Morgens Kita, nachmittags Schule

Trier · Halbtags arbeiten sie in einem Kindergarten oder einer Jugendhilfeeinrichtung, halbtags werden sie zu Erziehern ausgebildet: In der Berufsbildenden Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Soziales (BBS-EHS) Trier hat ein landesweiter Modellversuch begonnen.

Trier. Erzieher sind gefragter denn je - nicht zuletzt aufgrund des Rechtsanspruchs von Eltern zweijähriger Kinder auf einen Kindergartenplatz. Vom kommenden August an gilt dies auch für Einjährige.
In Rheinland-Pfalz hat vor wenigen Wochen ein auf fünf Jahre angelegter Modellversuch begonnen: Während bislang eine Teilzeitausbildung zum Erzieher vier bis fünf Jahre gedauert hat - drei Jahre Ausbildung und bis zu zwei Jahre Berufspraktikum - kann diese nun auch in drei Jahren mit begleitender Berufstätigkeit absolviert werden. Als einzige Schule in der Region nimmt die Berufsbildende Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialpflege (BBS-EHS) in Trier an dem Modellversuch teil.
"Die Teilnehmer sind mindestens halbtags in einem Beschäftigungsverhältnis in einer sozialpädagogischen Einrichtung", erläutert Schulleiterin Martina Groß. Zweimal in der Woche haben sie acht Stunden Schule, manchmal auch am Wochenende. Hinzu kommt die Selbstlernzeit: "Ein anstrengender Weg", sagt Groß.
In den beiden Klassen sind insgesamt 60 Teilzeitschüler, davon 33 nach dem neuen Modell. "Die Klassen sind gemischt, das bereichert den Lernstoff und macht ihn konkreter", sagt Isabelle Marz, die die Schüler gemeinsam mit Sarah Ueing unterrichtet.
"Wir haben bei uns eine Altersspanne von 20 bis 49 Jahren", berichtet ein 43-jähriger angehender Erzieher. Bislang war er in der Medienbranche tätig, seit August hat er eine Halbtagsstelle in einem Kindergarten. "Durch meine dreijährige Tochter habe ich gemerkt, dass mir das Spaß macht", sagt er. "Die Ausbildung kommt mir sehr entgegen: Ich kann direkt in dem Bereich arbeiten und bin nicht erst mit 48 Jahren fertig." Der Zeitaufwand sei allerdings groß.
"Man kann von Anfang an viel mitnehmen", stellt Cynthia Follmann fest. Die 29-Jährige bekam als Kinderkrankenschwester eine Stelle in einem integrativen Kindergarten. "Ich habe aber auch mit Regelkindern gearbeitet und festgestellt, dass mir Hintergrundwissen fehlt", sagt sie. Mittlerweile ist sie in einem Regelkindergarten beschäftigt.
"Ich habe hier in der Schule vor 16 Jahren Kinderpflegerin gelernt", berichtet Steffi Monzel (37). "Seit 13 Jahren arbeite ich in einem Kindergarten in Bekond und möchte dort gern bleiben, aber mich auch zur Erzieherin weiterbilden." Die verkürzte Ausbildung findet sie ideal. Mit der Ansicht steht sie nicht allein: "Bereits im März hatten wir sehr viele Anmeldungen", sagt Groß. "Allerdings ist es für viele Einrichtungen schwierig, entsprechende Stellen vorzuhalten."

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