Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg

Bitburg · Einen ganzen Tag lang lief in Bitburg mal alles auf Platt - mit großem Programm von Lesungen über heimische Gerichte bis Musik. Rund 400 Besucher waren beim Dialekt-Tag "Moselfränkisch iewer all Grenzen" der Kulturgemeinschaft.

 Impressionen vom Dialekt-Tag in Haus Beda: Bei der Börse mit Fundstücke aus der Region taucht auch Eifeler Notgeld aus den 20er Jahren auf (oben links); darunter: TV-Kolumnist Fritz-Peter Linden bei seiner Lesung. Einfach lecker: Mehlkniedeln mat Spähk! Das kostne auch die Eifeler Miniköche mal gerne selbst. Zwei der Musiker: Patrick Riolett (unten Mitte) und Jo Nousse (unten rechts). TV-Fotos 12: Vladi Nowakowski

Impressionen vom Dialekt-Tag in Haus Beda: Bei der Börse mit Fundstücke aus der Region taucht auch Eifeler Notgeld aus den 20er Jahren auf (oben links); darunter: TV-Kolumnist Fritz-Peter Linden bei seiner Lesung. Einfach lecker: Mehlkniedeln mat Spähk! Das kostne auch die Eifeler Miniköche mal gerne selbst. Zwei der Musiker: Patrick Riolett (unten Mitte) und Jo Nousse (unten rechts). TV-Fotos 12: Vladi Nowakowski

Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"

Im Laufe des Tages, den die Kulturgemeinschaft Bitburg bei ihrer Veranstaltung "Moselfränkisch iewer all Grenzen" ganz dem Dialekt gewidmet hat, kommt im Haus Beda das Gespräch auf das "i", das sowohl im Moselfränkischen, als auch im Eifeler Platt ein Schattendasein führt. "Der Eifeler sagt beispielsweise Kender oder Konder, statt Kinder", erklärt die Mundartdichterin Rosi Nieder aus Herforst. Auch Kanner ist in manchen Orten geläufig. "Vermutlich deshalb, weil das "i" beim Sprechen den Mund zu einer Art Lächeln verzieht." Und der Eifeler lächele eben nicht gerne - "er laacht sich kapott, oder er zeigt gar keine Regung", erklärt Nieder.

Das Publikum im großen Saal "laacht sich kapott". Rund 400 Besucher sind seit dem Vormittag im Haus Beda, lauschen dem Rendezvous der Mundartdichter oder schauen sich im Erdgeschoss die Regionalia-Börse an, wo Bücher, Postkarten und allerlei Regionales zum Kauf angeboten werden.

Aber die Gäste, so ist es auch gewollt, mischen sich aktiv ein: "Bei uns sagt man auch nicht "mit", sondern "mot" ruft ein Besucher in den Saal, eine ältere Dame erwidert, bei ihr Daheem sage man "mat". Anhand vieler weiterer Beispiele wird schnell klar: Platt ist nicht gleich platt, die Aussprache variiert offenbar auch auf kleinstem Raum. "Fast jeder Ort spricht anders", sagt Werner Pies, der Ehrenvorsitzende der Kulturgemeinschaft Bitburg und Organisator der Veranstaltung: "Und am Ende verstehen sie sich doch."

Als am Nachmittag TV-Redakteur Fritz-Peter Linden aus seinen Kolumnen unter dem schönen Titel "Et jitt net jerannt" vorliest - abermals "laacht" sich der Saal "kapott" - wird so mancher Satz "op platt" von den Zuhörern im jeweiligen Dialekt nachgesprochen.

Erstaunlich, wie viele Facetten und Farben Sprache haben kann. Vorher und nachher gibt es Mundartlieder mit ManniJo und Patrick Riollet aus Frankreich, Achim Weinzen aus Trier und Joel Baschera aus Luxemburg - selbstverständlich darf auch Mundartsängerin Sylvia Nels aus Rittersdorf nicht fehlen. Auch hier zeigt sich die Verbundenheit zur gemeinsamen Sprache:

Einige Titel werden vom Publikum lauthals mitgesungen - dort singt man "mot", da singt man "mat" - egal.
Und auch kulinarisch kommen die Besucher auf ihre Kosten: Et gett - oder heißt es jetzt jitt? - wellkisch Kniedeln mat Spähk. "Was das ist? Na, Buchweizenknödel mit Speck", sagt Koch Thomas Herrig, der mit Unterstützung der "Europa-Miniköche Eifel" die passenden Speisen zur Veranstaltung liefert. Außerdem gibt es "Weijss Mehlkniedeln mat Spähk", auch so ein typisch Eifeler Rezept.

"Aber im Grunde ist die Speise europaweit bekannt, allerdings unter anderen Namen", erklärt Herrig. Im Süden nenne man das Ganze Spätzle, in Italien Gnocchi - die russische Bezeichnung für die lecker duftende Mehlspeise falle ihm gerade nicht ein, sagt der Koch. "Aber: In der Eifel ist die Butter ganz wichtig. Viel Butter."

Alle Mitwirkenden: Grußworte sprachen Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels, gleichzeitig auch Vorsitzender der Kulturgemeinschaft, und Landrat Joachim Streit, Schirmherr der Veranstaltung. Das Rendezvous der Mundartdichter: Katharina Pawelke, Dreis; Wilma Herzog, Gerolstein; Rosi Nieder, Herforst; Irmgard Diwersy, Bachem/Merzig; Rüdiger Schausen, Daleiden; Josef Peil, Mastershausen/Hunsrück; Patrick Feltes, Saarlouis; Philipp und Albert Conter, Arlon-Arel/Belgien; Georges Calteux, Echternach/Luxemburg; Moselfränkische Musik machten: ManniJo, La Schlapp Sawage, Sylvia Nels, Rittersdorf, und Hans Binsfeld, Bitburg, Theo Nieder, Patrick Riollet, Joel Baschera und Achim Weinzen. Lesungen boten: Yvonne Treis ("Ein Kaffee zum Mitholen, bitte") und Fritz-Peter Linden ("Et jitt net jerannt"). Thomas Herrig und die Miniköche sowie das Hotel Eifelbräu. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm und der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung.Extra

Der Monsignore mit dem Eifeler Herz

"Daheem" hat Andreas Heinz sein aktuelles Buch betitelt und bei der Veranstaltung am Samstag persönlich vorgestellt. Heinz, geboren 1941 in Auw, arbeitete nach seiner Priesterweihe in Rom in der Seelsorge des Bistums Trier und lehrte ab 1979 Liturgiewissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und ab den 1980er Jahren an der Theologischen Fakultät Trier. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Ehrenrings des Deutschen Liturgischen Instituts trägt die Eifel im Herzen. Der Sammelband "Daheem. Gedichte und Geschichten" ist seiner Heimat gewidmet und enthält neben Poesie auf Platt auch Kinderreime, Eifeler Redensarten, Gebete und Sprüche. Darüber hinaus findet der Leser im Kapitel "Richtig schreiben - leichter lesen" eine Anleitung, wie der Dialekt korrekt angewendet werden kann. Sehr lesenswert sind die "Steckelcher", kurze und humorige Geschichten aus der Eifel und die Redensarten für alle Lebenslagen.Extra

Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
Moselfränkisch wird zelebriert beim Dialekt-Tag in Bitburg
Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"
 Aufgeschlagen und reingelesen: „Daheem“ von Andreas Heinz.

Aufgeschlagen und reingelesen: „Daheem“ von Andreas Heinz.

Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"

Mehrkniedeln

Thomas Herrigs Rezept zum Nachkochen für vier Portionen: 6 Eier 250 Gramm Magerquark Etwas Salz Zwei Tassen Milch 400 Gramm Mehl. Den Teig anrühren und 30 Minuten stehen lassen. Dann mit einem Esslöffel in kochendes Salzwasser geben und kurz aufkochen lassen. Auf einem Sieb abtropfen lassen. Dazu braune Butter, Speck und Apfelmus.

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