Münchener Band Klezmorim erinnert musikalisch an Geschichte

Schweich · Die Münchener Band Klezmorim (hebräisch für Volksmusikanten) hat sich auf eine musikalische und literarische Reise in einen dunklen Teil deutscher Geschichte begeben. Daran hat sie die Zuhörer im Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium teilhaben lassen.

Schweich. Es wurde ein traurig-schöner Abend in der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, den die Münchener Band Klezmorim gestaltete. Mit Texten, die sich auch 73 Jahre nach der verheerenden Synagogenbrandnacht und der Zerstörung jüdischer Geschäfte und Häuser am 9. November 1938 in die Seele brennen.
"Das Geheimnis der Erlösung ist die Erinnerung", heißt es im Talmud, und in diesem Geist hatte Sängerin Nirit Sommerfeld ihre hebräischen und jiddischen Texte ausgewählt. Mit warmer, voller Stimme interpretierte die in Israel geborene und in Deutschland aufgewachsene Jüdin ihre Stücke, mal beinahe schluchzend und klagend, mal leise Verzweiflung und Angst hauchend. "Meine Worte sind nur Tränen, nimm sie auf in deine Hand."
Verfolgung, Vertreibung, Pogrome, Diskriminierung und der Versuch systematischer Ausrottung hätten nicht verhindern können, dass Juden auf der ganzen Welt immer wieder Hoffnung schöpften und an das Recht ihrer Existenz glaubten, betonte die Sängerin, die in ihren Balladen auch die Geschichte der eigenen Familie porträtierte. Es waren persönliche Erzählungen und Erinnerungen, die dem Abend eine ganz besondere Note gaben. Und es war ganz sicher auch die hohe Kunst, mit der Klarinettist Andi Arnold sein Instrument beherrscht und der Musik so viel Tiefgang und Seele gab, dass es die Zuhörer tief im Inneren anrührte und in ihnen nachhallte.
Über alle Angst, Mutlosigkeit und Verzweiflung, die in den Texten von Paul Celan, Kurt Tucholsky und Eduard Petiska spürbar war, stellten die fünf Musiker von Klezmorim das Prinzip Hoffnung, "den Glauben an einen höheren Sinn", wie es Nirit Sommerfeld beschrieb.
"Warum müssen wir denn heute noch gedenken? Das ist doch alles so lange her", würden viele Menschen fragen. "Wenn wir gedenken", meinte die Jüdin, "dann öffnen wir die Augen für alles Unrecht, das auch heute noch geschieht, da, wo Minderheiten entrechtet und entmenschlicht werden!"
Mit einem frohen gesungenen Gebet, Temperament und viel Shalom endete ein gefühlvoller Abend, der den Blick in die Zukunft lenkte, weil er die Erinnerung an die Vergangenheit in sich trug. sbn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort