Moselwindräder: Horst mit Rotmilan-Jungen gefunden - Rheinischer Verein bangt um Weltkulturerbe-Status

Fell/Riol/Mehring · Rückschlag für die Windkraft-Pläne von Juwi und den Stadtwerken Trier an der Mosel: In der Nähe der geplanten Anlagen hat ein Ornithologe Horste von windkraftsensiblen Vögeln gefunden. In einem Rotmilan-Horst werden Junge aufgezogen. Kritik am Flächennutzungsplan Windkraft übt derweil ein Verein aus Köln.

Moselwindräder: Horst mit Rotmilan-Jungen gefunden - Rheinischer Verein bangt um Weltkulturerbe-Status
Foto: (h_tl )

Fell/Riol/Mehring. Die Bürgerinitiativen IG Rioler Bürger, IG Windkraft Mehring und der Verein Feller Gegenwind halten die Änderung des Flächennutzungsplans Windkraft der Verbandsgemeinde Schweich für nicht genehmigungsfähig. Es seien viele Fehler gemacht worden, Unterlagen und Gutachten seien unvollständig. Ob über dem Moseltal 200 Meter hohe Windräder gebaut werden dürfen, darüber entscheidet letztlich die Kreisverwaltung. Die ist Aufsichtsbehörde und hat noch kein abschließendes Votum darüber abgegeben, ob die vom Verbandsgemeinderat Schweich beschlossenen Vorrangflächen für Windkraft genehmigungsfähig sind oder nicht.

Nun bekommen die Bürgerinitiativen in ihrem Kampf gegen die Windkolosse Rückendeckung von dem Ornithologen Martin Becker aus Wittlich. Becker hat Vogelhorste bestätigt, die bei den Untersuchungen für den Flächennutzungsplan nicht berücksichtigt wurden. Im Horst eines Rotmilans im Bereich Molesbach hat Becker zwei Jungvögel entdeckt. Die Bürgerinitiativen haben sie "Porta" und "Mosella" getauft. "Sie sollen das Tor zur Mittelmosel vor Zerstörung durch Habgier schützen", sagt Erwin Britz vom Verein Feller Gegenwind.

Auch einen Wespenbussard und Wanderfalken, ebenfalls windkraftsensible Vögel, hat Ornithologe Becker bestätigt.
"Wo man nicht gesucht hat, wurde auch nichts gefunden", sagen die Bürgerinitiativen. Schaue man jedoch genauer hin, falle auf, dass eine Vielzahl schützenswerter Arten dort ihr Zuhause und ihr Nahrungshabitat hätten.

Die Stimmen der Bürger, Vereine und Verbände, die es für falsch halten, auf den Moselhöhen bei Riol und Mehring Windkraftwerke zu errichten, haben zugenommen. Die IHK Trier warnt vor erheblichen Einbußen beim Tourismus. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (siehe Extra) hat sich ebenfalls gegen den Bau der Windräder ausgesprochen. Die Planung kollidiere mit dem FFH-Gebiet Feller Bachtal und dem Schutz des Moseltals als landesweit bedeutsame historische Kulturlandschaft, so die Begründung. Auch Randzonen eines Schutzgebietes seien nach gängiger Rechtsprechung schützenswert, schreibt der Rheinische Verein an die Kreisverwaltung. Ferner laufe die Planung Bestrebungen entgegen, den Unesco-Status eines Weltkulturerbes für die Mosel zu erlangen.

Eindringlich bittet der Rheinische Verein den Kreis, dem geänderten Flächennutzungsplan für die VG Schweich nicht zuzustimmen. Bedrängt wird der Kreis auch in einem anderen Punkt: Die Bürgerinitiativen haben schriftlich um Aufklärung gebeten, wie die Weisung des Landrats zu verstehen sei, keine weiteren Prüfungen und Gutachten mehr bezüglich der Flächennutzungspläne zu verlangen. Das hatten die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Konz, Schweich und Trier-Land von der Kreisverwaltung verlangt, damit sie ihre Flächennutzungspläne noch in diesem Jahr realisieren können (der TV berichtete am 26. Juli).
"Ist es Aufgabe der Aufsichtsbehörde, die Deadline für die Verbandsgemeinden zu verkürzen oder zu prüfen, ob in den Verfahren keine Fehler gemacht wurden?", fragt Erwin Britz.Extra

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. mit Sitz in Köln hat mehr als 4000 Mitglieder. Es gibt ihn seit dem Jahr 1906. Vereinsziel ist die Förderung der Denkmalpflege und der Schutz der Kulturlandschaft in einem Gebiet, das sich über Nordrhein-Westfalen hinaus auf die ehemalige preußische Rheinprovinz erstreckt. Also auch bis nach Rheinland-Pfalz, das Saarland und den Rheingau. alf

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