Mosel-Riesling zum Dolce

Die Globalisierung ist in der Weinbranche schon seit langem angekommen. Ob man das verteufeln oder bejubeln soll - die normative Kraft des Faktischen obsiegt jedenfalls.

Schon seit Jahrzehnten bringen Containerschiffe Rotweine aus der "neuen Welt" ins alte Europa. Mit der "neuen Welt" bezeichnen Weinkenner Australien und Südafrika - auch wenn diese Welt schon gar nicht mehr so neu ist. Aber manche Begriffe halten sich genauso wie die "neuen Medien", die tatsächlich auch schon seit mehr als 20 Jahren Realität sind. Das mal nur nebenher gesagt, zurück zum Wein: Globalisierung bedeutet ja auch, dass der Handel wechselseitig ist.
Viele Moselwinzer exportieren zum Beispiel ihre Weine auch in die USA, Australien, Japan oder nach Südkorea - und erzielen dabei gute Preise.
Aber auch in unserem "alten Europa" herrscht ein reger und beständiger Handel. Wer lässt denn schon einen kraftvoll-fruchtigen Primitivo aus Süditalien stehen? Und auch der Bordeaux aus Frankreich hat an der Mosel seine Freunde. Was hat nun die Mosel den Südeuropäern zu bieten?
Man sollte meinen: wenig, denn solch hartgesottenen Rotweintrinkern den Riesling schmackhaft zu machen, scheint kaum möglich. Stimmt aber nicht: Denn restsüße Auslesen und Spätlesen von der Mosel erfreuen sich mittlerweile großer Beliebtheit an der Adria. Dort ordern viele Fischrestaurants solche Weine. Denn sie passen hervorragend zum Nachtisch, den süßen "Dolce". So schließt sich der Kreis. Und wenn eines Tages der Moselriesling mit E-Mobilität nach Italien kommt, kann sich auch das schlechte (Umwelt)-Gewissen wieder beruhigen.

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