Musik von der Schlechtwetterfront

TRIER. Tim Fischers Programm hat sich der derzeitigen Wetterlage angepasst. Sein musikalisches Sturmtief "Regen" fegte mit wechselhaften Emotionen durch den großen Saal der Tuchfabrik Trier und begeisterte rund 150 Zuschauer.

 Mit ausdrucksstarker Stimme lässt Chansonnier Tim Fischer Regen auf seine Zuhörer niederprasseln. TV-Foto: Constanze Junk

Mit ausdrucksstarker Stimme lässt Chansonnier Tim Fischer Regen auf seine Zuhörer niederprasseln. TV-Foto: Constanze Junk

Regen prasselt auf die Ohren der Zuschauer nieder, als sechs Männer mit Frack und Zylinder einen großen schwarzen Holzsarg auf die Bühne tragen. Ein leises Raunen geht durch die Menge. Der Deckel öffnet sich. Chansonnier Tim Fischer singt Lieder, die bewegen. Mit sehnsüchtiger und doch starker Stimme lässt er schwarze Wolken aufziehen und Nasswetter sich auftürmen. Es soll der Sonne an den Kragen gehen. Sanfte Böe und stürmischer Orkan

In Liedern von Ludwig Hirsch, Georg Kreisler, Thomas Pigor und vielen anderen singt er verlangend nach Liebe - und Regen. "Lass es regnen, tagein, tagaus", tönt seine Stimme und fleht das kühle Nass förmlich herbei. Doch zwischen seinen Türmen aus Schlechtwetterwolken blitzt hier und da auch die Sonne hervor. Und hierfür ist nicht nur das meist strahlende Lächeln des Sänger verantwortlich. Mit Charme gibt er mit seiner Mischung aus Chansons, Balladen und Schlagern ein Satellitenbild vom Großstadtflair Berlins bis hin zum provinziellen Salzburger Land. Sturmtief Tim fegt mit verschiedenen Stärken über die Lande. Fischer ist sanfte Böe und stürmischer Orkan, lässt die Menschen in sanfter Höhe schweben und reißt sie von den Stühlen. Seine Verwandlungen erinnern an homophile Travestiekunst. Er ist österreichisches "Madel", glitzernde Diva und die von einer Corona aus Regentropfen umhüllte Göttin der Nacht. Durch die Hochs und Tiefs des Lebens

Das Publikum ließ sich schon von der ersten Minute an fesseln. Ein charmantes Augenzwinkern, grazile Bewegungen, stimmliche Sicherheit und zwischendurch ein kleiner Scherz - Tim Fischer weiß seine Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Wie ein Regenmacher beträufelte er die Zuhörer mit seiner Musik. Es plätscherte, wallte und goss sich aus, war eiskalt und sommerlich warm. Fischer schwankte mit seinem Publikum durch die Hochs und Tiefs des Lebens, nicht ohne die tristen Zeiten zu verherrlichen. Aber genau diese meteorologische Metaphorik seiner Lieder brachte einen nicht enden wollenden Sturm der Begeisterung hervor und ließ es regnen - schier unendlichen Applaus und Spenden für Fischer Aids-Projekt in Zimbabwe.

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