Multikulturelles Zentrum feiert Geburtstag

Trier · Studenten haben 1991 den Verein Multikulturelles Zentrum Trier gegründet, weil sie nicht mit der Asylpolitik der damaligen Bundesregierung einverstanden waren. Inzwischen haben die Mitglieder ein breites Bildungs- und Kulturangebot für und mit Migranten etabliert.

 Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck besuchte 2009 das Multikulturelle Zentrum Trier, das heute seinen 20. Geburtstag feiert. Foto: privat

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck besuchte 2009 das Multikulturelle Zentrum Trier, das heute seinen 20. Geburtstag feiert. Foto: privat

Trier. Die Schließung der Lufa, der Landesunterkunft für Ausreisepflichtige, ist für die Mitglieder des Vereins Multikulturelles Zentrum Trier eine große Sache. "Das war einer unserer wichtigsten Erfolge", sagt Fabian Jellonnek, als Ehrenamtlicher bei dem Verein aktiv. Außerdem habe sich der Verein mit Erfolg dafür eingesetzt, dass männliche Flüchtlinge zwischen 16 und 17 Jahren nicht mehr wie Erwachsene behandelt, sondern in Jugendhilfeeinrichtungen betreut werden. "Wir haben da auf Landesebene alle Verantwortlichen an einen Tisch bekommen", sagt Jellonnek.
Doch in seiner 20-jährigen Geschichte hat der Verein auch Rückschläge verkraften müssen. Vor etwa fünf Jahren spaltete eine Personaldebatte die Freiwilligen in zwei Lager. Einige engagierte Leute verließen die Gruppe, wie Jellonnek sagt. Außerdem habe der Verein mehrfach vor dem finanziellen Aus gestanden. Noch nicht durchsetzen konnten sich die "Multis" mit der Forderung zur Aufhebung der Residenzpflicht, die Flüchtlinge an ihren Landkreis bindet.
Studenten der Uni Trier hatten es sich 1991 zur Aufgabe gemacht, gegen die Asylpolitik der damaligen Regierung unter Kanzler Helmut Kohl zu kämpfen. Deswegen wurde der Verein gegründet (siehe Extra). Nach und nach entwickelten die Mitglieder ein umfangreiches Programm für und mit Migranten. "Wir sind ein selbstorganisierter und parteiunabhängiger Verein, der sich als Lobbyorganisation für Flüchtlinge und Migranten versteht", fasst Jellonnek zusammen. Nach der Gründung seien die Aktiven auf positive Resonanz gestoßen, auch wenn es Vorbehalte gegeben habe. "Wir sind links. Die konservativen Parteien haben bei vielen unserer Positionen die Nase gerümpft", sagt Jellonnek. Doch die Situation habe sich gebessert, und im Verein seien Freiwillige jeder politischer Couleur mit dabei.
Links und unabhängig


Die Ehrenamtlichen beackern heute drei Aufgabenfelder: Sie engagieren sich in der Politik, bieten Integrationskurse an und stellen ein Kulturprogramm auf die Beine. Zum Bildungsangebot gehören unter anderem Alphabetisierungs- und Sprachkurse. "So soll den Menschen die gesellschaftliche Teilhabe erst ermöglicht werden", sagt Jellonnek.
Neben dem Asta der Uni Trier und einigen Vereinen gehören überwiegend Einzelmitglieder dem Verein an. Finanziert wird er hauptsächlich aus Landesmitteln, etwa über die Landesbeauftragte für Migration und Integration, und aus Projektfördermitteln etwa von Unternehmen oder gemeinnützigen Lotterien.
Der Verein feiert am heutigen Donnerstag am Mehrgenerationenhaus (siehe Extra). Gastredner ist der österreichische Autor Robert Misik.

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