Show Viele spektakuläre Inszenierungen in der Manege des Moskauer Zirkus beeindrucken Jung und Alt in Trier
Trier · Der Moskauer Zirkus aus Nordrhein-Westfalen zeigte in Trier „One World“, eine Show mit einer Aussage unter besonderem Vorzeichen. Wir haben sie uns angesehen und uns vor Ort ein Bild für Sie gemacht.
Es ist – wie so vieles, das gerade langsam in unser grau gewordenes Leben zurückkehrt, – eine kleine Ewigkeit her, seit das letzte Mal ein großes Zirkuszelt im ansonsten eher statischen Trierer Stadtbild für farbliche Abwechslung sorgte. Und die Vorzeichen hätten für den Moskauer Zirkus aktuell wohl trüber kaum sein können (der TV berichtete).
Wiederholt werden soll nur kurz Folgendes: Auch wenn der Zirkus seit 21 Jahren unter der Leitung des Deutschen Gino Frank und seiner ukrainischen Frau Leyla Mak steht und sowohl Ukrainer als auch Russen in ihrem Team seit Jahren harmonisch zusammenarbeiten, war er aufgrund seiner Bezeichnung Moskauer Zirkus in den vergangenen Wochen immer wieder Anfeindungen in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Der Name ist aber nur ein Hinweis auf die lange ukrainisch-russische Zirkuskultur, an die sich das Programm anlehnt. Der Moskauer Zirkus hat seinen Sitz nicht in Russlands Hauptstadt, sondern in Hamminkeln in Nordrhein-Westfalen.
Trotz Gegenwind und Hürden hieß es nun von Donnerstag bis Sonntag allabendlich „Manege frei!“ in einem von Deutschlands bekanntesten Zirkussen – und obendrein einem „der letzten großen und noch aktiven“ überhaupt.
Was einen programmatisch eher klassisch ausgerichteten Zirkus wie diesen auch heute noch reizvoll und besonders macht, ist die bewährte Kombination aus professionellen und lustigen Clowns, waghalsigen Seiltänzern, scheinbar lebensmüden Tierdompteuren und talentierten Artisten.
Sie nimmt vor allem dem jungen Zuschauer buchstäblich den Atem, besonders wenn jemand eine Show wie diese das erste Mal in voller Länge live miterlebt. Das durchaus moderne und abwechslungsreiche Programm ist eine eigentümlich umgesetzte aber dem erfahrenen Zirkusbesucher bekannte Kombination aus virtuoser Akrobatik, klassischer Grazie, eindrucksvollen Stunts, aufwendig inszenierter Magie und viel Humor.
Der Moskauer Zirkus bringt seit Mitte der 1990er internationale Artisten der Spitzenklasse nach Deutschland in die Manege. Die für ihre Perfektion bekannten und mit mehreren Preisen ausgezeichneten Künstler versetzten das zahlreich erschienene Publikum im Trierer Messepark ins Staunen.
Gerade für die Jüngsten ist es ein nachhallender Eindruck eines magischen Märchenlands, der bleibt. Es ist eine Art Zauberwald voller bunter Farben und spektakulärer, fast surreal anmutender Inszenierungen. Darsteller in Superheldenkostümen, mit grellen Lichtern mit Neonfarben, Luftballons und Süßigkeiten. Also alles, was ein Kinderherz begehrt.
Betritt man die vorangeschobene Vorhalle im Eingangsbereich des imposanten Riesenzelts, fühlt man sich unweigerlich ehrfürchtig. Und ein Hauch von Nostalgie überkommt einen, denkt man an den großen Aufwand, der den ständigen Auf- und Abbau und die Vorbereitung einer solchen Kulisse immer wieder aufs Neue erfordern. Der Zirkus ist heute für viele von uns eine bedeutende Erinnerung, die wir miteinander teilen, da es ihn gefühlt irgendwie schon immer zu geben scheint.
Dabei ist der erste Besuch eine herausstechende Kindheitserinnerung, die anhaltend im Gedächtnis bleibt. Beim erneuten Besuch fühlt man sich deshalb auch Jahre später wieder in eine Zeit zurückversetzt, in der man selbst als Kind das erste Mal mit strahlenden Augen einen Zirkus besuchte. Und man beginnt zu schwelgen und sich selbst wieder ein paar Jahre jünger zu fühlen.
Die Kehrseite: Neben zahlreichen Illusionisten, Artisten und Akrobaten hat auch der Moskauer Zirkus eine bereits angedeutete kleine, in der Vergangenheit bereits mehrfach von der Tierschutzorganisation PETA kritisierte Auswahl an Wildtieren, deren Bedingungen über die Jahre aufgrund der stets strenger werdenden Tierwohl-Anforderungen der Gesellschaft kontinuierlich verbessert wurden. Die Hauptattraktion sind drei bengalische Tiger, von denen der Größte bis zu 400 Kilo wiegen soll. Aber auch einige Ara-Papageien, ein Kakadu und eine junge Python-Schlange, die eingangs zur Unterhaltung während den Vorbereitungen und als Fotomotiv für interessierte Familien fungierte, sind Teil des tierischen Programms.
Nach eigenen Angaben von Zirkusdirektor Frank „besucht ein lokaler Vertreter des Veterinäramts alle zwei Tage den Zirkus, um die Gesundheit und das bestmögliche Wohlbefinden für die Tiere unter den gegebenen Bedingungen zu gewährleisten“. Ob man unter den gegebenen Bedingungen in stets umherziehenden Käfigen von einer artgerechten Haltung sprechen kann, sei dahingestellt. Dennoch sind es vor allem auch die tierischen Darbietungen, insbesondere mit riesigen Raubkatzen, die als Highlight des Abends für allgemeines Staunen sorgen.
Die kontrovers diskutierten, dafür aber auch absolut in der Minderheit stehenden Tiervorführungen des breitgefächerten Programms beeindruckten die Zuschauer. Vor allem aber das urkomische russisch-ukrainische Clown-Duo und Ehepaar, genannt „Blue & Red“. Mit Witz und Ausgelassenheit sorgte es immer wieder für heitere Lacher. Ob mit einer Maschine für Riesenseifenblasen oder einem gezielten Popcorn-Abwurf der Eltern: Die beiden ließen an dem Abend sicher kein Kinderauge trocken. Aber auch die Akrobaten überzeugten im Lauf der knapp zweistündigen Show immer wieder mit waghalsigen Stunts, unerklärlichen Illusionen und gefährlichen Darbietungen in schwindelerregender Höhe. Das Ganze wurde durchgängig begleitet und abgerundet mit mystischen Nebel-, Licht- und Musikeffekten, die Vorfreude und Anspannung bei den des Zuschauern noch steigerten. Als Hilfsinstrumente dienten modernste Apparate – darunter eine Art Flammenwerfer – sowie eine spezielle Auswahl von maßgeschneiderten Illusionskonstruktionen, Zauberkästen und ein Riesentrampolin.
Egal ob Freund von Magie, Akrobatik, humoristischer Unterhaltung oder Tierdarbietung – der Moskauer Zirkus deckt die gesamte Palette voll ab.