlauben. Die Sicherheit ist das oberste Gebot", sagt Kronenburg. 8000 bis 10 000 Zuschauer werden sich das Spektakel vor Ort anschauen können, das zudem im Fernsehen live übertragen wird. Drei Sitzplatztribünen werden errichtet. Die insgesamt 4,44 Kilometer lange Prüfung dürfte dabei für die Top-Piloten im Kampf um den Rallye-Sieg kaum ins Gewicht fallen - allzu große Zeitunterschiede dürfte es nicht geben.

Anwohner werden laut Kronenburg spezielle Ausweise erhalten. Insgesamt 300 "Marshalls" (Sicherheitskräfte) sollen zudem dafür sorgen, dass die Anwohner ihre Wohnungen betreten und verlassen können. Informationen zum Verlauf wurden bereits verteilt. Im Mai soll es zudem ein Informationsgespräch mit den Anwohnern geben.

Es gibt dabei auch Kritik an der Bestzeit-Jagd im Herzen Triers. Für Manfred Becker (Bündnis 90/Die Grünen) sprechen neben Sicherheitsbedenken und der Anwohner-Problematik weitere Faktoren gegen die Veranstaltung: "Ein Autorennen passt nicht in die Innenstadt. Das ist ein falsches ökologisches Signal. Zudem erhält Trier damit ein falsches Image", sagt Becker, der zudem die Kosten für die Stadt Trier im Auge behalten will.

Karin Kaltenkirchen von der City-Initiative Trier freut sich dagegen auf das PS-starke August-Wochenende: "Ich begrüße es sehr, dass Trier wieder im Zentrum der Rallye steht", sagt die CI-Chefin: "Wenn viele tausend Motorsport-Fans in der Stadt sind, profitiert davon natürlich auch der Handel." Kaltenkirchen setzt auch auf Nachhaltigkeit: Dass Motorsport-Fans später auch jenseits des Rallye-Wochenendes Urlaub in der Region machen.

Große Erwartungen hat auch Hans-Albert Becker, Chef der Tourist-Information Trier: "Wir sind heilfroh, dass wir die Rallye haben. Das ist ein Medienereignis und hilft Trier enorm." Schon Tage vor der Rallye sind die Hotels in Trier und Umgebung dabei ausgebucht. Der Circus Maximus werde Trier zudem stärker ins mediale Zentrum rücken: "Das wird spektakulär. Die Aufmerksamkeit auf Trier wird dadurch um ein Vielfaches erhöht", sagt Hans-Albert Becker.

Meinung

Mehr Licht als Schatten

Es gibt sicher gute Gründe, die Rallye-Prüfung durch die Trierer Innenstadt skeptisch zu sehen. Anwohner müssen ein paar Stunden lang Einschränkungen hinnehmen. Es ist laut, nicht ganz ungefährlich, nicht gerade ökologisch wertvoll. Und überhaupt: Wer braucht das eigentlich? Provokant gesagt: Ähnliches könnte man auch über den Rosenmontagszug sagen. Der ist etabliert, wichtig für Trier und steht nicht zur Debatte. Auch beim Circus Maximus überwiegt das Positive - trotz der Nebenwirkungen. Handel und Gastronomie profitieren im großen Stil. Konstantin-Trier wird zudem nicht nur auf den überregionalen Kulturseiten präsent sein, sondern auch im Sport. Dazu kommen Fernseh-Berichte mitsamt Live-Übertragung, jeweils mit dem Wahrzeichen Porta Nigra im Zentrum. Für Trier ist das eine unbezahlbare Werbung. a.feichtner@volksfreund.de

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