Mühsamer Alltag, glanzvolle Ehrung

TRIER/HAMBURG. Der Alltag hat die Trierer "Nestwärme" wieder. Am vergangenen Wochenende bekam die Initiative in Hamburg den "Hanse Merkur Preis für Kinderschutz", eine Art Oscar für soziales Engagement. Jetzt geht es im Tagesgeschäft darum, endlich auch offiziell als Kinder-Kompetenzzentrum für die Region Trier anerkannt zu werden.

 Hilfe, wo es nötig ist: Schwerst kranke Kinder und ihre Familien brauchen Unterstützung. Wie Nestwärme hilft, das wollte die Frau des Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler (kleines Bild, rechts) von der Vorsitzenden Petra Moske genau wissen.Foto: dpa

Hilfe, wo es nötig ist: Schwerst kranke Kinder und ihre Familien brauchen Unterstützung. Wie Nestwärme hilft, das wollte die Frau des Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler (kleines Bild, rechts) von der Vorsitzenden Petra Moske genau wissen.Foto: dpa

Das Erlebnis der Preisverleihung wirkt immer noch nach. Nicht so sehr wegen der 20 000 Euro Preisgeld, obwohl die Nestwärmler jeden Cent gut brauchen können. Und auch nicht wegen der 650 geladenen Gäste im ehemaligen Repräsentationshaus des Hamburger Senats, die das Projekt aus Trier feierten. "Das schönste war das Gefühl, mit seiner Arbeit ernst genommen zu werden", sagen Petra Moske und Elisabeth Schuh, Vorsitzende und Geschäftsführerin des Vereins, der sich um die häusliche Pflege schwerst kranker Kinder kümmert. Eva Luise Köhler, die Frau des Bundespräsidenten, hat sich lange und ausführlich nach der Arbeit von Nestwärme erkundigt. Die Manager der Versicherungsgruppe, die den Preis vergibt, hatten eigens eine Delegation nach Trier geschickt, um die Initiative unter die Lupe zu nehmen. Sogar ein Filmteam war aus Hamburg angereist, um für die Preisverleihung ein professionelles Porträt zu drehen. "Das war schon sehr bewegend", erinnert sich Moske. Dabei ist "Nestwärme" durchaus verwöhnt, was überregionale Anerkennung angeht. Wettbewerbspreise gab es nicht nur, wie diesmal, für das Projekt "Zeit schenken", das generationsübergreifend Familien kranker Kinder mit Menschen zusammenbringt, die bereit sind, zu helfen. Auch die Aktion "Nestwärme-Stunden", bei der sozial engagierte Unternehmen Eltern Gutscheine stiften, die von Zeit zu Zeit den Einsatz einer professionell geschulten Entlastungskraft ermöglichen, und die innovative Internet-Plattform PortaL gewannen Ideen-Wettbewerbe. Nur zu Hause "gilt der Prophet manchmal weniger als auswärts", wundert sich Elisabeth Schuh. So kämpft die im letzten Jahr gegründete gemeinnützige Nestwärme GmbH seit langem um die Anerkennung als Kinder-Kompetenzzentrum für die Region Trier. Mit diesem offiziellen Status wäre es endlich möglich, für die 13 Mitarbeiterinnen, die fast 30 Kinder intensiv betreuen, eine vernünftige Ausstattung zu finanzieren. Zurzeit lebt man von der Hand in den Mund, fährt mit Privatfahrzeugen über Land und versucht, das Angebot aufrecht zu erhalten. Die Familien erhalten ganzheitliche Betreuung, inklusive qualifiziertem psychologischen und juristischen Rat. Die Kassen zahlen die festgelegten Pflegesätze, aber nicht die Infrastruktur und die Ergänzungs-Angebote. "Natürlich lassen wir keine Kinder ohne Hilfe liegen", betont Petra Moske. Aber man könne "doch nicht die Ausstattung aus den Spendenmitteln finanzieren". Die sollten, wie einst bei der großen TV -Nestwärme-Benefiz-Aktion, unmittelbar den Familien zugute kommen. Das Land hat für die Anerkennung grundsätzlich grünes Licht gegeben, und der Verein hat mit der Gründung der gemeinnützigen GmbH und dem Abschluss von Kooperationsvereinbarungen die Voraussetzungen geschaffen. Dass es trotzdem nur mühsam voran geht, hat mit der Stadt-Umland-Problematik zu tun. Wird das Nestwärme-Kompentenzzentrum in Trier anerkannt, bleibt der marode Stadtsäckel auf einem beachtlichen Teil der Kosten sitzen. Trotzdem hat man in der Sozialbehörde die Nestwärme für 2005 in den Pflegebedarfsplan aufgenommen. Viele der kleinen Patienten leben aber gar nicht in der Stadt. Deshalb wirbt Nestwärme zurzeit intensiv bei den Landkreisen darum, ihr Angebot ebenfalls in die dortigen Bedarfspläne aufzunehmen. Damit würde sich die Basis verbreitern und die Lasten auf mehrere Schultern verteilt. Petra Moske und Elisabeth Schuh sind optimistisch: "Wir hoffen auf Unterstützung, im Sinne der Kinder und ihrer Familien".

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